Frankfurt/Main (dapd). Das Investmentbanking der Deutschen Bank liefert nicht mehr genug Gewinn, jetzt muss jeder zehnte Mitarbeiter der einstigen Vorzeigesparte gehen. Insgesamt baut das größte deutsche Geldhaus 1.900 Arbeitsplätze ab, 1.500 davon bei den Investmentbankern, wie das Institut am Dienstag bekanntgab. Zugleich teilte die Bank mit, dass sich der Konzerngewinn im zweiten Quartal nahezu halbiert habe. Unter dem Strich blieben dem Branchenprimus noch 661 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum waren es noch 1,2 Milliarden gewesen. Nun will die Deutsche Bank drei Milliarden Euro einsparen, der Stellenabbau soll dazu 350 Millionen Euro beitragen. Außerdem solle die Vergütungsstruktur verändert werden. Weitere Details ließ Finanzvorstand Stefan Krause aber offen; auch, wie lange sich das Institut für die Einsparungen Zeit lassen will. Die neue Doppelspitze aus Jürgen Fitschen und Anshu Jain werde die Einzelheiten im Rahmen der neuen Gesamtstrategie im September bekanntgeben. Der Aktienkurs schoss nach der Ankündigung des Stellenabbaus und der Einsparungen zeitweise nach oben, im Laufe des Nachmittags gaben die Papiere die Gewinne aber wieder ab. Ausgerechnet Jain, vormals Chef des Investmentbankings, musste nun bei seinem ersten Quartalsabschluss als Co-Chef bekanntgeben, dass diese Sparte vor Steuern nur noch 357 Millionen Euro verdiente. Im ersten Quartal waren es noch 1,7 Milliarden Euro gewesen, im besser vergleichbaren zweiten Quartal 2011 knapp eine Milliarde. Nun verdienten die Deutschbanker sogar im einst ungeliebten Privatkundengeschäft mehr Geld, vor Steuern waren es dort 398 Millionen Euro. „Wir sind sehr stolz auf unser Investmentbanking“, sagte Jain, doch die Größe der Mannschaft müsse den Marktbedingungen angepasst werden. Da das Geschäft wegen der anhaltenden Verunsicherung infolge der Schuldenkrise schwach sei, müssten die Stellen bis Ende des Jahres wegfallen. „Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist der Gegenwind stärker geworden.“ An einem anderen Brandherd bekam Jain unterdessen Unterstützung von seinem Aufsichtsrat. In einem Brief an die Mitarbeiter, der ebenfalls am Dienstag bekannt wurde, bestritten die Aufseher eine Beteiligung des Topmanagements an Manipulationen des Referenzzinssatzes Libor, der im internationalen Finanzgeschäft eine wichtige Rolle spielt. Nach aktuellem Stand der Untersuchungen sei „kein amtierendes oder früheres Mitglied des Vorstands auf irgendeine unangemessene Weise in die untersuchten Vorgänge um Referenzzinssätze verwickelt“. Vor der Klarstellung hatte es Spekulationen gegeben, ob Jain als früherer Chef-Investmentbanker von den Manipulationen gewusst haben könnte. Behörden in Europa und den USA verdächtigen rund 20 Finanzkonzerne, den Libor von 2005 bis 2011 durch falsche Angaben beeinflusst zu haben. Die Bank Morgan Stanley schätzt, dass auf die Deutsche Bank infolge von Zivilklagen Kosten von mehr als einer Milliarde Euro zukommen. Die Bank erklärte aber, für den Skandal seien lediglich wenige Mitarbeitern verantwortlich. Wegen der laufenden Ermittlungen wolle sich der Konzern nicht weiter äußern. Von einstigen Renditezielen ist die Bank derweil weit entfernt: Die Eigenkapitalrendite habe 6,8 Prozent betragen, hieß es in der Mitteilung. Im zweiten Quartal 2011 habe diese noch bei 13,9 Prozent gelegen. Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte vor einigen Jahren eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zum Ziel erklärt, war aber bereits in der Finanzkrise davon abgerückt. Gemessen an den neuen Eigenkapitalvorschriften steht die Deutsche Bank nach eigenen Angaben aber gut da. Die Kernkapitalquote (Core-Tier-1) habe zum Ende des zweiten Quartals 10,2 Prozent betragen und liege damit deutlich oberhalb der erforderlichen 9 Prozent. Im Zuge der Finanzkrise waren die Anforderungen verschärft worden. Banken müssen nun mehr Eigenkapital vorhalten, um mögliche Verluste ausgleichen zu können. Auch die Schweizer Großbank UBS meldete für das zweite Quartal einen Einbruch des Gewinns um mehr als die Hälfte. Der Profit sei auf 425 Millionen Franken (356 Millionen Euro) gefallen, nach 1,02 Milliarden Franken im Vorjahreszeitraum, hieß es. Grund seien unter anderem rote Zahlen in der Investmentbank, die sich allein mit dem Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook ein Minus von 349 Millionen Franken einhandelte. Im ersten Halbjahr 2012 kommt die Deutsche Bank auf einen Vorsteuergewinn von 2,8 Milliarden Euro. Das ist zwar viel weniger als zu besten Zeiten, doch immer noch dreimal so viel wie beim größten deutschen Konkurrenten, der Commerzbank. Diese gab am Montagabend bekannt, in der ersten Jahreshälfte rund 900 Millionen Euro vor Steuern verdient zu haben. Im Vorjahreszeitraum waren es noch mehr als eine Milliarde Euro gewesen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
TUI-Aktie setzt zu Höhenflug an
Hannover (dapd). Die Aktie des Tourismusriesen TUI hebt nach der Ankündigung des Chefwechsels ab: Am Dienstag führte das Papier die Gewinnerliste des Index der mittelgroßen Werte MDAX an und notierte über drei Prozent im Plus, während der Gesamtmarkt im Minus lag. Schon am Vortag war die Aktie nach der Ankündigung kräftig gestiegen. Unterdessen lehnte der Konzern Kommentare zu Zeitungsberichten ab, wonach der Aufsichtsrat die Zentrale in Hannover mit der Übertragung zusätzlicher Aufgaben stärken wolle. TUI hatte am Montag mitgeteilt, dass der Vorstandsvorsitzende Michael Frenzel nach dann 19 Jahren an der Spitze im Februar 2013 vorzeitig zurücktritt. Nachfolger wird der Deutschlandchef des Mobilfunkkonzerns Vodafone, Friedrich Joussen. Der Jurist Frenzel hatte im Januar 1994 den Vorsitz des Vorstandes des damaligen Mischkonzerns Preussag übernommen. Unter seiner Führung wandelte sich der Konzern in wenigen Jahren zum größten Touristikunternehmen Europas. Die „Hannoversche Allgemeine“ berichtete unterdessen, die TUI-Konzernzentrale in Hannover solle gestärkt werden. Zurzeit werden dort nur Beteiligungen verwaltet, während das tatsächliche Touristikgeschäft in London gemanagt wird. Der Aufsichtsrat setze sich für ein starkes Tourismusgeschäft in Hannover unter Führung der AG ein, schreibt die Zeitung. Ein Konzernsprecher lehnte jeden Kommentar dazu ab. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Sparkassen gegen Banklizenz für Euro-Rettungsschirm ESM
Berlin (dapd). Die Sparkassen lehnen eine Banklizenz mit unbegrenzten Krediten für den Euro-Rettungsschirm ESM ab. „Mit einer solchen Kreditaufnahmemöglichkeit würde das Verbot zur Staatsfinanzierung bei der EZB unterlaufen und das deutsche Haftungsrisiko übermäßig erweitert. Ein solcher Haftungsautomatismus ist auch nicht mit der Haushaltssouveränität des deutschen Parlaments vereinbar“, sagte der Präsident des Sparkassenverbands, Georg Fahrenschon. Kritisch äußerte er sich auch zu weiteren Käufen von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB). Eine Vermengung von Geld- und Fiskalpolitik beschädige das Vertrauen in die europäische Stabilitätspolitik. Glaubwürdigkeit lasse sich nur durch konsequente Konsolidierung der Eurostaaten gewinnen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Arbeitslosigkeit im Ferienmonat Juli gestiegen
