Gütersloh. Der Friedensnobelpreisträger und ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, erhielt am 07.11. den Reinhard Mohn Preis der Bertelsmann Stiftung. Kofi Annan nimmt die mit 200.000 Euro dotierte Auszeichnung aus den Händen der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Liz Mohn entgegen.
Die Bertelsmann Stiftung würdigt mit der Preisvergabe Annans vorbildlichen Einsatz für nachhaltige Entwicklung in der Welt. Die Laudatio vor rund 500 Gästen im Gütersloher Stadttheater hält der luxemburgische Premier Jean-Claude Juncker.
In der Begründung zur Preisvergabe heißt es, Kofi Annan sei es zu verdanken, dass sich heute viele Initiativen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft global, national und lokal für nachhaltige und generationengerechte Fortschrittsmodelle engagieren. Vielfach geschehe dies im Rahmen der Strukturen, die Kofi Annan als Generalsekretär der Vereinten Nationen initiiert und aufgebaut habe.
In Anwesenheit von Außenminister Guido Westerwelle und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler wird insbesondere Annans Einsatz für die Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen, die Global Compact-Initiative der UN und die Serie von Weltgipfeln zur nachhaltigen Entwicklung gewürdigt. Annan setzt sich auch nach seiner aktiven politischen Laufbahn persönlich für das Thema nachhaltige Entwicklung ein, etwa mit der von ihm gegründeten Kofi Annan Foundation und in der Allianz für eine grüne Revolution in Afrika (AGRA).
Laudator Jean-Claude Juncker sagte im Vorfeld der Veranstaltung, Kofi Annans Einsatz für Nachhaltigkeit sei eine zentrale Dimension seines Lebenswerks: „Nachhaltigkeit ist kein schmückendes Zeit-Wort. Es ist ein politisches und persönliches Leben in Verantwortung für die Welt von morgen in der Vernetzung einer aufzubauenden Weltgemeinschaft für die ganzheitliche Wirklichkeit von heute. Nachhaltigkeit wird so zu einer wachsenden globalen Menschlichkeit.“
Mit Bezug auf Annans Lebenswerk sagte Liz Mohn: „Nachhaltigkeit ist nicht weniger als das Streben nach einer Welt, in der es gerecht und human zugeht: zwischen den Völkern, innerhalb einer Gesellschaft, zwischen Generationen und damit für jeden einzelnen Menschen. Kofi Annan setzt sich seit Jahrzehnten mit großer Leidenschaft und Kompetenz für diese Ziele im internationalen Maßstab ein.“
Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, verwies auf die Chancen, die das Thema Nachhaltigkeit gerade für Deutschland habe: „Wenn Deutschland sich als Industriestaat dem Prinzip der Nachhaltigkeit verschreibt, damit die Zukunft kommender Generationen sichert und einen Beitrag zu globaler Teilhabe leistet, hat das weltweit Modellcharakter.“
Wie Ökonomie, Umwelt und Soziales zusammengebracht werden können, zeigt eine internationale Studie der Bertelsmann Stiftung, die für den diesjährigen Reinhard Mohn Preis in 35 Staaten erfolgreiche Strategien zur Nachhaltigkeit recherchiert hatte. Internationale Experten und Politiker, unter ihnen die ehemalige finnische Ministerpräsidentin Tarja Halonen, der Vize-Generalsekretär der OECD Yves Leterme und NRW-Umweltminister Johannes Remmel, diskutierten am gestrigen Mittwoch bei einer Fachkonferenz in der Bertelsmann Stiftung die Ergebnisse der Studie.
Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren gehören demnach ein starkes nationales Leitbild für nachhaltige Entwicklung, entsprechende Strategien, die institutionell verankert sind und von einer durchsetzungsstarken politischen Führung vertreten werden sowie mutige Pilotprojekte. Nur so seien die Voraussetzungen gegeben, um auch über Legislaturperioden hinweg der Politik eine klare Richtschnur zu geben, Entscheidungen schneller herbeizuführen und den Bürgern besser zu erklären.
Der Reinhard Mohn Preis erinnert an den 2009 verstorbenen Gründer der Bertelsmann Stiftung. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen, um im Rahmen von weltweiten Recherchen innovative Ideen für drängende gesellschaftliche und politische Herausforderungen zu finden und zu würdigen und ist mit 200.000 Euro dotiert. Kofi Annan wird das Preisgeld an die Kofi Annan Foundation weiterreichen, um deren Arbeit zu den Themen „Global Governance“ und „Nachhaltige Entwicklung” zu unterstützen.