Berlin (dapd). Fritz Kuhns Wahlerfolg bei der Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl hat sowohl Grüne als auch die CDU gehörig durcheinandergewirbelt: Während der neuerliche Wahlerfolg in Baden-Württemberg am Montag die Grünen-Bundesspitze selbstbewusst auf konservative Wählerschichten schielen lässt, sorgt sich die CDU um die Erfolgschancen in Großstädten. In beiden Parteien löste der Wahlausgang auch Diskussionen über die bundespolitische Ausrichtung aus. Am Sonntag hatten die Stuttgarter Bürger den Grünen-Bundestagsabgeordneten Kuhn zu ihrem nächsten Oberbürgermeister gewählt. Er setzte sich gegen seinen Gegenspieler Sebastian Turner, den parteilosen Kandidaten von CDU, FDP und Freien Wählern, durch. Damit wird nun zum ersten Mal in Deutschland eine Landeshauptstadt von einem Grünen-Stadtoberhaupt geführt. In Stuttgart waren zuvor seit 38 Jahren durchweg CDU-Politiker als Stadtoberhaupt tätig. Die Christdemokraten stellen in den 20 größten deutschen Städten nun nur noch in Düsseldorf, Dresden und Wuppertal den Oberbürgermeister. Grüne nehmen konservative Wähler ins Visier Der Wahlsieg sei „ein riesengroßes Signal weit über Stuttgart und Baden-Württemberg hinaus“, sagte Grünen-Chefin Claudia Roth am Montag in Berlin dem Fernsehsender Phoenix. Während die CDU in den Metropolen nicht ankomme, seien die Grünen „schon lange bürgerlich, aber nicht kleinbürgerlich“. Auch ein Regierungswechsel in Bayern sei nun möglich. Zugleich warnte Roth ihre Partei davor, nach dem Wahlerfolg über eine konservativere Grundausrichtung zu debattieren. Bei der Stuttgarter Bürgermeisterwahl habe „die Gesamtpartei gewonnen, die hinter Fritz Kuhn stand und nicht eine besondere Perspektive von grüner Politik“. „Ich fände es völlig falsch, wenn wir jetzt plötzlich in eine Flügelrhetorik zurückfallen würden“, meinte die Grünen-Vorsitzende. Der baden-württembergische Verbraucherschutzminister Alexander Bonde (Grüne) hatte zuvor mit Blick auf die Wahl Kuhns gesagt, seine Partei habe „große Chancen als starke Kraft in der politischen Mitte“. Auch Roths Co-Vorsitzender, Cem Özdemir, betonte die Erfolgschancen der Grünen bei den konservativen Wählern – schloss zugleich aber eine schwarz-grüne Koalition auf Bundesebene aus. „Wir reichen den Unionswählern die Hand. Ich sehe aber nicht, wie wir im Bund zusammenkommen sollten. Dafür sind die Unterschiede dann doch zu groß“, sagte Özdemir dem Bayerischen Rundfunk. CDU hat „Lebensgefühl der Großstädter“ nicht getroffen In der Union sorgte die Niederlage für Katerstimmung. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe wertete den Sieg der Grünen als „bedauerlich“ für seine Partei. Es sei eine „bleibende Herausforderung“ für die CDU, nach geeigneten Wegen für eine spezifische Ansprache der Wähler in Großstädten zu suchen, konstatierte der Generalsekretär. Alarmiert äußerte sich der Vorsitzende der kommunalpolitischen Vereinigung der Union, Peter Götz. „Wenn die CDU die Großstädte verliert, wird es auch bei Landes- und Bundestagswahlkämpfen schwerer“, sagte Götz der „Rheinischen Post“ (Dienstagausgabe). Die CDU müsse das „urbane Lebensgefühl“ mehr in ihre Kampagnen aufnehmen, forderte er. Anders als seiner Partei sei es den Grünen gelungen, „das Lebensgefühl der Großstädter zu repräsentieren“. Der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin Laschet riet hingegen davon ab, vorschnell Schlüsse aus dem Wahlausgang zu ziehen: „Wir dürfen nicht den Grünen nachlaufen, das wäre falsch“, sagte Laschet der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstagausgabe). Kuhn habe in Stuttgart gewonnen, weil er sich bürgerlich gegeben habe. dapd (Politik/Politik)
Grünen-Spitze erfreut über Kuhns Erfolg im konservativen Stuttgart
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Peer-Michael Preß
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