Lemgo – Next Level im wahrsten Sinne des Wortes: Das Projekt MONOCAB erhält sieben Millionen Euro vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr, um das autonome elektrische Einschienenfahrzeug zum nächsten technologischen Reifegrad zu entwickeln. Diese Woche Montag, 2. Dezember, überreichte Staatssekretär Stefan Schnorr in Berlin den Förderbescheid an TH-OWL-Präsident Professor Dr. Jürgen Krahl sowie TH-OWL-Vizepräsident Professor Dr. Stefan Witte und Gesamtprojektleiter Professor Dr. Thomas Schulte.
Unter Konsortialführung der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) werden damit in den kommenden zwei Jahren Versuchsfahrzeuge der nächsten Generation entwickelt, aufgebaut und erprobt.
„Wir konnten mit der ersten Generation der Fahrzeuge bereits die grundsätzliche Realisierbarkeit von MONOCAB auf allen Ebenen nachweisen“, berichtet Professor Thomas Schulte, Leiter des Instituts für Energieforschung (iFE) der TH OWL. „Die Förderung ermöglicht uns nun, die zweite Generation von MONOCAB-Versuchsfahrzeugen mit deutlich leistungsfähigerer Funktionalität umzusetzen.“
In den kommenden zwei Jahren sollen nun drei neue Fahrzeuge entstehen, die automatisiert fahren und in einem erweiterten Testbetrieb unter Realbedingungen erprobt werden. Parallel werden Schlüsselkomponenten der Infrastruktur sowie das Betriebs- und Wirtschaftlichkeitskonzept weiterentwickelt.
Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr: „Das Projekt MONOCAB ready ist ein positives Beispiel für die Vision eines flexiblen, individuellen Personennahverkehrs, der den Menschen zugutekommt. Die Reaktivierung ungenutzter Bahnstrecken durch innovative Einschienenfahrzeuge ermöglicht es uns, klimafreundliche Mobilität im ländlichen Raum zu fördern und zugleich die Effizienz zu steigern. Die autonomen Bahnen bieten eine bedarfsorientierte Lösung, die nicht nur wirtschaftlich ist, sondern auch den Zugang zu öffentlichem Verkehr erheblich verbessert. Damit schaffen wir eine nachhaltige Brücke zwischen bestehenden Infrastrukturen und modernen Mobilitätsbedürfnissen.“
Beteiligt sind neben der TH OWL das Fraunhofer IOSB INA in Lemgo, die Hochschule Bielefeld (HSBI) sowie die Remmert GmbH, die Kommunale Verkehrsgesellschaft Lippe (KVG) und die HIMA Paul Hildebrandt GmbH.
Das Kernteam an der TH OWL besteht aus Wissenschaftler:innen des iFE, des Instituts für industrielle Informationstechnik (inIT )und des Instituts für Designstrategien (IDS): Das iFE bringt Kompetenzen in Regelungstechnik, Simulation, Mechatronik, Leistungselektronik und elektrischer Antriebstechnik ein, die für die mechatronische Entwicklung von Schlüsseltechnologien erforderlich sind.
Das inIT unterstützt mit Kompetenzen im Bereich des automatisierten Fahrens und der Kommunikationstechnik, die für die Positionierung und Abstandserkennung relevant sind. Das IDS wiederum steuert Kompetenzen aus der strategischen Produktentwicklung und -gestaltung im Kontext räumlicher Umgebungen sowie in der UI/UX Forschung bei.
Das Fraunhofer-Institut bringt seine Kompetenzen aus der Intelligenten Automation, der 5G-Echtzeit-Kommunikation, Sicherheit und Zulassung sowie aus dem Bereich Smart City/IoT ein.
Die HSBI beteiligt sich am Vorhaben mit ihrem Institut für Systemdynamik und Mechatronik (ISyM) – Schwerpunkt Connected Mobility.
Die Firma Remmert kümmert sich im Projekt um die Realisierung einer Spurwechselanlage. Die ersten technischen Strukturen zur Integration der MONOCABs in die übergeordnete Fahrplanauskunfts- und Buchungssysteme werden von der KVG begleitet und für den Testbetrieb vom Fraunhofer Institut umgesetzt. Die HIMA unterstützt in der Realisierung von Sicherheitsfunktionen und stellt dafür Steuerungen bereit.
Hintergrund MONOCAB
Grundidee des MONOCAB-Fahrzeugkonzepts ist die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken. Die kompakten fahrerlosen Schienenfahrzeuge, die kreiselstabilisiert auf nur einer Schiene fahren, sind so schmal gebaut, dass auf einem Gleis Fahrzeuge im Begegnungsverkehr in beide Richtungen fahren können.
Die MONOCABs können bis zu sechs Personen barrierefrei transportieren, sind batterieelektrisch bis zu 60 Stundenkilometer schnell und stellen nur geringe Anforderungen an die Infrastruktur. Durch das On-Demand-Betriebskonzept ist das MONOCAB ein individuelles öffentliches Verkehrsmittel, das auch bei geringem Passagieraufkommen effizient ist. Damit unterstützt das MONOCAB den Wandel der Mobilität, insbesondere in ländlichen Räumen, hin zu einem nachhaltigen Gesamtsystem.
Das MONOCAB-System präsentierte sich erst kürzlich auf dem Smart City Expo World Congress (SCEWC) in Barcelona am NRW-Gemeinschaftsstand einem internationalen Fachpublikum. Mit dem Leitgedanken „Nutzen, was da ist“ stieß MONOCAB auf breite Zustimmung. Diskutiert wurden globale Herausforderungen wie die Stärkung ländlicher Regionen, Akzeptanz autonomer Systeme und die effiziente Nutzung bestehender Infrastruktur. Die Messe bot wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung des Systems und einen intensiven Austausch mit Startups und Fachleuten. MONOCAB etabliert sich so nicht nur als technologische, sondern auch als soziale und ökologische Lösung – eine „Zuversichtsmaschine“ für den ländlichen Raum weltweit