Berlin (dapd). Die Bundesregierung sollte kriselnden Zeitungen ebenso helfen wie Pleite-Banken: Das hat der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, in einem dapd-Interview gefordert. „Solange sich der Staat für den Erhalt von maroden und korrupten Banken finanziell engagiert, die eine Beschädigung der Demokratie in Kauf nehmen, sollte er erst recht Verantwortung für diejenigen Zeitungen tragen, welche für ein funktionierendes Gemeinwesen unerlässlich sind“, sagte er in Berlin. Der Staat müsse nicht, aber er könne bestimmte Erleichterungen erwägen, beispielsweise steuerliche. Es gebe gute Gründe, „gegen alle Widersprüche“ den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit seinem Kultur- und Bildungsauftrag zu erhalten und zu verteidigen, sagte Staeck und fügte hinzu: „Warum sollte nicht gleiches für Qualitätszeitungen gelten?“ In der Zeitungsbranche reihten sich in den vergangenen Monaten die Hiobsbotschaften aneinander: Die „Financial Times Deutschland“ wird eingestellt und produziert am Freitag (7. Dezember) ihre letzte Ausgabe. Die „Frankfurter Rundschau“ hat Insolvenz angemeldet, dem Berliner Verlag drohen Stellenkürzungen. Bei der Nürnberger „Abendzeitung“ gingen Ende September die Lichter aus. Im Oktober hatte die Nachrichtenagentur dapd Insolvenz angemeldet. Staeck sieht dennoch eine Zukunft für die Zeitungsbranche. „Solange sich Menschen noch als analoge Wesen verstehen, wird es auch ein Bedürfnis nach bedrucktem Papier geben“, erklärte der Grafikdesigner. Deshalb würden Zeitungen in absehbarer Zeit nicht zum bloßen Nischenprodukt mutieren. Natürlich sei Kreativität gefragt, um sich aktiv mit der digitalen Konkurrenz zu messen. Staeck kritisierte, die Entwicklung tragfähiger Geschäftsmodelle sei in Zeiten größter verlegerischer, technischer und wirtschaftlicher Umbrüche versäumt worden. Wenigstens jetzt müssten akzeptable und praktikable Wege gefunden werden, um journalistische Leistung zu finanzieren. „Das Ziel muss ein bürgerschaftlich geförderter Qualitätsjournalismus sein, solange ein gesellschaftlicher Bedarf danach besteht“, sagte der 74-Jährige, der der Akademie der Künste in Berlin seit 2006 vorsteht. Staeck forderte, auch die Berichterstattung müsse verbessert werden. Es müssten eigene, gut recherchierte Themen gesetzt werden. „Recherche bedeutet mehr als die Eingabe eines Begriffs in eine Suchmaschine“, erklärte er. Darüber hinaus müssten Substanz und kritische Vielfalt gewährleistet werden, ein Stamm qualifizierter freier Mitarbeiter gepflegt sowie nicht alles auf Online-Formate heruntergebrochen werden, empfahl er. dapd (Vermischtes/Politik)
Akademie der Künste: Steuererleichterungen für kriselnde Zeitungen
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen