Orientierung in Krisenzeiten
Paderborn – Die aktuellen Krisen fordern die Unternehmen in einer nie dagewesenen Intensität heraus. Das TEAMLogistikforum bot für rund 400 Teilnehmer vor Ort und per Livestream wegweisende Vorträge mit wertvollen Anregungen von Experten aus Wissenschaft, renommierten Anbietern aber auch Startups. Die Fachbesucher nutzten die Möglichkeiten zum Austausch mit den Referenten und Ausstellern intensiv.
Nach dem 40-jährigen Jubiläum der TEAM GmbH im Herbst freute sich Geschäftsführer Michael Baranowski am 22.11.2022 rund 400 Teilnehmer zum 22. TEAMLogistikforum unter dem Motto „Smarte Intralogistik – Effizient. Flexibel. Automatisiert.“ begrüßen zu können. In diesen herausfordernden Zeiten, in den Risiken zur neuen Normalität geworden sind, müssen Liefernetzwerke und Geschäftsmodelle auf den Prüfstand gestellt werden. Das abwechslungsreiche Programm gab wichtige Denkanstöße und ermutigte die Teilnehmer dazu, die Krise als Chance zu begreifen und Veränderungen anzustoßen.
Zukunft gemeinsam gestalten
„Weltweit verzweigte Wertschöpfungsnetzwerke sind unglaublich verwundbar. Heute sind Resilienz, Flexibilität und Nachhaltigkeit gefragt. Das gelingt nur durch Digitalisierung und Automatisierung“, zeigte sich Prof. Dr. Michael Henke vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) überzeugt. Jetzt gelte es, Liefernetzwerke zu diversifizieren und die digitale Transformation in den Prozessen voranzutreiben. Mit Hilfe neuer Technologien, wie Blockchain und automatisierten Systemen, ließen sich der Materialfluss, der Informationsfluss und der Finanzfluss transparent in Echtzeit synchronisieren.
Prof. Dr. Rüdiger Kabst von der Universität Paderborn und Förderer im Innovationsquartier „Garage 33“ gab in seinem Vortrag über den Fachkräftemangel Tipps für das moderne Recruiting von Mitarbeitern. Ein neuer Ansatz, geeignete Bewerber zu finden, sei das Reverse Recruting auf spezialisierten Plattformen, bei dem sich das Unternehmen zum Bewerber macht – quasi Match-Making nach dem Tinder-Prinzip. Dabei zählten ein gutes Employer Branding und New Work-Möglichkeiten.
Automatisierte Logistik – Ausweg oder Irrglaube?
Die Vorteile der Automatisierung liegen auf der Hand, trotzdem scheuen Unternehmen die Investition. Warum? Häufig genannte Gründe sind die Komplexität, hohe Kosten und fehlende Flexibilität. Bei der Technologieauswahl riet Jakob Josten von AutoStore zunächst mit Prozessen anzufangen, die leicht automatisiert werden können und dabei die Skalierbarkeit nicht nur nach oben hin zu betrachten, sondern in beide Richtungen: „Welche Lösungen lassen sich auch bei ausbleibendem Wachstum oder Rückgängen sinnvoll einsetzen? Und kann ich Teile der Lösung zurückgeben?“ Ebenso wichtig sei das Thema Anlagenverfügbarkeit, denn am Ende zähle, wie schnell das System wieder laufe und wer Reparaturen durchführen könne.
Dr.-Ing. Marco Plaß von der TEAM GmbH veranschaulichte die Komplexität von Prozessen und Entscheidungen, die ein ProStore® Materialflussrechner (MFR) möglichst effizient unter optimalem Ressourceneinsatz umzusetzen hat, am Beispiel einer automatischen Kommissionierung mit Hilfe eines Lagenpalettierers.
Max Schulze von Storojet präsentierte das autonome System sowie zwei Anwenderprojekte. „Das modulare System bietet auch kleinen und mittelständischen Unternehmen einen kostengünstigen Weg in die Welt der Lagerautomatisierung“, erklärte Schulze und bezifferte die Systemkosten einer 310 m2 (Grundfläche) großen Anlage über 14 Ebenen mit 90 Robotern, die 6.000 Anhänger bewegen und etwa 500 Anhänger pro Stunde zu den insgesamt 4 Ports bringen, auf etwa 750.000 Euro.
Eine smarte Out-of-the-box-Lösung für 340 bis 1.000 Behälter, die per Unterfahrroboter ein- und ausgelagert werden, stellte Christoph Dreesbach vom 2020 gegründeten Startup Cellgo aus Paderborn vor: „Automatisierung lohnt sich immer, schon für kleine Anwendungen. Cellgo bietet ein automatisches Warenlager inklusive Anbindung an den E-Commerce-Shop, das wie ein Baukastensystem schnell und beliebig vervielfacht und auch wieder verkleinert werden kann.“ Zukünftig möchte Cellgo auch mit einem Mietmodell auf den Markt.
Mutig entscheiden, lernen und wachsen
Zum Abschluss der Veranstaltung begeisterte Miriam Höller die Zuhörer. Das aus verschiedenen TV-Formaten bekannte Stunt-Model arbeitet heute als Unternehmerin und Moderatorin. Sie berichtete, wie sie nach Schicksalsschlägen immer wieder Kraft geschöpft, den Fokus nie verloren und sich neu erfunden hat. „Herausforderungen muss man mutig begegnen und an ihnen wachsen“, erklärte Höller und bestärkte das Publikum dazu, aus der Komfortzone herauszutreten und die Möglichkeiten, die das Leben bietet, zu nutzen.
Schon heute können sich Interessierte das nächste Datum merken: Das 23. TEAMLogistikforum wird am 28.11.2023 in Paderborn stattfinden.