Berlin (dapd). Ausländische Fachkräfte können künftig leichter nach Deutschland einwandern. Ab sofort wird die „Blaue Karte EU“ eingeführt, ein spezieller Aufenthaltstitel für Hochqualifizierte. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) betonte, die sogenannte Blue Card steigere die Attraktivität des Arbeitsstandorts Deutschland. Auch ein Sprecher des Arbeitsministeriums sprach von einem „ersten wichtigen Schritt“ im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Die Bundesregierung geht davon aus, dass bis Jahr 2025 mehr als drei Millionen Fachkräfte in Deutschland fehlen werden. Auf diese Herausforderung will sie mit einer Doppelstrategie reagieren: Zum einen sollen vor allem Frauen verstärkt für den Arbeitsmarkt gewonnen werden, aber auch Jugendliche. Gleichzeitig sollen mehr ausländische Arbeitskräfte nach Deutschland gelockt werden. Ein Baustein hierfür ist auch die Blue Card für diejenigen Ausländer, die einen Hochschulabschluss oder eine vergleichbare Qualifikation besitzen. Sie müssen zudem ein Arbeitsverhältnis nachweisen, das ihnen ein Bruttogehalt von mindestens 44.800 Euro einbringt. Damit wird die bisherige Gehaltsschwelle von 66.000 Euro deutlich gesenkt. Für Mangelberufe ist die Gehaltsgrenze noch niedriger: Für Naturwissenschaftler, Mathematiker, Ingenieure, Ärzte und IT-Fachkräfte beträgt sie knapp 35.000 Euro pro Jahr. Besteht ein Arbeitsvertrag nach drei Jahren fort, erhalten die Inhaber der „Blue Card“ eine unbefristete Niederlassungserlaubnis, bei guten Deutschkenntnissen bereits nach zwei Jahren. Ausländer, die einen Hochschulabschluss haben und eigenständig ihren Lebensunterhalt sichern können, dürfen sechs Monate lang auf Arbeitsplatzsuche gehen. Ausländische Absolventen deutscher Hochschulen dürfen künftig 18 statt bisher 12 Monate nach einer Beschäftigung suchen. Rösler betonte, mit der „Blue Card“ werde der Einstieg in ein transparentes, an den Notwendigkeiten des Arbeitsmarktes ausgerichtetes Aufenthaltsrecht geschaffen. „Damit steigt die Attraktivität des Standortes Deutschland für qualifizierte Zuwanderer spürbar“, betonte Rösler. Qualifizierte Fachkräfte seien die wichtigste Quelle für Wachstum und Wohlstand. Aufgrund der demografischen Entwicklung sei Deutschland „immer stärker auch auf ausländische Fachkräfte angewiesen“. Ein Sprecher von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) begrüßte, dass es die „Blaue Karte“ nun gebe. Für ausländische Arbeitskräfte werde es künftig leichter, nach Deutschland und Europa zu kommen. Um dem Fachkräftemangel etwas entgegen zu setzen, müssten nicht nur die ungenutzten Potenziale im Inland genutzt werden, sondern auch die aus dem Ausland. Zurückhaltend äußerte sich der Direktor des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn, Klaus F. Zimmermann. Um zumindest den gegenwärtigen Stand von 44 Millionen Erwerbsfähigen dauerhaft zu sichern, sei nicht nur eine längere Lebensarbeitszeit sowie eine höhere Beschäftigungsquote von Frauen erforderlich, sondern auch eine aktive Zuwanderungssteuerung. Ziel müsse es sein, jedes Jahr zwischen 300.000 und 400.000 Fachkräfte aus dem Gesundheits- und Pflegebereich, Ingenieure und Dienstleister anzuwerben. Die „Blue Card“ sei zu kompliziert und daher nur schwer vermittelbar. (Mehr Informationen: www.integrationsbeauftragte.de ) dapd (Politik/Politik)
Kubicki zählt FDP-Chef Rösler an
Berlin (dapd). Schleswig-Holsteins FDP-Grande Wolfgang Kubicki hat Parteichef Philipp Rösler öffentlich angezählt und eine Führungsdebatte angestoßen. Für den Fall, dass die FDP im Januar 2013 den Wiedereinzug in den Landtag von Niedersachsen nicht schaffen sollte, kündigte Kubicki im Magazin „Stern“ an: „Dann muss was passieren.“ Momentan liegt die FDP in Hannover in den Umfragen bei vier Prozent. „Falls es nicht gelingt, über fünf zu kommen, wird es sehr schwer bei der Bundestagswahl im Herbst“, sagte Kubicki. Zudem plädierte der Fraktionschef im Kieler Landtag für einen Kursschwenk im Bund in Richtung einer Koalition von SPD, Grünen und FDP: „Mit Peer Steinbrück als Kanzler könnte ich mir ein Ampelbündnis sofort vorstellen.“ Dies wies Rösler jedoch prompt zurück. Er sehe dazu momentan keine Grundlage, sagte Rösler der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstagausgabe). „Vor allem in der Eurodebatte wird deutlich, dass uns einiges trennt.“ Nach der Attacke von Kubicki stellten sich führende Liberale aus Bund und Ländern hinter den Parteichef. „Ich verstehe nicht, was das wieder soll“, sagte Gesundheitsminister Daniel Bahr der Nachrichtenagentur dapd und fügte hinzu: „Völlig unnötig, dass Herr Kubicki sich wieder nur mit sich selbst beschäftigt, wo gerade die Umfragen wieder fester werden.“ Aktuelle Erhebungen sehen die FDP bundesweit bei fünf Prozent. Damit hat sich die krisengeschüttelte Partei leicht erholt. Kubicki selbst wollte sein Interview im Nachhinein nicht als Rücktrittsforderung verstanden wissen. „Die Frage nach einer Ablösung Philipp Röslers stellt sich nicht“, sagte er auf dapd-Anfrage. Seine Einlassungen sind dennoch brisant: Auf die Frage, ob die FDP nach einer Wahlniederlage in Niedersachsen einen neuen Bundesvorsitzenden brauche, antwortete er dem „Stern“: „Mehr als das: Dann brauchen wir vor allem eine neue politische Ausrichtung.“ Zugleich empfahl er den NRW-Landeschef Christian Lindner als neuen Parteichef: „Er ist für mich der geborene neue Bundesvorsitzende.“ Allerdings habe Lindner „erklärt, dass er seine Aufgabe zunächst in Nordrhein-Westfalen sieht“. Wie Bahr wies auch FDP-Generalsekretär Patrick Döring die Äußerungen entschieden zurück. „Es nützt niemandem, wenn Kubicki seinem Spieltrieb nachgibt und Personen und Parteien mal eben so auf seinem Schachbrett hin und her schiebt“, sagte Döring der „Braunschweiger Zeitung“ (Donnerstagausgabe). Es störe ihn, dass Kubicki als erfahrener Wahlkämpfer fünf Monate vor der Landtagswahl in Niedersachsen den Erfolg der FDP bezweifele. Auch der Spitzenkandidat der niedersächsischen FDP, Stefan Birkner, schimpfte: „Ich bin sauer, absolut.“ Was die FDP jetzt brauche, sei Geschlossenheit „und nicht die ständigen Störfeuer von Herrn Kubicki“, sagte Birkner im dapd-Gespräch. Kubicki hatte die FDP bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein gegen den Bundestrend deutlich über die Fünf-Prozent-Hürde geführt. Dies war kurz darauf auch Lindner in NRW gelungen. Durch die Wahlerfolge wurde die Führungsdebatte im Bund aber nicht gestoppt. Erst vor wenigen Tagen geriet der Bundeswirtschaftsminister wegen einer Äußerung zu einem möglichen Euroausstieg Griechenlands international in die Kritik. Fraktionschef Rainer Brüderle stärkte Rösler jedoch den Rücken. Die Bürger messen dem Vorsitzenden laut Umfragen kaum Kompetenz bei der Eurorettung zu. In der FDP-Spitze ist man sich nun unsicher, welche Folgen Kubickis Vorstoß haben könnte. „Kubicki ist nicht der Richtige für einen Putsch“, sagte ein Präsidiumsmitglied der Nachrichtenagentur dapd. „Es wird nichts passieren.