Nürnberg (dapd). Die Hauptferienzeit und die schwächer werdende Konjunktur haben die Zahl der Arbeitslosen im Juli steigen lassen. Mit 2,876 Millionen Menschen ohne Job waren 67.000 mehr registriert als im Vormonat, aber 63.000 weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Der Anstieg im Monatsvergleich fiel damit fast doppelt so hoch aus wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre (34.000). Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Punkte auf 6,8 Prozent. Der BA-Vorstandsvorsitzende Frank-Jürgen Weise bewertete die Entwicklung als „grundsätzlich gut“. Der Trend der Vormonate habe sich fortgesetzt, allerdings seien Anzeichen für eine Abschwächung sichtbar, erklärte er. So nahm die Zahl der Arbeitslosen unter Herausrechnung aller saisonalen Effekte um 7.000 zu. Von einer Krise oder Trendwende am Arbeitsmarkt wollten auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) nicht sprechen. Die Entwicklung im Juli erklärte Weise vor allem mit der Hauptferienzeit in Deutschland: Viele Jugendliche hätten ihre Schul- oder Berufsausbildung beendet, würden aber von den Unternehmen erst nach den Ferien eingestellt und seien daher in der Zwischenzeit arbeitslos gemeldet. Das zeigt auch der deutliche Anstieg der Arbeitslosenquote bei den 15- bis unter 25-Jährigen von 5,5 Prozent im Juni auf 6,5 Prozent im Juli. Auch mit sonstigen Neueinstellungen hielten sich die Betriebe bis nach der Sommerpause zurück. Weiter gut entwickelt habe sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Sie stieg nach BA-Hochrechnungen für Mai im Vergleich zum Vorjahr um 592.000 auf 28,95 Millionen. Die Zahl der Erwerbstätigen erhöhte sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Juni um 496.000 auf 41,70 Millionen. Eine Trendwende oder Delle am Arbeitsmarkt sieht auch Weise noch nicht: Die Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung schürten zwar schlechte Erwartungen für den weiteren Jahresverlauf, konkretisiert habe sich aber noch nichts, betonte er. „Daher bleiben wir bei der Einschätzung: Es wird keinen weiteren Abbau von Arbeitslosigkeit geben, es wird weiter einen Aufbau von Beschäftigung geben, der aber nachlässt.“ Diese auf den ersten Blick widersprüchliche Aussage erklärte BA-Vorstand Raimund Becker mit der Zuwanderung: Seit Einführung der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit zum 1. Mai 2011 hätten 95.000 Menschen aus Osteuropa eine Beschäftigung in Deutschland aufgenommen. Im Zuge der Wirtschaftskrise seien weitere 28.000 Arbeitnehmer aus Griechenland, Portugal, Spanien und Italien dazugekommen. Allein dadurch habe sich die Zahl der Beschäftigten hierzulande um mehr als 120.000 erhöht, ohne dass die Arbeitslosigkeit gesunken sei. Für das Gesamtjahr geht die BA weiter von durchschnittlich 2,8 bis 2,9 Millionen Arbeitslosen aus. Komme es allerdings zu „Schocks“ im Zuge der Eurokrise, beispielsweise zur Pleite Griechenlands, seien solche Prognosen hinfällig, sagte Weise. Von der Leyen sagte: „Wir sehen zurzeit keine Anzeichen für krisenhafte Einbrüche.“ Da der deutsche Arbeitsmarkt aber „nicht immun gegen Ansteckungseffekte aus der Eurozone heraus“ sei, sei Wachsamkeit geboten. Rösler bezeichnete den Arbeitsmarkt als „in der Spur“, auch wenn die Fortschritte kleiner würden. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sprach von ernsten Warnsignalen. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit sei zum vierten Mal in Folge gestiegen und zeige, dass sich die Eurokrise langsam auch am Arbeitsmarkt bemerkbar mache. Die Hauptrisiken trügen jene acht Millionen Leiharbeiter, Minijobber und befristet Beschäftigten, die als erstes von Entlassungen betroffen seien. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Europäischer Betriebsrat verklagt HP
