Berlin (dapd). Die Bundesregierung überprüft, ob sie Schulungen für Ärzte zum Verkauf „individueller Gesundheitsleistungen“ (Igel) weiterhin finanziell fördern sollte. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte am Montag in Berlin, die Prüfung solle „schnellstmöglich“ abgeschlossen werden. Das Ressort arbeite dabei mit dem Bundesgesundheitsministerium und dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zusammen. Unter den Begriff „Igel“ fallen Behandlungen, die überwiegend als medizinisch nicht notwendig gelten und von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt werden. Die Patienten müssen selbst dafür aufkommen. Zu den häufigsten Igel-Untersuchungen zählen das Glaukom-Screening auf Grünen Star und der vaginale Ultraschall auf Eierstock- und Gebärmutterkrebs. Die Ministeriumssprecherin bestätigte einen Bericht der „Berliner Zeitung“, wonach das BAFA, eine nachgeordnete Behörde des Wirtschaftsministeriums, Seminare mitfinanziert, in denen Ärzte den Verkauf von Igel-Angeboten an ihre Patienten lernen. Das Ministerium wolle „unternehmerisches Know-how in kleinen und mittelständischen Unternehmen und den freien Berufen“ fördern, sagte sie. Auch Ärzte „müssen sich am Markt behaupten“. Deshalb könnten laut der geltenden Richtlinie auch Schulungen zum der Verkauf der Igel-Angebote gefördert werden. Ob es dabei bleibe, werde nun geprüft. Genaue Zahlen zu solchen Schulungen konnte die Sprecherin nicht nennen. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 4.700 Schulungen für kleine und mittlere Unternehmer und Freiberufler gefördert worden. 43.800 Teilnehmer seien bei den Veranstaltungen dabei gewesen. Der Gesundheitsexperte der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), sagte, die Förderung sei „zumindest für Arztpraxen, wenn es darum geht, möglichst viel Leistung zu verkaufen, fragwürdig“. Seminare zu Igel-Angeboten sollten nicht mit Steuergeldern gefördert werden, sagte Spahn im Sender n-tv. Auch die Grünen-Gesundheitsexpertin Biggi Bender forderte, derartige Beratungen nicht mehr zu fördern. Solche Verkaufstrainings unterstützten eine tendenziöse „Aufklärung“ der Patienten, sie zerstörten das Arzt-Patient-Verhältnis und richteten gesundheitlichen und finanziellen Schaden an, sagte sie der „Berliner Zeitung“. Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums betonte, es gebe einen Verhaltenskodex für Ärzte zum Umgang mit dem Igel-Angebot. Die Patienten müssten umfassend informiert werden und auch wissen, dass sie die Kosten selbst tragen. Im neuen Patientenrechtegesetz, das im Herbst vom Bundesrat behandelt werden solle, sei eine weitere Stärkung der Informationsrechte vorgesehen. Wie viel Geld Patienten für die Igel-Angebote ausgeben und ob es dabei eine Steigerung gibt, konnte die Sprecherin nicht sagen. Da es sich um privatärztliche Verträge mit dem Patienten handele, gebe es im Gesundheitsministerium „keine systematische Erfassung“. dapd (Politik/Politik)
Bundesregierung überprüft Förderregeln für Ärzte-Schulungen
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Peer-Michael Preß
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