Berlin (dapd). Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat den Kampf gegen Antisemitismus als Daueraufgabe für Politik und Zivilgesellschaft bezeichnet. „Es darf in Deutschland keinen Antisemitismus geben, von wem auch immer“, sagte die Ministerin nach dem brutalen Überfall auf einen Rabbiner in Berlin der „Ostsee-Zeitung“. Das Opfer will sich nach eigenen Angaben durch den Angriff nicht einschüchtern lassen. Der Rabbiner war am Dienstagabend in Schöneberg von Jugendlichen vermutlich arabischer Herkunft angegriffen und schwer verletzt, seiner siebenjährige Tochter war mit dem Tode bedroht worden. Die Suche nach den Tätern dauert laut Polizei an. Unterdessen warnte der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan J. Kramer vor einer Verharmlosung von Gewalt gegen Juden. Antisemitische Angriffe seien „keine Lausbubenstreiche, sondern Gewaltakte, die Verletzte und traumatisierte Opfer zurückließen“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Bei dem Übergriff habe sie sofort die deutsche Geschichte mit dem Holocaust im Kopf gehabt, sagte Leutheusser-Schnarrenberger der „Ostsee-Zeitung“. Dass ein solcher Übergriff in Deutschland passieren kann, zeige, wie wichtig es sei, dass die politisch Verantwortlichen alles tun, um das friedliche Zusammenleben von Religionen zu ermöglichen. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), forderte mehr Zivilcourage. „Jeder Einzelne ist gefordert, seinen Beitrag für ein gutes Miteinander zu leisten. Und zugleich in der Pflicht, aufzustehen, wenn Menschen aus welchen Gründen auch immer bedroht oder ausgegrenzt werden“, sagte Böhmer der „Rheinischen Post“. Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken äußerte sich bestürzt über den Angriff auf den Rabbiner. „Als Christen und als Deutsche tragen wir eine einzigartige Verantwortung dafür, dass Juden in Würde und Sicherheit in unserem Land leben und wirken können“, betonte ZdK-Präsident Alois Glück. Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki unterstrich nach einem Besuch der Gedenkstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“ die Notwendigkeit der Gedenkstättenarbeit. Sie trage dazu bei, auch künftige Generationen mit der Geschichte zu konfrontieren und die perverse Pseudo-Logik des Antisemitismus zu entlarven. Der Vorfall werde ihn nicht daran hindern, sich weiterhin für den interreligiösen Dialog zu engagieren, sagte der Rabbiner der „Berliner Morgenpost“. „In meinen Grundfesten bin ich nicht erschüttert“, betonte der jüdische Geistliche. Ein dumpfer Schläger werde ihn nicht von seinem Weg abbringen. Nach dem Überfall hat sich im Schöneberger Kiez, in dem die Familie des Rabbiners zu Hause ist, nach Informationen der „Berliner Morgenpost“ spontan eine Bürgerinitiative gegründet. Zu den Initiatoren gehört Birgit Bessler. „Wir wollen unsere Solidarität und unser Mitgefühl zeigen“, sagte sie. Zugleich solle ein Zeichen gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit gesetzt werden. Junge Berliner Gläubige, darunter Muslime, Juden und Christen, wollen am Samstag (1. September) mit einer Straßenaktion für ein friedliches Miteinander in der deutschen Hauptstadt werben. Für Sonntag haben Sozialdemokraten und die evangelische Philippus-Nathanael-Kirchengemeinde im Heimat-Stadtteil des Rabbiners in Friedenau zu einer Solidaritätskundgebung aufgerufen. dapd (Politik/Politik)
Justizministerin nennt den Kampf gegen Antisemitismus eine Daueraufgabe
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Peer-Michael Preß
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