Berlin/Rom (dapd). Eine gute halbe Stunde wird sie dauern, die Privataudienz von Bundespräsident Joachim Gauck bei Papst Benedikt XVI. im Vatikan. Beim Treffen des ehemaligen Pastors aus Rostock mit dem katholischen Kirchenoberhaupt aus dem oberbayerischen Marktl begegnen sich am Donnerstag ab 11.00 Uhr in der päpstlichen Bibliothek vor allem zwei Staatsoberhäupter. Themen des Vier-Augen-Gesprächs werden unter anderem die Europapolitik und die Lage im Nahen Osten sein, wie deutsche Regierungskreise in Berlin erläuterten. Gauck ist bereits am Mittwoch nach Rom geflogen. Seine Lebensgefährtin Daniela Schadt war diesmal nicht mit an Bord der Regierungsmaschine. Berichte, wonach der Heilige Stuhl darauf gedrungen hat, dass der offiziell noch mit seiner ersten Frau Gerhild verheiratete Bundespräsident ohne Partnerin erscheinen solle, wurden in Berlin zurückgewiesen. Es sei in dieser Sache „keine Weisung oder Empfehlung aus dem Vatikan gekommen“. Auch habe man im Schloss Bellevue über diese Frage gar „nicht groß diskutiert“, hieß es. Dann war es also pures diplomatisches Feingefühl, die katholischen Gastgeber nicht in eine prekäre Lage zu bringen. Der Bundespräsident wolle dem Papst die deutschen „Positionen zum Thema Europa“ erläutern. Benedikt XVI. wiederum werde wohl von seiner kürzlichen Libanon-Reise erzählen. Gauck beabsichtige aber auch, das Oberhaupt der katholischen Kirche über die Lutherdekade und das Lutherjahr im Jahr 2017 zu informieren, war von den deutschen Regierungsvertretern zu erfahren. Wenn sich die beiden streitbaren Intellektuellen über 500 Jahre Reformation unterhalten, dann dürfte ein klitzekleiner theologischer Disput allerdings doch unvermeidbar sein. Zwtl.: Besuch „im Sommer“ geplant Als bislang letzter deutscher Bundespräsident war Horst Köhler im Dezember 2009 von Papst Benedikt XVI. im Vatikan empfangen worden. Mit dem Ökonomen Köhler, der damals von seiner Ehefrau Eva Luise begleitet wurde, sprach das Kirchenoberhaupt in erster Linie über die Wirtschaftskrise und ihre Folgen. Im September 2011 schließlich besuchte der Papst bei seiner Deutschlandreise Gaucks inzwischen zurückgetretenen Vorgänger. Der geschiedene und wiederverheiratete Katholik Christian Wulff dankte nach dem Treffen Benedikt XVI. damals überschwänglich dafür, dass er „viele Zeichen gesetzt“ und Menschen „beschenkt“ habe. 40 Minuten Privataudienz also, danach wird Bundespräsident Gauck bei seinem „bereits im Sommer geplanten“ Besuch auch Kardinalstaatssekretär Tarciso Bertone treffen, die Nummer Zwei im Vatikan, und den Campo Santo Teutonico besichtigen. Die rund 1.200 Jahre alte Anlage nebst Friedhof in der Nachbarschaft des Petersdoms wurde schon von Kaiser Karl dem Großen begründet. Noch am Donnerstagabend fliegt der Bundespräsident nach Kroatien weiter. Bei seinen offiziellen Terminen in Zagreb wolle Gauck am Freitag zeigen, dass Deutschland dem Balkanland als „verlässlicher und hilfreicher Freund“ zur Seite stehe, hieß es in den deutschen Regierungskreisen weiter. Der EU-Beitritt Kroatiens ist für den 1. Juli 2013 geplant. Gauck wird am Samstag in Berlin zurückerwartet. dapd (Politik/Politik)
Gaucks halbe Stunde beim Papst
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Peer-Michael Preß
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