Böblingen (dapd). Die Massenentlassungen beim US-Computerkonzern Hewlett-Packard führen in Europa zu einem Rechtsstreit. Der europäische Betriebsrat fühlt sich unzureichend informiert und will Klage einreichen. „Nach unseren Informationen hat es seit der Ankündigung des Stellenabbaus drei Sitzungen des Betriebsrats mit dem europäischen Management gegeben“, sagte dagegen ein Sprecher der deutschen Gesellschaft mit Sitz in Böblingen bei Stuttgart am Dienstag der Nachrichtenagentur dapd. „Die Informationen sind auf europäischer Ebene zur Verfügung gestellt worden“, fügte er hinzu. Die internationalen Gewerkschaftsdachverbände Uni Global Union und industriALL warfen HP in einer Mitteilung vom Montag vor, das Unternehmen habe entgegen den Ankündigungen bereits mit dem Stellenabbau in Spanien begonnen und gegenüber dem Betriebsrat nicht einmal die grundlegenden Informationspflichten erfüllt. Das Gremium habe daraufhin die bisherige Betriebsvereinbarung mit HP aufgekündigt und wolle das Unternehmen nun vor einem belgischen Gericht verklagen. Der Vorsitzende des Betriebsrates, Udo Verzagt, war am Dienstag zunächst nicht zu erreichen. HP hatte im Mai eine Umstrukturierung angekündigt und will dazu weltweit 24.000 Stellen streichen. In Europa sollen 8.000 wegfallen. Für die einzelnen Landesgesellschaften wurden bislang keine Zahlen genannt. Dem Sprecher von HP Deutschland zufolge müssten die einzelnen Geschäftsbereiche zunächst ihre Planungen vorstellen, da es bei Projekten auch zu Überschneidungen zwischen den einzelnen Bereichen oder Ländern kommen könne. Sobald der Prozess abgeschlossen sei, würden Gespräche mit dem deutschen Betriebsrat aufgenommen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
US-Klagewelle hinterlässt tiefe Spuren in Bayer-Bilanz
Leverkusen (dapd). Die Klagewelle amerikanischer Frauen wegen möglicher Gesundheitsschäden durch die Anti-Baby-Pille Yasmin kommt Bayer teuer zu stehen. Weil der Konzern fast eine halbe Milliarde Euro für Vergleichszahlungen zurückstellen musste, brach der Nettogewinn im zweiten Quartal um mehr als ein Drittel auf 494 Millionen Euro ein, wie Bayer am Dienstag mitteilte. Das Unternehmen sieht sich in den USA mit Klagen von rund 13.500 Frauen konfrontiert, die behaupten, Gesundheitsschäden durch Pillen der Yasmin-Familie erlitten zu haben. Mit 1.877 der Betroffenen hat der Konzern ohne Anerkennung einer Haftung bereits Vergleichszahlungen in Höhe von 403 Millionen Dollar (328 Millionen Euro) vereinbart. In zahlreichen anderen Fällen lehnt der Konzern allerdings einen Vergleich ab. Ansonsten laufen die Geschäfte des Chemie- und Pharmakonzerns aber zurzeit trotz der Finanzkrise besser als erwartet. Konzernchef Marijin Dekkers hob deshalb die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Gesamtjahr ungeachtet der Yaz-Problematik an. Bayer erwarte für das Gesamtjahr inzwischen ein Umsatzplus von vier bis fünf Prozent statt wie bisher prognostiziert drei Prozent. Das entspreche einem Umsatz von bis zu 40 Milliarden Euro, sagte der Manager. Zugleich solle das bereinigte Ergebnis je Aktie um etwa zehn Prozent steigen. Im zweiten Quartal steigerte Bayer seinen Umsatz um 10 Prozent auf die neue Rekordhöhe von 10,2 Milliarden Euro. Dabei trugen alle drei Sparten – Gesundheit, Pflanzenschutz und Chemie – zum Wachstum bei. Die Gesundheitssparte Healthcare profitierte vor allem von deutlichen Umsatzzuwächsen in den Wachstumsmärkten wie China, aber auch in Nordamerika. Immer wichtiger werden für den Konzern dabei neu entwickelte Medikamente wie der Gerinnungshemmer Xarelto und das Krebsmedikament Nexavar. Dagegen war der Umsatz mit den