“ Allerdings erinnern sich die Liberalen auch daran, dass Kubicki dereinst via Interview das Ende von Parteichef Guido Westerwelle einläutete. Im aktuellen „Stern“-Gespräch bereitete Kubicki noch sein eigenes politisches Comeback im Bund vor: „Ich denke in der Tat intensiv darüber nach, für den Bundestag zu kandidieren.“ Sollte er sich dafür entscheiden, wolle er auch für das Bundespräsidium der FDP kandidieren. Zudem brachte sich Kubicki als Bundesfinanzminister ins Gespräch: „Ich kann jedenfalls Zahlen lesen.“ dapd (Politik/Politik)
Zwei Geschäftsführer der Reederei Deilmann gehen
Neustadt in Holstein (dapd). Der Verzicht auf die Ausflaggung des Kreuzfahrtschiffs „Deutschland“ hat ein personelles Nachspiel. Da das Schiff weiter unter deutscher Flagge fährt, legen zwei der drei Geschäftsführer der Reederei Peter Deilmann zum 15. August ihre Posten nieder. Die Geschäftsführer Andreas Demel und Marcus Mayr wollten „die Entscheidung gegen den Registerwechsel der ‚Deutschland‘ nicht mittragen“, teilte Deilmann am Mittwoch in Neustadt in Holstein mit. Neu in die Geschäftsführung soll ein Finanzfachmann des Reederei-Eigentümers Aurelius einziehen. Die Reederei kritisierte zugleich die Kürzung von Fördermitteln für Schiffe unter deutscher Flagge. Solange die Flaggenförderung nicht wieder auf altes Niveau erhöht werde, seien die Rahmenbedingungen verzerrt, erklärte sie. Für den unternehmerischen Erfolg sei es „essenziell, mit ähnlichen Rahmenbedingungen zu agieren wie vergleichbare Reedereien auf dem deutschen Markt“. Diese ließen ihre Kreuzfahrtschiffe alle nicht mehr unter deutscher Flagge fahren. Nach Angaben einer Unternehmenssprecherin behält Konstantin Bissias als Dritter von drei gleichberechtigten Deilmann-Geschäftsführern seinen Posten. Die Reederei gehört seit 2010 zu 95 Prozent dem Finanzinvestor Aurelius AG. Das Kreuzfahrtschiff „Deutschland“ ist seit den 90er Jahren durch die ZDF-Serie „Traumschiff“ bekannt. Geschäftsführer Mayr begründete seinen Entschluss zum Rücktritt ebenfalls mit den Kürzungen bei der Förderung von Schiffen unter deutscher Flagge. Der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Hans-Joachim Otto, habe eine Wiederanhebung der Förderung für Schiffe unter deutscher Flagge in Aussicht gestellt. Die Flaggenförderung von früher 1,5 Millionen Euro sei aber beim Kreuzfahrtschiff „Deutschland“ im vergangenen Jahr „um 80 Prozent geringer ausgefallen als noch im Jahr 2009“, sagte Mayr auf dapd-Anfrage. Mayr bezeichnete es als Aufgabe des Gesetzgebers, „für gleiche Rahmenbedingungen zu sorgen bei Schiffen, die unter deutscher und unter fremder Flagge fahren“. Er betonte, dass das die „Deutschland“ „das einzige noch unter deutscher Flagge fahrende Kreuzfahrtschiff ist“. Auch die ursprüngliche Flaggenförderung sei lediglich ein Ausgleich gewesen für die „weitaus höheren Lohnnebenkosten, die ein unter deutscher Flagge fahrender Reeder zu zahlen hat“, sagte er. Mayr äußerte die Hoffnung, dass die „Organisationen und Politiker, die gegen den Flaggenwechsel protestiert haben, nun der Reederei auch wirtschaftlich helfen werden“. Er könne sich als Finanzfachmann aber nicht an Hoffnungen, sondern nur an Zahlen halten. „Das gebietet schon die Verantwortung für die Arbeitsplätze der Mitarbeiter“, betonte er. Die „Deutschland“ hat derzeit in London festgemacht und soll nach dem Ende der Olympischen Spiele deutsche Athleten nach Hause bringen. Die Besatzung des Schiffs protestierte erfolgreich gegen dessen Ausflaggung nach Malta. Unterstützung fand sie bei Staatssekretär Otto. Auch Bundespräsident Joachim Gauck äußerte Verständnis für den Protest. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Bundeskabinett geschlossen gegen Banklizenz für ESM
