Eine nachhaltige Kreislauf- und Abfallwirtschaft ist eine der zentralen Herausforderungen für die Kommunen und Regionen in Europa. Um die besten Ideen für eine saubere Umwelt von morgen zu diskutieren hatte der Kreis Lippe zu einem internationalen Workshop in die EU-Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen nach Brüssel eingeladen.
Der Workshop war Teil der European Weeks of Regions and Cities, einer Veranstaltungsreihe der Europäischen Kommission zum Austausch von Ideen und Maßnahmen aus den verschiedensten Städten und Regionen Europas. Vor etwa 100 interessierten Zuschauern diskutierten Vertreter aus der belgischen Wallonie und Lüttich, der französischen Gironde, dem polnischen Schlesien und der tschechischen Region Hradec Králové mit deutschen Teilnehmern aus Essen, Bielefeld und dem Kreis Lippe über die ökologischen und sozialen Aspekte der Kreislaufwirtschaft in Europa.
„Diese Veranstaltung bietet die ausgezeichnete Gelegenheit für einen innovativen Austausch von Ideen und bewährten Praktiken im Kontext nachhaltiger Kreislaufwirtschaft,“ erklärt Birgit Essling vom EU-Büro des Kreises Lippe in Brüssel, die den Workshop angestoßen und vorbereitet hatte. Während in Schlesien die Herausforderung vor allem im umweltfreundlichen Umgang mit der Steinkohle liegen, stellte der Regionsvertreter der Wallonie die Technik ihrer neuen Müllverbrennungsanlage vor. Aus Lippe stellen Dr. Ute Röder und Dr. Thomas Wolf-Hegerbekermeier zwei verschiedene Ansätze vor. Als innovative Idee zum nachhaltigen Umgang mit abgelagertem Abfall stellten die Lipper die in Deutschland erstmalig realisierte Kombination von Deponieabdeckung mit Fotovoltaiknutzung vor. Diese innovative Idee aus Lippe ist auf den beiden Deponien Hellsiek in Detmold und in Dörentrup realisiert.
„Auf beiden Deponien produzieren wir so Strom in der Höhe von über 12 Mio. Kilowattstunden für etwa 2.500 Haushalte und sparen gleichzeitig über 7.000 Tonnen CO2 jedes Jahr,“ erklärt Dr. Ute Röder, Fachbereichsleiterin Umwelt beim Kreis Lippe. Das Besondere sei zudem, dass mit der Abdeckung ein Großteil des Sickerwassers aufgefangen werde, das so nicht mehr aufwändig gereinigt werden müsse. „So erzielen wir Synergieeffekte, die der Umwelt und den lippischen Bürgerinnen und Bürgern durch günstige Abfallgebühren zu Gute kommen“, so Dr. Röder weiter, „denn neben der Stromerzeugung und günstigeren Sickerwasserreinigung erwirtschaften wir zusätzliche Einnahmen durch die Einspeisung des Stroms und die Verpachtung der Deponiefläche.“
Daneben präsentierte Dr. Thomas Wolf-Hegerbekermeier, Leiter Recht beim Kreis Lippe, die neueste Studie zum Cradle-to-Cradle (kurz: C2C)-Ansatz in Lippe. „Mit dem C2C-Ansatz haben wir gemeinsam mit Kienbaum Consultants, der Bertelsmann Stiftung und der Fachhochschule des Mittelstands die Potenziale einer zirkulären Wertschöpfung in Lippe untersucht“, so Dr. Wolf-Hegerbekermeier. „Wir wollten herausfinden, ob eine zirkuläre Wertschöpfung auch in regionaler Hinsicht Wachstumsimpulse für die Wirtschaft erzeugen kann“, so der Kreisjurist weiter. In Brüssel konnten die Lipper wichtige Kontakte knüpfen, um die Ideen der zirkulären Wertschöpfung weiter zu entwickeln.