Bielefeld – Die Herausforderungen im Gesundheitswesen sind vielfältig. Am CareTech OWL werden gemeinsam mit Praxispartnern Lösungen entwickelt, die pflegerische, medizinische, soziale und technologische Aspekte einbeziehen. Das hat sich Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, am vergangenen Montag an der Hochschule Bielefeld aus der Nähe angeschaut.
Stetig zunehmende Versorgungsbedarfe bei anhaltendem Personalmangel sowie tiefgreifende Veränderungen durch die technologische und digitale Transformation steigern die Anforderungen an das Gesundheitswesen. Das medizinische und pflegerische Personal wie auch pflegende Angehörige sind mit multiplen Belastungen konfrontiert. Das CareTech OWL, Zentrum für Gesundheit, Soziales und Technologie an der Hochschule Bielefeld (HSBI), setzt sich mit diesen Entwicklungen auseinander und entwickelt und erprobt neue Lösungen. Dabei kooperieren Forschung und Versorgungspraxis eng miteinander. Um sich über diese neuen Modelle der Zusammenarbeit zu informieren, besuchte der nordrheinwestfälische Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann, am 18. November 2024 die HSBI.
Anlässlich seines Besuches sagte der Minister: „Während Praxiseinrichtungen sonst meist nur zeitlich begrenzt in Projekten mit der Forschung zusammenarbeiten, stellt CareTech OWL solche Kooperationen in sogenannten Care Tech HUBs auf Dauer sicher. Das ist ein großer Fortschritt, denn über Forschungsbedarfe, Forschungsfragen und konkrete Vorhaben wird gemeinsam und eingehend diskutiert, sodass am Ende vernünftig entschieden werden kann, welche Innovationen im Gesundheitsbereich tatsächlich verankert werden sollten.“
Wie kann ein Exo-Suit die Pflege erleichtern – und die Gesundheit der Pflegenden erhalten?
Zurzeit laufen am CareTech OWL beispielsweise Studien zur körperlichen Belastung in der Pflege. Dr. Thekla Stefanou, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der HSBI, untersucht etwa, wie das Heben und Umlagern von Patient:innen durch die Nutzung von passiven Exo-Suites unterstützt werden kann, sodass bei diesen schweren Arbeiten die Gesundheit der Pflegekräfte bestmöglich erhalten werden kann. Das Projekt ist Teil des vom Land NRW geförderten Forschungsprojekts „Transformation in Care & Technology“ (TransCareTech), das im Februar 2025 weitere Ergebnisse auf einer Abschlusstagung präsentieren wird.
Im CareTech OWL-Netzwerk der Partner aus Gesundheitswesen, lokaler Wirtschaft, Kommunen, Vereinen und Verbänden sowie weiterer Hochschulen werden verschiedene Untersuchungen zu Zukunftsthemen gemeinsam realisiert. Die CareTech HUBs dienen dabei als Knotenpunkte für Versorgung, Technikerprobung, Forschung und Entwicklung sowie Qualifizierung. Hier werden die verschiedenen Gemeinschaftsprojekte umgesetzt. Angesiedelt sind diese am Gesundheitscampus der Stadt Bad Salzuflen, im Bereich Assistiver Technologien. Mit an Bord sind auch die Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und das GesundZentrum Bielefeld. Zur quartiersbezogenen Versorgung älterer Menschen kooperiert CareTech OWL zudem mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Wohnungsgesellschaft BGW Bielefeld. Im CareTech HUB Geriatrie wurde in Zusammenarbeit u.a. mit der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen (KHO) und der Praxis Dr. Klemm bereits ein neuartiges mobiles Versorgungsangebot für die Rehabilitation im häuslichen Umfeld entwickelt, das dann erstmalig in NRW umgesetzt werden soll (MoRe).
ISy-Care: Integrierte sozio-technische Systeme zur nutzerzentrierten Versorgung am Start
Prof. Dr. Udo Seelmeyer, einer der fünf Sprecher:innen von CareTech OWL von der HSBI, berichtete anlässlich des Ministerbesuches von kommenden Projekten. Dazu zählt die „ISy-Care“ Innovationscommunity, die im Januar 2025 starten wird. ISy-Care steht für „Integrierte sozio-technische Systeme zur nutzerzentrierten Versorgung“. Das von Seelmeyer geleitete Managementprojekt für die Community wird über das Förderprogramm DATIpilot des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Zusammen mit dem ZIG – Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft, der HSBI, der TH OWL, dem Softwareunternehmen Connext Vivendi, dem Klinikum Lippe, den vBS Bethel, den Universitäten Bielefeld und Paderborn sowie einem großen Partnernetzwerk wird in ISy-Care das regionale Innovationsökosystem im Schnittfeld von Technik und Gesundheit weiter ausgebaut.
Minister Laumann lobte das Engagement des CareTech OWL, das die Bereiche Gesundheit/Pflege, Soziales und Technologie mit einem starken Praxisbezug in Form der CareTech HUBs verbinde: „Das ist ein gelungener Ansatz, der mir so bislang noch nicht begegnet ist. Allerdings dürfen ethische Fragen und Fragen der Akzeptanz bei der Unterstützung des pflegerischen Personals und der pflegenden Angehörigen durch Technik nicht vergessen werden.“
Prof. Seelmeyer versicherte, dass auch diese Aspekte wichtiger Bestandteil des Forschungs- und Entwicklungsansatzes im CareTech OWL seien. Zusätzlich hob der Professor die Bedeutung der Forschung am CareTech OWL für die Lehre hervor: „Die Hochschulen reagieren auf die Veränderungen der Anforderungen im Gesundheitswesen, indem laufend aktuelle Forschungsergebnisse in der Lehre aufgegriffen und Studierende in neuen Studiengängen an aktuelle Herausforderungen herangeführt werden.“
Im CareTech OWL arbeiten mehr als 30 Professor:innen im Schnittbereich von Gesundheit, Soziales und Technologie in zahlreichen Projekten zu aktuellen Fragen und Herausforderungen im Gesundheitswesen und im engen Austausch mit Partnern aus der Praxis. Mehr Informationen zum CareTech OWL finden Sie hier: https://www.caretech-owl.de/.