Berlin (dapd). Die Bundesregierung positioniert sich in der Diskussion über die richtigen Schritte zur Eurorettung klar gegen eine Banklizenz für den Rettungsschirm ESM. Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) lehnte diese am Mittwoch im Kabinett ab, seine Ministerkollegen stimmten zu. Rösler handelte laut Vize-Regierungssprecher Georg Streiter in Absprache mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Grünen kritisierten, mit einem bloßen Nein zu dem Vorschlag würden die drängenden Fragen nicht beantwortet. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte berichtet, dem ESM könnte per Banklizenz ermöglicht werden, bei der Europäischen Zentralbank (EZB) unbegrenzt Kredite aufzunehmen. Dies wollten wichtige Eurostaaten wie Frankreich und Italien sowie führende Mitglieder des EZB-Rats. Rösler wies solche Pläne zurück. „Wir wollen nicht den Weg in eine Inflationsunion“, sagte er in Berlin. Die geeigneten Instrumente, um die Eurozone zu stabilisieren, seien der Fiskalpakt und der ESM in der Form, wie er beschlossen wurde. Ähnlich äußerte sich Rösler nach Streiters Darstellung auch in der Kabinettssitzung. Der Vizekanzler, der die Sitzung während des Urlaubs der Kanzlerin leitete, sagte demnach, die Bankenlizenz sei „absolut nicht unser Weg“. Fiskalpakt und ESM müssten „erstmal zur Wirkung gebracht werden“. Rösler habe seine Aussagen mit Merkel abgestimmt, erklärte Streiter. Die Ministerrunde habe die Ansprache des Vizekanzlers „einmütig begrüßt“. Auf die Frage, was es bedeute, wenn die Kanzlerin sage, sie wolle alles tun, um den Euro zu stützen, antwortete Streiter: „Alles heißt: alles Erlaubte.“ Die Einschränkungen ergäben sich durch die deutsche Gesetzeslage und das Grundgesetz. Wie das Kabinett sprachen sich erneut auch Koalitionspolitiker gegen die Banklizenz für den ESM aus. Unionsfraktionsvize Michael Meister (CDU) sagte der „Rheinischen Post“, diese Variante bedeute, „dass die Zentralbank die Staatsfinanzierung übernimmt. Das wollen wir nicht und das werden wir nicht zulassen“. Zudem würde die Banklizenz „dauerhaft den Reformdruck von den Staaten nehmen“. Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Brüderle, mahnte: „Wir retten den Euro nicht, indem wir unbegrenzt Geld drucken.“ Das könne nur schiefgehen, warnte Brüderle im Deutschlandfunk. Er sprach von einem „inflationären Himmelfahrtskommando“, das die Eurostabilität erheblich gefährden würde. Auch der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) Michael Hüther, ist der Ansicht, dass eine Banklizenz für den dauerhaften Rettungsmechanismus „der Dammbruch“ wäre. „Wir hätten den verfügbaren Rettungsrahmen von einem Moment auf den anderen nicht mehr im Griff. Wenn sich der ESM bei der Europäischen Zentralbank refinanzieren könnte, hätten wir keinen Deckel mehr“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Dagegen sagte der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Gerhard Schick, eine Banklizenz für den ESM hätte Vorteile gegenüber der ebenfalls diskutierten Variante, wonach die EZB Staatsanleihen von Krisenstaaten aufkaufen könnte. Erstens wäre die Variante der Banklizenz billiger. Zweitens würde das Risiko nicht zur EZB verschoben, sagte Schick der „Saarbrücker Zeitung“. Er kritisierte, dass die Bundesregierung nur Nein sage, aber keinen Gegenvorschlag bringe. „Ablehnen allein bringt ja noch keine Antwort auf die Frage, was zu tun ist, wenn Spanien seine Kredite nicht bedienen kann, also zahlungsunfähig wäre“, sagte er. Mit Spannung wird die EZB-Ratssitzung am Donnerstag in Frankfurt am Main erwartet. Die Frage, ob die EZB Staatsanleihen von Krisenstaaten aufkaufen oder im Sinne der Geldstabilität darauf verzichten soll, dürfte eine zentrale Rolle spielen. dapd (Politik/Politik)
