Paderborn. Mit Prof. Dr.-Ing. Iris Gräßler wurde zum Oktober 2013 zum ersten Mal eine Frau auf einen Lehrstuhl in der Fakultät für Maschinenbau der Universität Paderborn berufen. Sie übernimmt den Lehrstuhl für Produktentstehung und die Leitung der Fachgruppe Produktentstehung am Heinz Nixdorf Institut (HNI) in der Nachfolge von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gausemeier, der weiterhin als Seniorprofessor tätig ist.
Der Paderborner Maschinenbau hat sich seit der Gründung der Universität im Jahre 1972 kontinuierlich zu einem leistungsstarken Schwerpunkt für die Ingenieurausbildung und Forschung entwickelt. Etwa 570 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Wissenschaft und Forschung tätig, der Frauenanteil beträgt bei den wissenschaftlichen Angestellten über 20%. Neben 14 Professoren ist Iris Gräßler nun die erste Professorin an der Fakultät.
„Als Leiterin des Fachgebiets Produktentstehung liegt mir insbesondere der Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung, anwendungsorientierter Forschung und industrieller Praxis am Herzen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Iris Gräßler. Bestehende Forschungsfelder des Fachgebiets werde sie beibehalten und konsequent fortführen. Ausbaumöglichkeiten sieht Iris Gräßler vor dem Hintergrund der zunehmenden Dynamisierung des wirtschaftlichen Umfelds. Hierbei spielen Ansätze wie Nutzerzentrierung, agile Systementwicklung, modellbasierte Entwicklung mechatronischer Baukästen und Industrie 4.0 eine tragende Rolle. „Im geplanten gleichzeitigen Aufbau des Fraunhofer-Instituts „Entwurfstechnik Mechatronik“ sehe ich eine zusätzliche spannende Herausforderung“, so Gräßler.
Sie studierte Maschinenbau an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und legte dort 1995 ihr Examen zur Diplom-Ingenieurin ab. Bis Anfang 2000 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Produktionssystematik, Werkzeugmaschinenlabor der RWTH in Industrie- und Forschungsprojekten mit den Schwerpunkten Produktentstehung, Simultaneous Engineering und Produktionssysteme tätig. Ihre Promotion zum Themenfeld Simultaneous Engineering schloss sie 1999 mit Auszeichnung ab.
Anfang 2000 wechselte Iris Gräßler zur Robert Bosch GmbH. Bis Ende 2002 war sie im Bereich Produktentstehung für Bosch-weite Veränderungsinitiativen, wie z. B. Projektmanagement und Methodik Softwareentwicklung zuständig. 2003 habilitierte Iris Gräßler an der RWTH Aachen mit dem Thema „Entwicklung konfigurierbarer adaptiver mechatronischer Systeme“. Gleichzeitig war sie als Abteilungsleiterin im Geschäftsbereich Automobilelektronik für geschäftsbereichsweite Veränderungsprozesse verantwortlich. Als Projektdirektorin führte sie ab 2006 weltweit eine neue Systematik zur Absicherung der Mechanik-Zulieferqualität ein. Ab 2008 leitete sie im Zentraleinkauf der Robert Bosch GmbH Lieferantenentwicklungsprojekte mit strategischen Vorzugslieferanten. Durch Einführung von Lean Manufacturing und Lean Development entwickelte sie unternehmensübergreifende Wertschöpfungsketten im Sinne der Supply Chain Excellence.
2011 nahm sie den Ruf der Fachhochschule Köln als Professorin für Konstruktionsmethodik und Produktentwicklung an, bevor sie 2013 vom Rhein an die Pader wechselte. Als Referentin in der zentralen Entwicklungskoordination unterstützt sie zeitgleich die Weiterentwicklung und Umsetzung des Bosch Product Engineering Systems (BES). So gelingt ihr ein enger Austausch zwischen Forschung und industrieller Anwendung.