Anti-Baby-Pillen der Yaz-Familie wegen der wachsenden Generikakonkurrenz rückläufig. Bei den rezeptfreien Medikamenten punktete Bayer nicht zuletzt mit Klassikern wie dem Hautpflegemittel Bepanthen und dem Schmerzmittel Aleve. Die Pflanzenschutzsparte CropScience konnte auch im zweiten Quartal an den gelungenen Saisonstart anknüpfen und profitierte vom anhaltend hohen Preisniveau für Agrarrohstoffe. Auch die Chemiesparte MaterialScience konnte den Umsatz steigern. Unter dem Strich trübten allerdings erneut hohe Sonderaufwendungen die Bilanz. Außerplanmäßige Abwertungen immaterieller Vermögenswerte und Sonderaufwendungen für Restrukturierungsmaßnahmen schlugen mit weiteren 244 Millionen Euro zu Buche. Die Folge: Während sich das operative Ergebnis (Ebit vor Sondereinflüssen) im zweiten Quartal um 6,7 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro erhöhte, lag das Konzernergebnis mit 494 Millionen Euro um 34 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Börse blickte aber nach vorne und belohnte die Anhebung der Ergebnisprognose mit einem deutlichen Kurssprung. Bis zum Dienstagnachmittag legte die Bayer-Aktie gut 1,5 Prozent an Wert zu. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Grüne wollen Friedrich vor Innenausschuss zitieren
Berlin (dapd). Nach den umstrittenen Personalentscheidungen bei der Bundespolizei wollen die Grünen Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vor den Innenausschuss des Bundestags zitieren. Dies bestätigte am Dienstag der Obmann der Grünen in dem Gremium, Wolfgang Wieland, der Nachrichtenagentur dapd in Berlin. „Ja, die Absetzung von Präsident Seeger und seinen Stellvertretern wird Thema auf der nächsten Innenausschusssitzung sein“, sagte Wieland. Friedrich müsse in der Sitzung „seine Umbauvorstellungen darlegen und erklären wie er die strukturellen Probleme der Bundespolizei in den Griff kriegen will“. Seeger war am Montag in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Der Bundestag tagt regulär erst in der Woche ab dem 10. September wieder. dapd (Politik/Politik)
Metro schreibt weiter rote Zahlen
Düsseldorf (dapd). Preissenkungen in Deutschland und das boomende Asiengeschäft sorgen beim Handelsriesen Metro trotz Finanzkrise wieder für Wachstum. Doch die Rückkehr zum Wachstum nach den Umsatzeinbußen des Vorjahres ist teuer erkauft. Denn die Preisoffensive und hohe Aufwendungen für den Konzernumbau sorgten auch im zweiten Quartal für rote Zahlen beim Düsseldorfer Handelsriesen. Konzernchef Olaf Koch zeigte sich bei der Präsentation der Quartalszahlen dennoch zufrieden. „Wir haben trotz Gegenwind Fahrt aufgenommen“, sagte er am Dienstag in Düsseldorf. Der Konzern habe seine Wettbewerbsfähigkeit gesteigert und die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um auch in einem harten Umfeld wieder wachsen zu können. „Wir wollen uns Marktanteile holen“, kündigte Koch an. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern trotz des schwierigen Starts weiterhin mit einem Umsatzplus und einem Ebit vor Sonderfaktoren „auf Vorjahresniveau“. Insgesamt hat der Handelsriese nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden in den ersten sechs Monaten rund 120 Millionen Euro investiert, um seine Preise wettbewerbsfähiger zu machen. Davon profitierten insbesondere die zuletzt schwächelnden Elektronikmarktketten Media Markt und Saturn. Durch die Preissenkungen und durch den Rückenwind der Fußball-Europameisterschaft konnte die Sparte ihren Umsatz im zweiten Quartal in Deutschland um 11,5 Prozent steigern. Außerdem profitierte sie vom Ausbau des lange Zeit vernachlässigten Online-Geschäfts. Das Ergebnis der Sparte blieb allerdings tiefrot. Die