Zustimmung zur Koalition wächst
Köln (dapd). Gut ein Jahr vor der Bundestagswahl können Union und FDP mit steigenden Zustimmungswerten punkten. Im neuen ARD-„Deutschlandtrend“ legen Union und FDP zu, während SPD und Grüne an Boden verlieren. Top-Werte kann Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für sich verbuchen. Die Union legt einen Prozentpunkt zu und käme auf 36 Prozent, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Die FDP gewinnt ebenfalls einen Punkt und wäre mit fünf Prozent wieder im Parlament vertreten. Auf der anderen Seite verliert die SPD zwei Punkte und erreicht 28 Prozent. Die Grünen sinken um einen Punkt auf 13 Prozent. Die Linke verliert ebenfalls einen Punkt und kommt auf 6 Prozent, während sich die Piratenpartei um einen Punkt auf 8 Prozent steigert. 40 Prozent der Deutschen sind mit der Arbeit der schwarz-gelben Koalition zufrieden. Das sind nach ARD-Angaben fünf Prozentpunkte mehr als noch um Juni. Mit 59 Prozent überwiegt hier jedoch der Anteil der unzufriedenen Bürger. Mit der Arbeit der CDU sind 45 Prozent der Befragten zufrieden, bei der CSU sind es nur 26 Prozent und bei der FDP gar nur 12 Prozent. Mit der Arbeit von Bundeskanzlerin Merkel sind 68 Prozent zufrieden, zufrieden. Das ist laut ARD der beste Wert für die Kanzlerin seit Dezember 2009. Mit einer Zustimmung von 64 Prozent folgt Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), dahinter liegt Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) mit 60 Prozent. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier belegt mit 55 Prozent Zustimmung Rang vier. Platz fünf teilen sich mit jeweils 52 Prozent Zustimmung der SPD-Politiker Peer Steinbrück und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Am Ende der Rangliste steht unverändert FDP-Chef Philipp Rösler, mit dessen Wirken nur 16 Prozent der Deutschen zufrieden sind. Maßgeblich für die guten Werte von Merkel und Schäuble dürfte ihr Agieren in der Eurokrise sein. 70 Prozent der Deutschen finden, dass das Thema bei Merkel in guten Händen liegt, 67 Prozent denken dies über den Finanzminister. Bei CSU-Chef Horst Seehofer glauben das nur 32 Prozent, bei Rösler gar nur 11 Prozent. Besser steht hier der frühere Finanzminister Steinbrück da, dem 50 Prozent bescheinigen, das Eurothema läge bei ihm in guten Händen. Von Steinmeier sagen dies 46 Prozent, von SPD-Chef Gabriel hingegen nur 29 Prozent. Die Sorge, dass sich die Eurokrise ausweitet, ist weiterhin verbreitet. 84 Prozent der Deutschen denken, dass der schlimmste Teil der Euro- und Schuldenkrise erst noch kommt. 76 Prozent sind der Ansicht, ein Zerbrechen des Euro wäre für die deutsche Wirtschaft schwer zu verkraften. Immerhin haben 64 Prozent der Befragten die Hoffnung, dass der Euro die Krise überstehen und in einigen Jahren noch existieren wird. Für die Sonntagsfrage wurden am Montag und Dienstag 1.504 Bürger befragt. Die anderen Antworten beruhen auf der Befragung von 1.004 Bürgern. dapd (Politik/Politik)
