Universitätspräsidentin Prof. Dr. Birgitt Riegraf blickt beim traditionellen Neujahrsempfang auf sechsjährige Amtszeit zurück
Paderborn – Mit dem Hochschulorchester, Preisverleihungen und rund 400 Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik hat die Universität Paderborn am Sonntag, 21. Januar, den traditionellen Neujahrsempfang gefeiert. Prof. Dr. Birgitt Riegraf blickte im Auditorium maximum auf das vergangene Jahr zurück und nutzte den Anlass, um ihre Amtszeit als Universitätspräsidentin Revue passieren zu lassen:
„Gemeinsam haben wir Vieles angestoßen und Vieles erreicht. Wir haben die Universität Paderborn in Forschung und Lehre gestärkt, regional vernetzter und sichtbarer gemacht und die notwendigen Weichen gestellt, damit diese Entwicklungen in Zukunft anhalten. Unsere Universität steht heute in vielerlei Hinsicht so gut da wie vielleicht noch nie zuvor. Ich kann Sie nur herzlich dazu ermuntern, diese Erfolgsgeschichte auch in Zukunft gemeinschaftlich weiterzuschreiben.“
Eine Möglichkeit, die leistungsstarke Forschung unter Beweis zu stellen, bietet der Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder. Anfang Februar wird über die Paderborner Exzellenzclusteranträge „Computing Quantum Systems“ und „Co-Constructing Embodied Understanding and Skills between Humans and Robots“ entschieden und somit feststehen, ob die Universität Vollanträge einreichen darf. Um die Universität zu einem Ort exzellenter Forschung auszubauen und sichtbar zu machen, benötige es die passenden Rahmenbedingungen und Unterstützungsstrukturen, betonte Riegraf. Erfreulich sei 2023 in dieser Hinsicht gewesen, dass die Drittmittelförderung mit einer Summe von 65,5 Millionen im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen ist und dass an jeder der fünf Fakultäten ein großes Verbundprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) angesiedelt werden konnte. Grund zur Freude habe daneben die Bewilligung des Antrags für die europäische Hochschulallianz „COLOURS“ durch die EU geboten.
Internationale Strahlkraft und Verankerung in der Region
„Internationale Strahlkraft in Spitzen- und Breitenforschung gehen Hand in Hand mit einer festen Verankerung in der Region. Wir haben in den vergangenen Jahren die Transferstrukturen der Universität strategisch ausgebaut, um die universitäre Forschung optimal mit diversen außeruniversitären Akteurinnen und Akteuren in der Region zu verzahnen“, verdeutlichte Riegraf. Ein Beispiel hierfür ist der Start-up Campus.OWL, der nach der Eröffnung am 15. Februar dieses Jahrs der Start-up-Szene in Ostwestfalen-Lippe auf rund 7.000 m² ein neues Zuhause bieten soll.
Ein weiteres herausragendes Ereignis sei das Richtfest für das PhoQS Lab im November gewesen. Nach dem symbolischen Spatenstich im März 2022 feierte die Universität diesen Meilenstein mit zahlreichen Gästen. Auf insgesamt vier Geschossen arbeiten dort künftig Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Physik, Elektrotechnik, Informatik und Mathematik zusammen. Finanzielle Förderung in Millionenhöhe erhielten außerdem die beiden Mobilitätsprojekte RailCampus OWL und NeMo.bil. Gemeinsam mit der Hochschule für Musik Detmold und der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe hat die Universität darüber hinaus jüngst das KreativInstitut.OWL eröffnet. Die Einrichtung vernetzt die Kreativwirtschaft mit verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.
Nachhaltigkeit als zentrale Herausforderung der Gegenwart und Zukunft
Als exemplarisch für die Zusammenarbeit der Wissenschaftler*innen aller Fakultäten an der Universität Paderborn nannte Riegraf die Ringvorlesung „UPB for Future“, die in diesem Wintersemester Perspektiven zum Thema Nachhaltigkeit in den Blick nimmt. Im Oktober fiel außerdem der Startschuss für das Forschungszentrum „Paderborn Research Center for Sustainable Economy (PARSEC)“, in dem gesellschaftliche, umweltbezogene und kulturelle Phänomene von Nachhaltigkeit in den Blick genommen werden. „Angesichts von Erderwärmung und Ressourcenknappheit steht auch die Universität Paderborn vor erheblichen Herausforderungen, die es schon jetzt und in Zukunft vermutlich in noch gesteigerter Intensität zu meistern gilt“, hob die Präsidentin hervor. Mit dem im vergangenen Jahr geschaffenen Nachhaltigkeitsbüro gebe es nun eine Koordinationsstelle, die bestehende Aktivitäten bündele. Im März nahm darüber hinaus das Forschungsnetzwerk SAIL („SustAInable Life-cycle of Intelligent Socio-Technical Systems“) seine Arbeit auf, in dem Wissenschaftler*innen interdisziplinär erforschen, wie KI-Systeme über einen langen Zeitraum nachhaltig, transparent, sicher und ressourcensparend arbeiten können.
Sozial gerechter Klimaschutz in Krisenzeiten
Das Thema Nachhaltigkeit rückte auch Prof. Dr. Anita Engels mit ihrem Festvortrag in den Fokus. Die Lehrstuhlinhaberin für Soziologie mit den Schwerpunkten Globalisierung, Umwelt und Gesellschaft an der Universität Hamburg und Mitglied des Hamburger Klimabeirats sprach über sozial gerechten Klimaschutz in Krisenzeiten. 2024 deute laut Engels vieles darauf hin, dass die Pariser Klimaziele verfehlt würden. Aktuelle Technologien hätten zwar viel Potenzial, könnten aber allein nicht ausreichen, sondern müssten von gesellschaftlichen Transformationen begleitet werden. Engels wies darauf hin, dass wohlhabendere Menschen im Schnitt deutlich mehr Emissionen und Kosten verursachten, während finanziell schwächere Menschen zugleich stärker unter den Klimafolgen litten. Für einen sozial gerechten Klimaschutz sei eine gerechtere Verteilung von Kosten, Nutzen und Verantwortung notwendig. Zudem müsse das Bewusstsein für Klimaschutz in der gesamten Bevölkerung geschärft werden. Dabei könnten auch Universitäten eine befähigende Rolle einnehmen und durch Lehre, Forschung und Transfer in das gesellschaftliche Umfeld hineinwirken, so die Soziologin.
Auszeichnungen und Preise
Außerdem wurde der feierliche Anlass dafür genutzt, Paderborner Wissenschaftler*innen und Studierende für ihre herausragenden Leistungen auszuzeichnen. Den Forschungspreis – den höchstdotierten Preis, den die Universität Paderborn vergibt – erhielten Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger, Neurologe und Leiter des sportmedizinischen Instituts, und Dr.-Ing. Tanuj Hasija vom Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik der Universität. Zur Vorhersage von epileptischen Anfällen entwickeln die Wissenschaftler ein neuartiges System für ein sogenanntes „Wearable“, ein am Handgelenk getragenes Gerät, das Prognosen in Echtzeit abgibt.
Moderiert wurde der Neujahrsempfang von Ulrich Lettermann vom Fach Musik. Das Hochschulorchester unter der Leitung von Steffen Schiel begeisterte das Publikum mit Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven.