Bielefeld/Soest. Die OWL-Ingenieurin des Jahres 2012 heißt Feray Elbaylar und arbeitet im Miele-Werk Bielefeld. Mit dieser Auszeichnung, die heute zum dritten Mal vergeben wird, würdigt der VDI Bezirksverein Ostwestfalen-Lippe besonderes Engagement für die Gleichstellung von Frau und Mann sowie für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Die Verleihung des Preises, der mit 1000 Euro dotiert ist, findet bei Delta Energy Systems in Soest statt. Bewerben konnten sich Ingenieurinnen, die in OWL leben oder arbeiten sowie Familie und Beruf in Einklang bringen. Sie müssen für Nachhaltigkeit stehen und diese Einstellung auch privat leben, sich für junge Menschen aktiv einsetzen und somit ein Ansporn für junge Frauen sein. „Wir möchten auf Frauen als ,Hidden Champions‘ aufmerksam machen“, erklärt Mirjana Strahinovic, Juryvorsitzende und Arbeitskreisleiterin Frauen im Ingenieurberuf/fib Bielefeld, die Zielrichtung des Wettbewerbs.
Nach Ansicht der Jury erfüllt Feray Elbaylar die eingangs genannten Kriterien in besonders beeindruckender Weise. Als 7-Jährige mit ihren Eltern aus der Türkei nach Osnabrück gekommen, war bereits im Alter von zwölf Jahren begehrte Dolmetscherin bei Behördengängen der Verwandten und Bekannten. Während der Schulzeit entschied sie sich trotz der Skepsis von Freunden und Bekannten für das Studienfach Elektrotechnik und fand sich als eine von zwei Frauen zwischen 200 Kommilitonen wieder. Seit 20 Jahren arbeitet die heute 43-jährige Diplom-Ingenieurin im Miele-Werk Bielefeld, Bereich Entwicklung. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem der Systemtest an Haushaltsgeschirrspülern.
Darüber hinaus engagiert sie sich im Bereich der Praktikantenausbildung, um auf diesem Weg junge Frauen und Männer für den Ingenieurberuf zu begeistern. Durch ihr Vorbild hatte sich bereits die jüngere Schwester ermuntert gefühlt, sich ebenfalls für die Elektrotechnik zu entscheiden. Obwohl Mutter zweier Söhne, die heute sieben und 15 Jahre alt sind, und streckenweise ohne Chance auf Kita-Betreuung war Elbaylar fast durchgängig in Vollzeit berufstätig. So lebte der ältere Sohn aus der Not heraus über mehrere Jahre jeweils von Montag bis Freitag bei der Großmutter in Osnabrück, wo ihn seine Mutter mehrmals pro Woche nach Dienstschluss besuchte. Einen Beleg für praktizierte Nachhaltigkeit liefert zum Beispiel das Privathaus, das sie und ihr Mann mit Solartechnik auf dem Dach, aufwändiger Wärmedämmung und konsequenter Nutzung von LED-Technik ausgestattet haben. „Ich hoffe, mit meinem Werdegang als Beispiel zur Gleichstellung von Frauen zu dienen und zu zeigen, dass kulturelle Unterschiede, Familie und Beruf zu vereinbaren sind“, sagte Elbaylar anlässlich der Preisverleihung. Man müsse nur „an seine eigenen Stärken glauben und sich trauen, sich auf den Weg zu machen“.
Engagierte und kompetente junge Menschen beiderlei Geschlechts ihren Fähigkeiten und Neigungen entsprechend zu fördern, ist zentraler Bestandteil der Miele-Unternehmenskultur. Nicht zuletzt gilt dies für die Unterstützung junger Frauen in technischen Berufen beziehungsweise mit Blick auf die Vereinbarkeit von Job und Familie. „Daher freuen wir uns über diese Auszeichnung für unsere Bielefelder Kollegin ganz besonders und betrachten diese auch für unsere Arbeit als weiteren Ansporn“, sagt Sabine Kumlehn, Leiterin Personalentwicklung der Miele Gruppe.
Um das hohe Qualifikationspotenzial von Frauen zu fördern, engagiert sich Miele beispielsweise im Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen, beim Girl’s Day oder im Projekt MINT-Relation. Miele zählt zu den Unterzeichnern der „Charta der Vielfalt“, zu deren Zielen die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt in die Unternehmenskultur zählt, etwa mit Blick auf die Chancengleichheit von Männern und Frauen.