Ehemaliger Siemens-Manager zu Bewährungsstrafe verurteilt
München (dapd). Weiteres Urteil im Siemens-Schmiergeldskandal: Ein ehemaliger Manager wurde zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt. Das Landgericht München befand den ehemaligen kaufmännischen Vorstand des Bereichs Medizintechnik am Mittwoch der Untreue in 26 Fällen für schuldig. Er muss zudem eine Geldauflage von 130.000 Euro zahlen. Das Gericht folgte damit dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft. Dem Urteil war ein sogenannter Deal vorausgegangen. Die Prozessbeteiligten hatten sich im Falle eines Geständnisses des Angeklagten auf eine Bewährungsstrafe zwischen 13 und 18 Monaten geeinigt. Der 68 Jahre alte Rentner hatte daraufhin eingeräumt, er sei „für die Fehler, die mir in der Anklageschrift zur Last gelegt werden, verantwortlich“, wie es in einer Erklärung seiner Verteidiger hieß. Während seiner Zeit als Bereichsleiter bei Siemens in den Jahren von 1994 bis 2005 hat er demnach ein System schwarzer Kassen unterhalten, um Korruptionszahlungen im Ausland verschleiern zu können. Als schwarze Kassen dienten laut den Ermittlern verschiedene ausländische Firmen, an die auf der Grundlage von Scheinverträgen Zahlungen ergingen, ohne dass dafür tatsächliche Leistungen erbracht wurden. Auf diese Weise sei bei den Firmen Bestechungsgeld bereitgehalten worden. Sowohl die Kammer unter Vorsitz der Richterin Claudia Wegewitz als auch Staatsanwalt Christoph Adacker zeigten sich überzeugt davon, dass es sich nicht um ein „reines Zweckgeständnis“ handelte. Laut Adacker war der Angeklagte „nur ein Rädchen im großen System der Siemens AG“. Insgesamt wurde in den vergangenen Jahren gegen 368 Beschuldigte bei Siemens ermittelt. Das Verfahren gegen den Angeklagten war das letzte im Bereich Medizintechnik. Die konkreten Bestechungstaten konnten allerdings nicht mehr aufgeklärt werden und waren daher auch nicht Teil der Anklage. Die Anwälte des früheren Managers, die eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten gefordert hatten, betonten in ihrem Schlussvortrag, dass die Praxis der schwarzen Kassen und Bestechungen nicht nur bei Siemens bestanden habe. Verteidigerin Marion von Westpfahl sagte: „Alle in der Branche, die um die Märkte gekämpft haben, haben sich so verhalten.“ Ein funktionierendes Kontrollsystem habe sich bei Siemens erst nach der Zeit ihres Mandanten als Bereichsvorstand entwickelt. Hätte ihr Mandant bei seinem Eintritt in die Position als Bereichsvorstand das bestehende System nicht übernommen, hätte „dies in radikaler Konsequenz bedeutet, er hätte seinen Job hinschmeißen müssen“, erklärte die Anwältin. Dass das System der schwarzen Kassen von dem Angeklagten nur übernommen wurde, betonte auch der Staatsanwalt. Adacker hielt dem Mann zudem zugute, dass er sich an den ausgeführten Geldern nicht persönlich bereicherte. Dies war laut der Vorsitzenden Richterin auch der Hauptgrund für den milden Urteilsspruch. Die hohen Summen, um die es ging, hätten jedoch gegen den Angeklagten gesprochen. Laut Anklage belief sich der Gesamtschaden auf rund 15 Millionen Euro. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Anlagenbauer Dürr spürt keine Krise in Europa