übrigen Sparten – der Metro-Großhandel, die Warenhaustochter Kaufhof und die Supermarktkette Real – schrieben im zweiten Quartal schwarze Zahlen. Insgesamt steigerte der Handelsriese seinen Umsatz im zweiten Quartal um 1,8 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro. Überdurchschnittlich fielen die Zuwächse vor allem in den Boomregionen Asiens mit seinem Umsatzplus von 34,4 Prozent aus. Das operative Ergebnis (Ebit vor Sonderfaktoren) verbesserte sich um 2,5 Prozent auf 314 Millionen Euro. Doch musste der Konzern unter dem Strich einen Verlust von 28 Millionen Euro ausweisen. Im ersten Halbjahr summierte sich damit der Verlust auf 110 Millionen Euro. Neben den Preissenkungen belasteten vor allem Wertberichtigungen in Höhe von 172 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Verkauf der britischen Großhandelssparte die Bilanz. Hinzu kamen Rückstellungen für Restrukturierungen in Höhe von 68 Millionen Euro. Koch sieht allerdings noch einen weiten Weg vor dem Konzern. „Wir sind angetreten, um die Metro nachhaltig umzubauen“, betonte er. Den ersten Schritt müssten weitere folgen. Dazu werde die Metro ihre Initiativen zu Kostensenkungen konsequent fortsetzen. Der Konzern hatte bereits in den vergangenen Wochen den Abbau von mehr als 1.000 Arbeitsplätzen angekündigt. An der Börse kamen die Ankündigungen des Metro-Chefs gut an. Die Aktie des Handelskonzerns gewann zeitweise mehr als vier Prozent an Wert. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Finanzkrise lässt die Kreditbranche bisher weitgehend kalt
München/Berlin (dapd). Trotz der Euro-Krise und einer sich eintrübenden Binnenkonjunktur fällt es den deutschen Unternehmen noch immer relativ leicht, sich bei den Banken Geld zu leihen. Auch die Zinskonditionen sind für sie nach wie vor vergleichsweise günstig. Das geht aus einer am Dienstag vom Münchner Ifo-Institut vorgelegten Unternehmensbefragung hervor. Demnach ist die Kredithürde für die deutsche Wirtschaft im Juli dieses um 1,3 Prozentpunkte höher geworden als im Vorjahresmonat. Laut den jüngsten Ifo-Daten empfinden es 21,2 Prozent der befragten Unternehmen als schwierig, Zugang zu Krediten zu bekommen. Dies seien immer noch weniger Firmen als vor Jahresfrist, betonten die Ifo-Ökonomen. Am schwersten tut sich bei der Kapitalbeschaffung demnach noch das Bauhauptgewerbe. Dort liegt die Kredithürde den Angaben zufolge derzeit bei 26,7 Prozent. „Die Finanzierungsbedingungen für die deutsche Wirtschaft sind noch immer extrem günstig“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn mit Blick auf die jüngsten Ergebnisse der monatlich durchgeführten Befragung. Die momentan zu spürende gesamtwirtschaftliche Unsicherheit schlage sich „offenbar noch nicht auf die Kreditvergabepraxis der Banken nieder“. Nach Auskunft des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) ist der Bestand an geschäftlichen Krediten im ersten Quartal 2012 annähernd konstant geblieben. Nach BdB-Angaben stehen deutsche Unternehmen derzeit mit Krediten im Gesamtwert von 872 Milliarden Euro bei den Geldinstituten in der Kreide. Zugleich hätten die Unternehmen die ihnen eingeräumten Kreditlinien in den ersten Monaten des Jahres „stärker als üblich“ ungenutzt gelassen. „Die Nachfrage der Unternehmen nach Krediten bleibt aufgrund der eigenen hohen Liquidität sehr verhalten“, heißt es beim Bankenverband. Das macht sich auch in den Kreditkonditionen für die Unternehmen positiv bemerkbar. So sind den Angaben zufolge die Zinsen im geschäftlichen Kreditneugeschäft im Vergleich zum Vorjahr weiter gesunken. Sie lägen „nahe ihren historischen Tiefständen“. In Zahlen ausgedrückt: Zuletzt betrugen die