Gemanus Wegmann war der HSBI bis zuletzt eng verbunden, sein Türschild von einst, das er sich als Andenken gesichert hatte, musste ihn daran eigentlich nicht erinnern. (Foto: P. Düfelsiek/HSBI)
Gemanus Wegmann war der HSBI bis zuletzt eng verbunden, sein Türschild von einst, das er sich als Andenken gesichert hatte, musste ihn daran eigentlich nicht erinnern. (Foto: P. Düfelsiek/HSBI)

Die HSBI trauert um Gründungsrektor Prof. Dr. Germanus Wegmann

Bielefeld – Mit dem Tod des emeritierten Professors für Wirtschaftsinformatik und Gründungsrektors verliert die Hochschule Bielefeld einen wichtigen Wegbereiter, Begleiter und Freund. HSBI-Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk: „Wir werden sein Andenken in Ehren halten.“

Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb am vergangenen Montag in Bielefeld im Alter von 95 Jahren Prof. Dr. Germanus Wegmann, Gründungsrektor der Hochschule Bielefeld (HSBI). Wegmann war von 1972 bis 1984 erster Rektor der ehemaligen Fachhochschule Bielefeld und blieb seiner „FH“ auch nach der Pensionierung eng verbunden. HSBI-Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk würdigte das Engagement Wegmanns: „Mit Prof. Dr. Germanus Wegmann verlieren wir einen wichtigen Ratgeber und einen potenten Fürsprecher der Anliegen unserer Hochschule in der Region und darüber hinaus. Die HSBI hat ihm sehr viel zu verdanken und wird sein Andenken in Ehren halten. Es ist tröstlich zu wissen, dass er, wenngleich die körperlichen Kräfte zuletzt schwanden, bis zum letzten Tag geistig vollkommen auf der Höhe war. Unser Mitgefühl gilt in diesen Tagen den Angehörigen, denen wir das Beste wünschen bei der Verarbeitung dieses unwiederbringlichen Verlustes.“

Rüstig und geistig fit bis ins höchste Alter

Die HSBI-Präsidentin erinnerte zudem an den letzten öffentlichen Auftritt Prof. Wegmanns in der Hochschule anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens vor annähernd zwei Jahren: „Geistig fit und beeindruckend rüstig zog der damals schon über 90-Jährige seine Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bann, berichtete von den turbulenten Anfangsjahren mit Raumnot, Hochschulbesetzungen und ersten zaghaften Versuchen einer internationalen Ausrichtung, aber auch von den beeindruckenden Erfolgen bei der Ausrichtung der praxisorientierten Lehre auf die damals aktuellen wissenschaftlichen, technologische und künstlerischen Entwicklungen. Es war mir eine große Ehre, gemeinsam mit ihm auf der Bühne 50 Jahre unserer Hochschule noch einmal Revue passieren zu lassen.“

Über die Hochschule schrieb Germanus Wegmann im 2021 erschienen Jubiläumsband: „Sie ist auf einem guten Weg, erfreut sich ständig steigender Wertschätzung in der Öffentlichkeit und wird als gleichberechtigter Partner in der Hochschullandschaft wahrgenommen. Das freut mich und erfüllt mich mit Genugtuung.“  Die einstige Fachhochschule war 1971 entstanden aus der Zusammenlegung der Werkkunstschule Bielefeld, der staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen in Minden und dem Bielefelder Studienbereich Architektur, der Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen, der Landeshauptmann-Salzmann-Schule und dem Paritätischen Sozialseminar bzw. der Höheren Fachschule für Sozialarbeit sowie der Staatlichen Höheren Wirtschaftsfachschule (HWF). Deren Leiter war Germanus Wegmann seit 1969 und rückte im Zuge der Gründung der Fachhochschule Bielefeld 1972 an die Spitze des Rektorats der Hochschule.

Schramm-Wölk: „Fundament für spätere Erfolge gelegt“

„In seinen drei Amtszeiten hat Prof. Wegmann mit seinem umsichtigen Management das Fundament gelegt für das erfolgreiche Zusammenwachsen der verschiedenen, sehr heterogenen Fachbereiche unserer Hochschule“, so HSBI-Präsidentin Schramm-Wölk. „Er nahm weitblickend Lehre, Forschung, Transfer und Internationalisierung von Beginn an in den Blick und ist damit einer der Väter des qualitativen und quantitativen Wachstums unserer Hochschule in den nachfolgenden Jahrzehnten.“

Geboren 1928 in Essen und gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Luftwaffenhelfer und Luftwaffennachrichtensoldat eingezogen, holte Germanus Wegmann nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1947 sein Abitur nach, studierte später Nachrichtentechnik in Wuppertal und arbeitete zunächst als Ingenieur. In der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre zog es ihn erneut an eine Hochschule, und er studierte in Mainz und Saarbrücken VWL. Nach Diplom und Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter wurde er 1964 zum Dr. rer. pol. promoviert, arbeitete in den Pionierjahren der Softwareentwicklung in der Datenverarbeitung bei Siemens und ging 1965 zur HWF, von wo er schließlich 1972 zur neu gegründeten Fachhochschule Bielefeld wechselte. Hier war er zwischen 1972 und 1984 Rektor, lehrte jedoch noch bis zu seiner Pensionierung 1993.

Die Bandbreite seiner Interessen spiegelte sich auf wundersame Weise in der Vielfalt des Lehrangebots der Hochschule, der Germanus Wegmann über so viele Jahre vorstand: Als Nachrichtentechniker begleitete er von Beginn an das Heraufziehen des IT-Zeitalter. Seine volkswirtschaftlichen Studien (Dissertation über „Die gemeinwirtschaftlichen Grundsätze in der Tarifpolitik der Deutschen Bundespost“) und seine Tätigkeit als Dozent führten ebenso auf die spätere Führung der Hochschule hin, wie seine private Interessen an Malerei und Bildhauerei. Wegmann hinterlässt eine große Familie, zu der neben seiner Gattin unter anderem drei Kinder sowie sieben Enkel und fünf Urenkel zählen.

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WIR Redaktion

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