Bietigheim-Bissingen (dapd). Von Krise in Europa ist beim Anlagenbauer Dürr keine Spur: Die Kunden in Deutschland und Europa bestellen kräftig. Der weltweite Auftragseingang lag mit 1,4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr um 17 Prozent über dem Vorjahreszeitraum, wie der MDAX-Konzern am Mittwoch in Bietigheim-Bissingen mitteilte. Dabei zog das Tempo im zweiten Quartal nochmals an, obwohl die Autohersteller die europäische Schuldenkrise und das langsamere Wachstum in China zunehmend spüren. Umso überraschender sind die Steigerungsraten beim Auftragseingang, die in Europa ohne Deutschland bei 44 Prozent liegen und hierzulande sogar bei 60 Prozent. Gleichzeitig gingen die Aufträge im wichtigen Automarkt China um drei Prozent zurück. Der Umsatz von Dürr kletterte in den ersten sechs Monaten um knapp die Hälfte auf 1,16 Milliarden Euro, das Nachsteuerergebnis sprang von 16 Millionen auf 44 Millionen Euro. „Das erste Halbjahr – und hier speziell das zweite Quartal – verlief stärker als erwartet“, sagte der Vorstandsvorsitzende Ralf Dieter. „Entgegen dem allgemeinen Trend haben wir nicht nur im Anlagenbaugeschäft, sondern auch in den Maschinenbaubereichen weiter zugelegt“, fügte er hinzu. Dies sei einer weiterhin hohen Nachfrage aus den Wachstumsmärkten der Automobilindustrie zu verdanken. Dürr baut unter anderem Lackieranlagen und ganze Fertigungslinien und erzielt etwa 80 Prozent seines Umsatzes mit Kunden aus der Automobilindustrie. Für den Anstieg im ersten Halbjahr waren den Angaben nach insbesondere Großprojekte in der Lackieranlagentechnik verantwortlich. Die Zahlen gaben der Aktie einen Schub. Sie legte bis zum Nachmittag (15.45 Uhr) um 0,6 Prozent auf 54,58 Euro zu. Dürr war im März in den MDAX aufgestiegen. Der Konzern hatte bereits im Juni seine Prognose für das laufende Jahr angehoben. Beim Umsatz rechnet das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr nun mit einem Anstieg von einem Fünftel auf 2,3 Milliarden Euro, nach zuvor mindestens 2,0 Milliarden Euro. Zudem wird ein Auftragseingang von 2,5 Milliarden Euro erwartet statt 2,0 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen einen Rekordumsatz von 1,92 Milliarden Euro erzielt. Dieter gab sich auch für die Zeit darüber hinaus zuversichtlich. Experten schätzten das weltweite Wachstum der Automobilindustrie auf jährlich sechs Prozent. Wesentlicher Treiber sollen dabei aufstrebende Wirtschaftsnationen wie China, Russland, Brasilien oder Indien sein. „Trotz aller Unsicherheiten ist damit mit einem weiteren robusten Wachstum in den Schlüsselmärkten zu rechnen“, sagte der Vorstandschef. Dieter hatte erst im Juni über den europäischen Markt gesagt: „Uns ist eigentlich ziemlich egal, was hier passiert.“ In Westeuropa würden noch neun Prozent des Umsatzes erzielt. Dürr war schon früh in aufstrebende Wirtschaftsländer gegangen. Auf diesen Märkten mache Dürr mittlerweile 65 Prozent seines Geschäfts, sagte Dieter. Die gute Entwicklung lässt sich auch an der Personalentwicklung ablesen. Seit Mitte 2011 stieg die Beschäftigtenzahl um 14 Prozent auf 7.314. In den Wachstumsmärkten legte die Mitarbeiterzahl doppelt so stark zu und macht inzwischen ein Drittel der Gesamtbelegschaft aus. In Deutschland wurden 205 neue Stellen geschaffen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Bahr kritisiert Kubicki scharf
Berlin (dapd). Nach der Interview-Attacke auf Philipp Rösler weist FDP-Präsidiumsmitglied Daniel Bahr seinen schleswig-holsteinischen Parteifreund Wolfgang Kubicki in die Schranken. „Ich verstehe nicht, was das wieder soll“, sagte der Bundesgesundheitsminister am Mittwoch der Nachrichtenagentur dapd in Berlin und fügte hinzu: „Völlig unnötig, dass Herr Kubicki sich wieder nur mit sich selbst beschäftigt, wo gerade die Umfragen wieder fester werden.“ Kubicki hatte zuvor im Magazin „Stern“ über den Abtritt des FDP-Chefs spekuliert, sofern die FDP bei der Landtagswahl in Niedersachsen im Januar 2013 nicht die Fünf-Prozent-Hürde überwinden sollte. Aktuelle Umfragen sehen die Partei im Bund leicht erholt bei fünf Prozent. Kubicki erwägt außerdem, für den Bundestag zu kandidieren. dapd (Politik/Politik)