Effektivzinssätze für Kredite bis eine Million Euro BdB-Angaben zufolge je nach Laufzeit zwischen 3,41 und 4,31 Prozent pro Jahr. Bei Krediten über mehr als eine Million Euro habe der Jahreszins zwischen 2,44 bis 3,33 Prozent betragen. Dennoch warnen die Banker vor zu viel Zinseuphorie. Langfristig sei „mit spürbaren Änderungen“ im Kreditgeschäft zu rechnen. Die Finanzkrise und die Staatsschuldenkrise hätten die Finanzmärkte und das Bankgeschäft nachhaltig verändert, heißt es beim BdB. „Die Risikowahrnehmung der verschiedenen Marktteilnehmer hat sich verschärft und die Bereitschaft zur langfristigen Übernahme von Risiken ist gesunken“, berichtet der Bankenverband. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Verteidigungspolitiker erwägen Kauf bewaffneter Drohnen
Berlin (dapd). Verteidigungspolitiker von Regierung und Opposition erwägen, die Bundeswehr mit bewaffneten Drohnen zum Luftkampf auszurüsten. Solchen unbemannten Luftfahrzeugen gehöre die Zukunft, sagte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD im Bundestag, Reiner Arnold. Auch Politiker von FDP und CDU zeigten sich offen dafür. Linke und Grüne warnten hingegen vor dem Missbrauch zu illegalen Tötungseinsätzen. Drohnen würden in der Praxis „für kaltblütige Hinrichtungen“ genutzt, erklärte die Linke-Abgeordnete Inge Höger. Die Bundeswehr prüft derzeit die Beschaffung von Drohnen, die unter Umständen auch mit Raketen und kleinen Bomben ausgerüstet werden sollen. Die Luftwaffe fordert das schon länger. Derzeit hat die Bundeswehr in Afghanistan die unbewaffnete Version der israelischen Heron-Drohne im Einsatz. Im Gespräch für eine bewaffnete Drohne ist die US-Drohne Predator B. Entschieden werden soll frühestens im Herbst. Arnold sagte der „Frankfurter Rundschau“: „Auf längere Sicht wird an der Anschaffung von bewaffneten Drohnen kein Weg vorbeigehen.“ Er sprach sich dafür aus, die Flugkörper gemeinsam in Europa zu entwickeln und zu bauen. Sie könnten der Bundeswehr dann ungefähr ab dem Jahr 2020 zur Verfügung stehen. Der CDU-Verteidigungsexperte Bernd Siebert sagte dem Blatt, es gehe um eine Abwägung. „Einerseits ist natürlich das Risiko für die eigenen Soldaten geringer, im Einsatz das Leben zu verlieren. Auf der anderen Seite müssen aber die völkerrechtlichen Fragen geklärt sein.“ Auch die FDP-Politikerin Elke Hoff sagte, sie sei nicht grundsätzlich gegen die Anschaffung bewaffneter Drohnen. „Was mich allerdings erheblich stört, ist, dass nicht darüber diskutiert wird, welche Beschränkungen wir uns für den Einsatz von Drohnen auferlegen wollen.“ Die abrüstungspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Höger, forderte die internationale Ächtung von Kampfdrohnen. Im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet würden regelmäßig ganze Gruppen von Menschen von Kampfdrohnen aus „ermordet“. „Fast immer finden sich unter den Opfern nachweislich zahlreiche Zivilisten“, sagte sie. Ein bloßer Verdacht werde so „zum Todesurteil per Knopfdruck“. Notwendig seien ein umfassendes Verbot und eine globale Ächtung von Kampfrobotern und Killerdrohnen. Die Entwicklung eigener deutscher oder europäischer Kampfdrohnen wäre ein „fundamental falsches Signal“. Der Grünen-Sprecher für Sicherheitspolitik, Omid Nouripour, warnte, es dürfe keinen Blankoscheck für die Beschaffung von Kampfdrohnen durch die Bundeswehr geben. „Zuerst muss eine intensive politische Debatte über den Sinn und die Verwendung von Kampfdrohnen sowie über deren Vereinbarkeit mit dem Völkerrecht geführt werden.“ Es sei äußerst fraglich, ob es für die Bundeswehr Einsatzszenarien gibt, die die Anschaffung von bewaffneten Drohnen notwendig machen. dapd (Politik/Politik)