Bielefeld / New York – Das New Yorker Büro von Campus OWL – dem Verbund der fünf staatlichen Hochschulen in Ostwestfalen-Lippe – ermöglicht jedes Jahr einer Gruppe von Studierenden, Praktika in den USA zu machen. Die Ausschreibung für die nächste Runde des Programms läuft noch bis zum 13. August 2023. Die Teilnehmenden des aktuellen Turnus schwärmen vom kulturellen Reichtum New Yorks. Sie erleben ihren Aufenthalt als herausfordernd und bereichernd zugleich. Lena Thiesbrummel ist eine von ihnen. Die Bachelor-Studierende der Universität Paderborn hat im Rahmen ihres Praktikums Interviews geführt und diese Reportage verfasst.
Die Gruppe bahnt sich ihren Weg durch die für New York eher untypisch verwinkelten Gassen von Chinatown. An jeder Ecke gibt es Köstlichkeiten, Menschen schwärmen umher. Während ihrer Orientierungswoche erleben die sieben Studierenden aus OWL die Stadt noch durch die Besucherperspektive. Nach einer Woche zum Ankommen geht es dann jedoch in die Praktika, ins Arbeitsleben der USA. Das Professional Experience Program, kurz PEP, der fünf staatlichen Hochschulen Ostwestfalen-Lippes (OWL), bietet den Studierenden die Möglichkeit die kulturelle und berufliche Vielschichtigkeit der Vereinigten Staaten zu erleben.
Das Angebot von Campus OWL: New York, Stadt der Vielfalt – PEP, Programm der Vielfalt
Die Arbeitsbereiche der PEP-Teilnehmenden könnten unterschiedlicher nicht sein: Musikproduzent trifft auf Holzingenieurin, Kulturwissenschaftlerin auf Logistiker. Anstatt diese Unterschiede als Hindernis zu sehen, wächst die Gruppe zusammen, denn sie sehen die Unterschiede als Vorteil – als Vielfalt, die bereichert. Diese Vielfalt findet man im PEP-Programm und in der Stadt, so sind sich alle einig.
Betül Arik studiert Applied Entrepreneurship an der TH OWL in Detmold. „Ohne PEP hätte ich das Praktikum nicht gemacht“, hebt sie die Unterstützung des Programms hervor. Man dürfe den Aufwand, den man in die Organisation eines solchen Projektes stecken müsse, allerdings nicht unterschätzen. Trotz alledem ist für sie das Praktikum und der Aufenthalt in den USA ein voller Erfolg. „Gerade für die Startup-Szene ist New York ‘the place to be‘!“ erzählt sie. Betül macht ihr Praktikum beim German Accelerator, einer Organisation, die aus dem Herzen Manhattans Gründer bei der internationalen Markterschließung unterstützt. Zusammen mit den anderen ist sie richtig gut in New York angekommen. Die vielfältigen Arbeitsbereiche der Teilnehmenden sieht sie als Bereicherung und meint: „Es öffnet den Blick für Neues.“
Ferris Fechner schwärmt von New Yorks ‚Little Dominican Republic’ und davon, wie selbstverständlich hier Kulturen Tür an Tür leben. Er studiert Politik- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bielefeld. „Hier wird Völkerverständigung gelebt“, sagt Ferris. Das trifft auch auf sein Praktikum beim American Council on Germany zu. Die Organisation fördert den politischen sowie akademischen Austausch beider Länder und stärkt die Verbindungen zwischen Deutschland und den USA. In diesem Umfeld sieht Ferris, dass Kulturen miteinander und füreinander arbeiten. Seine Aufgabe: Er verfasst Kurzberichte und organisiert Veranstaltungen. So konnte er sich auch schon mit Persönlichkeiten wie Ministerpräsidenten und Unternehmern austauschen. „Durch dieses Praktikum nehme ich die Stadt viel authentischer wahr, man ist nicht nur touristisch hier, sondern ist für kurze Zeit Teil der Stadt.“
Wertvoller Austausch der heterogenen Studierendengruppe: „So ein Programm schweißt zusammen!“