Drillisch profitiert von steigender Zahl an Mobilfunkverträgen
Maintal (dapd). Der Mobilfunkanbieter Drillisch hat sein Geschäft im ersten Halbjahr deutlich ausgebaut. So stieg der Umsatz des Unternehmens von Januar bis Juni um 4,5 Prozent auf 167,6 Millionen Euro, wie Drillisch am Mittwoch im hessischen Maintal mitteilte. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) legte demnach um 29,3 Prozent auf 33,2 Millionen Euro zu und markierte damit den besten Wert für ein erstes Halbjahr in der Firmengeschichte. Dabei veränderte sich die Kundenstruktur von Drillisch im Vergleich zum Vorjahr deutlich: So verlor das Unternehmen mehr als drei Viertel der Prepaid-Nutzer, zugleich legte die Zahl der Mobilfunkverträge um 21 Prozent zu. Als Grund nannte Drillisch eine „bewusste Bereinigung und einen Teilverkauf von Prepaid-Teilnehmern“. ( Drillisch-Halbjahresbilanz: http://url.dapd.de/RqmX5h ) dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Haribo muss büßen
Bonn (dapd). Millionenstrafe für Haribo: Der Bonner Gummibärchen-Hersteller und seine verantwortlichen Mitarbeiter müssen wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens Geldbußen in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro zahlen. Das Unternehmen habe sich jahrelang mit anderen Süßwarenherstellern über den Verlauf der Verkaufsverhandlungen mit dem Einzelhandel ausgetauscht und damit den Wettbewerb beeinträchtigt, berichtete das Bundeskartellamt am Mittwoch. Nach den Ermittlungen des Kartellamts hatten sich hochrangige Vertriebsmitarbeiter der Unternehmen in den Jahren 2006 und 2007 dazu regelmäßig in einem informellen Gesprächskreis getroffen. Dabei sei es auch um die Rabattforderungen des Einzelhandels und die geplanten Reaktionen darauf gegangen. Ein derartiger Informationsaustausch sei kartellrechtlich unzulässig betonte der Präsident des Bundeskartellamtes Andreas Mundt. „Der Wettbewerb wird durch solche Verhaltensweisen beeinträchtigt, auch wenn es sich wie ihr im Falle von Haribo nicht um klassische Hardcore-Abprachen über Preise, Gebiete, Kunden oder Quoten handelt.“ Ausgelöst worden waren die Ermittlungen durch den Schokoriegel-Hersteller Mars, der die Wettbewerbshüter über den gegenseitigen Informationsaustausch der Markenartikler informiert hatte. Mars profitierte deshalb von der Kronzeugenregelung und ging straffrei aus. Die Ermittlungen gegen die beiden anderen Süßwarenhersteller dauern noch an, wie die Wettbewerbsbehörde mitteilte. Bei der Bußgeldfestsetzung sei berücksichtigt worden, dass Haribo bei der Aufklärung mit dem Bundeskartellamt kooperiert habe, erklärte die Behörde. Haribo selbst betonte, dass es sich um „einen minder schweren Verstoß gegen das Kartellrecht“ gehandelt habe. Dies spiegele sich auch in der vergleichsweise geringen Geldbuße. Das Unternehmen habe inzwischen die Schulung seiner Mitarbeiter intensiviert, sagte ein Sprecher. Dazu würden auch externe Anwälte eingesetzt. Das Verfahren sei mit einer einvernehmlichen Regelung beendet worden, betonten beide Seiten. Der Bußgeldbescheid ist allerdings noch nicht rechtskräftig. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)