Social Impact Night in der Hafenkäserei brachte Münsteraner Start-ups, Gründungsinteressierte und Studierende zusammen
Münster – Gründungsberater Michael Kortenbrede steht vor den Teilnehmenden der Social Impact Night in der Hafenkäserei, in der Hand ein Wasserglas. „Das ist ein Glas“, sagt er, ein Schmunzeln geht durch die Menge. „Ich möchte euch daran den Unterschied zeigen:
Traditionelle Unternehmen produzieren das Glas möglichst kostengünstig, um es mit größtem Gewinn zu verkaufen. Beim sozial-ökologischen Unternehmen lassen wir nicht außer Acht, dass es bei der Produktion Ressourcen verbraucht, CO2 entsteht, wie Menschen dafür arbeiten und wir legen einen Fokus darauf, welchen Mehrwert es für die Gesellschaft bietet“, erklärt Kortenbrede.
Beim sogenannten Social Entrepreneurship geht es darum, ein Unternehmen zu gründen, das einerseits wirtschaftlich tragbar ist, andererseits aber auch soziale Ziele und Zwecke unterstützt. „Einige machen das schon sehr gut, viele reden darüber und viele sind gerade auf der Reise“, sagt Kortenbrede. Die, die sich gerade auf dem Weg befinden, haben die Organisatoren an diesem Abend als Gäste eingeladen, um sich mit drei Start-up aus dem Münsterland auszutauschen, die ihre sozial-ökologische Unternehmensidee vorstellen.
Diesmal dabei – die Social Impact Night fand nun zum siebten Mal statt – war Sven Bokelmann, der gemeinsam mit seinem Team derzeit den Sozialkompass entwickelt: einen Algorithmus, der mittels kurzem Fragebogen zur Person die Sozialleistungen anzeigt, die den Nutzer*innen zustehen. „Viele wissen nicht, ob und auf welche Leistungen sie ein Recht haben“, so der Gründer. Mittels Postleitzahl sollen sich zudem Ansprechpartner*innen zur Beratung in der Nähe finden. Das Start-up-Team sucht noch personelle Unterstützung: „Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden“, so Bokelmann. Als nächstes präsentiert Felix Landmesser; er hat HealthX Future gegründet, eine digitale Kollaborationsplattform für die Pflegewirtschaft und Unterstützung für pflegende Angehörige. Die zugehörige „Sorge-App“ hat das Team aus eigener Betroffenheit heraus entwickelt. Innovativ an der Anwendung ist beispielsweise, dass sie sprachgesteuerte Künstliche Intelligenz einbindet. Nutzen die zu Pflegenden zu Hause einen smarten Lautsprecher, kann dieser etwa an die Einnahme von Medikamenten erinnern oder Bescheid geben, wenn sich der Termin mit der Pflegekraft verschiebt – so nimmt die Anwendung beispielsweise Organisationsarbeit ab. Auch die Gründungsidee von Psychotherapeutin Monika Wacker entstand aus persönlichen Erfahrungen: „Als ich selbst vor einiger Zeit vor der Aufgabe stand, hat sich die Onlinesuche nach einer geeigneten Paar- und Sexualtherapie als sehr schwierig herausgestellt. Angaben zu Preisen oder zur Ausbildung der Therapeut*innen habe ich kaum gefunden“, erzählt sie. Mit Paartherapie-direkt.de hat Wacker eine Plattform ins Leben gerufen, über die sich unkompliziert und passend zu den jeweiligen Bedürfnissen Therapeut*innen für Paar-, Sexual-, Trauma- und Familienberatung finden lassen und alle relevanten Informationen gebündelt und ersichtlich sind. Für die gelisteten Therapeut*innen, die alle freiberuflich arbeiten, dient die Anwendung auch als Austauschforum.
Nach den kurzen Präsentationen haben die Gäste reichlich Fragen und diskutieren mit den Gründer*innen etwa über die geplanten nächsten Schritte der Start-ups, über Barrierefreiheit und Mehrsprachigkeit der Anwendungen, Diversität und Repräsentation aller Geschlechter im Team und in den Interessen der Nutzer*innen. „Genau für diese Denkanstöße sind solche Veranstaltungen sehr viel wert“, sagt Mitorganisator Timo Adiek. In Münster engagieren sich Adiek und Kortenbrede aus dem Team der FH Münster und der TAFH Münster GmbH in der noch jungen Social-Start-up-Szene. Regelmäßig organisieren die beiden Gründungsberater in Kooperation mit dem Social Impact e.V. Stammtische und andere Events, auf denen sich Interessierte austauschen und vernetzten können.Zum Thema: Bereits im kommenden Monat steht auch schon das nächste große Event für soziale Innovationen in Münster an – und für alle, die sich zu sozial-ökologischer Transformation austauschen und vernetzen möchten: Am 20. Oktober findet in der Halle Münsterland S!NN statt – Münsters Kongress für soziale Innovationen. Der Eintritt ist frei, weitere Informationen gibt es unter sinn-kongress.de