In der Orientierungswoche Ende April konnte die Gruppe einander und New York näher kennenlernen. Ferris meint: „Dadurch wird man nicht ins kalte Wasser geworfen und hat eine Gruppe, mit der man diese Erfahrungen teilen kann.“ Zum Programm gehören unter anderem Seminare zur amerikanischen Arbeitskultur, Diversität am Arbeitsplatz und dem eigenen professionellen Auftreten. Die Seminare helfen den Studierenden, in ihren Praktika Fuß zu fassen. Dieser „Theorie-Teil“ ist eingebettet in ein abwechslungsreiches Kulturprogram, das unter anderem mit Besuchen von Museen und Konzerten und einer Stippvisite bei den Vereinten Nationen den Erfahrungsschatz der OWLer bereichert. Der Leiterin des Programms und Geschäftsführerin des Campus OWL-Büros in New York, Dr. Katja Simons, ist die Betonung der Vielfalt wichtig: „Diese Zusammenkunft von verschiedenen Disziplinen schafft ganz viel kreative Energie, aus der die Teilnehmenden langfristig schöpfen können.“
Nicole Salvi studiert Business Law an der Hochschule Bielefeld (HSBI). Sie schätzt besonders das Netzwerk, das sie durch das PEP-Programm erhalten hat. „Das sind nachhaltige Verbindungen, die über diese Zeit hinaus halten werden“, ist sie überzeugt. Nicole absolviert ihr Praktikum im New Yorker Büro von Arvato Systems, ein international tätiges IT-Unternehmen, das zum Bertelsmann-Konzern gehört. Sie freut sich über die Skills, die ihr dieses Programm bringt. Das Praktikum ermöglicht ihr einen anderen Blick auf Arbeitsweisen und führt dazu, dass sie sich mit neuen Themen auseinandersetzt. „Ich kann mich hier richtig gut einbringen“, erzählt sie stolz. Sie lerne „unheimlich viel“ über sich selbst und freue sich, diese Erlebnisse mit den anderen Teilnehmenden teilen zu können. „Es ist eine Investition in sich selbst“, sagt sie und meint dabei nicht nur die beruflichen Erfahrungen, die sie hier sammelt.
Der „Big Apple“ ist ein Schmelztiegel der Kulturen – eine Weltreise in nur einer Stadt
Während der Praktikumszeit nutzen die OWLer ihre Abende und Wochenenden zur weiteren Erkundung der Umgebung. Nicole ist auf ein Hundecafé mitten in Brooklyn gestoßen, Betül entdeckt kulinarische Kuriositäten aus aller Welt, und Nina hat neben einem Salsa-Kurs auch die Szenebars der Stadt erforscht. Es ist immer spannend, denn die Stadt beherbergt so verschiedene Menschen, dass hier alle etwas für sich finden können. Als sich die Gruppe nach dem ersten Praktikumsmonat erneut in Manhattan trifft, ist die Freude über das Wiedersehen groß. Beim Abendessen in einem typisch amerikanischen Diner werden die ersten Erlebnisse ausgetauscht. Die Gruppe lacht und ist vertraut, denn sie alle teilen die Erfahrungen, die sie in den USA sammeln.
Bei diesem Treffen sehen sie auch Patrick Stachon wieder, der sein Praktikum beim TÜV Süd in der Nähe von Boston absolviert. Patrick studiert Produktions- und Logistikmanagement an der HSBI. Auch wenn er New York genau so toll findet wie die anderen, will er eine Lanze brechen für Boston: „Die Mischung aus der wunderschönen historischen Stadt und den vielen jungen Leuten – das hat einen ganz eigenen Charme.“ Er genießt, dass er mit dem Fahrrad in einer halben Stunde am Atlantik ist. Sein Praktikum gefällt ihm auch sehr: Ihm wird viel zugetraut, und er entwickelt eigenständig Kennzahlen für die Effizienz von Projekten. Besonders den Austausch mit seinen Kolleginnen und Kollegen schätzt er. „Ich bin froh, dass das PEP-Programm mir diese Erfahrung ermöglicht.“
Jasper Klein ist angehender Tonmeister von der Hochschule für Musik Detmold. Im Bunker Studio in Brooklyn hat er die Möglichkeit, den ganz Großen im Musikbusiness über die Schulter zu schauen. Für ihn ist es sehr bereichernd, die Abläufe von Aufnahmesessions zu beobachten, und er schätzt den fachlichen Austausch. „Ohne PEP hätte ich mir das gar nicht zugetraut!“ Für ihn ist die Gruppendynamik sehr gewinnbringend. Deshalb ist er froh, dass die Praktikantinnen und Praktikanten auch häufiger an Wochenenden etwas zusammen machen. An seinen freien Tagen erkundet er die Stadt gerne zu Fuß, entweder joggend durch den Central Park oder spazierend mit Sonnenuntergang am Hudson River. Highlight für ihn als Pianist sind die Jam-Sessions, bei denen er zusammen mit Jazz-Musikern aus aller Welt spielen kann.
PEP macht’s möglich: Internationale Arbeitserfahrungen als einmalige Chance
Die Mehrheit der Praktika findet in New York statt, aber neben Patrick musste auch Nina Drabon nach der Orientierungswoche zumindest noch eine kurze Reise antreten. Sie macht ihr Praktikum bei der Holzverarbeitungsfirma Eastern Millwork in New Jersey. Als gelernte Holzingenieurin studiert sie Innenarchitektur an der TH OWL in Lemgo und ist begeistert von New York. Auch das Praktikum macht ihr großen Spaß, und so schwärmt sie: „Ich lerne das ganze Fachvokabular auf Englisch und darf mein neu gelerntes Wissen über 2D-Konstruktionen und Kostenvoranschläge direkt anwenden!“ Nach der Arbeit fährt sie gerne hinein ins Getümmel von New York, sie hat die Stadt in ihr Herz geschlossen. Für Nina ist es nicht die erste Auslandserfahrung, aber eine ganz besondere: „Es wäre ohne PEP sehr schwer gewesen, Arbeitserfahrungen im Ausland zu sammeln.“
So unterschiedlich wie die verschiedenen Stadtteile von New York sind, so vielfältig sind auch die Teilnehmenden des Professional Experience Program von Campus OWL. Und genau wie bei dieser schillernden Stadt passt es einfach zusammen. Alle auf ihre eigene Art tragen dazu bei. Nina fasst es wie folgt zusammen: „Diese Erfahrung ist unglaublich bereichernd. Von Jasper lerne ich Dinge über die Musik beim Konzertbesuch, beim Gang durch die Stadt nerve ich alle mit Architekturwissen, und Ferris erklärt uns bei unserem Besuch die Vereinten Nationen – das ist einmalig!“
Während die aktuelle Praktikumsrunde noch läuft, können sich interessierte Studierende der fünf OWL-Hochschulen bis zum 13. August 2023 für die nächste Runde 2024 bewerben.
Anm. d. Red.: Die Studierenden sprechen im Artikel als Privatpersonen und nicht im Namen der Praktikumsgeber.
Autorin: Lena Thiesbrummel (PEP-Praktikantin bei Campus OWL, New York City)
Das ist das PEP
Das Professional Experience Program (PEP) wurde vom „Campus OWL New York Verbindungsbüro“ 2022 ins Leben gerufen, um Studierenden aus Ostwestfalen-Lippe die Möglichkeit zu geben, internationale Berufserfahrung während eines Praktikums in der Metropolregion New York zu sammeln. Das Programm beginnt mit einer vorbereitenden Einführungswoche in New York. Dabei lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Seminaren und Workshops, wie sie ihr berufliches Netzwerk erweitern und ihr Job-Profil schärfen können. Darüber hinaus erhalten sie Einblicke in transatlantische Beziehungen und in Themen wie Diversität in der Arbeitswelt. Der große Vorteil des Programms: Es bringt Studierende der fünf staatlichen Hochschulen in OWL aus unterschiedlichen Studienrichtungen zusammen und bietet ihnen somit die Möglichkeit, sich während und nach ihrem Praktikum auszutauschen und ihre Erfahrungen zu teilen.