Was für eine außergewöhnliche und vielseitige Persönlichkeit Hans Werne Henze war, zeigte die Auftaktveranstaltung zum Henze Herbst 2020 im Theater Gütersloh. Mit Musik und interessanten Wortbeiträgen wurde am Samstag, dem 5. September, die im Stadtmuseum präsentierte Ausstellung zu Hans Werner Henze eröffnet und die Benennung des Theatervorplatzes in „Hans-Werner-Henze-Platz“ vollzogen.
Der 1926 in Gütersloh geborene Henze war nicht nur einer der bedeutsamsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, sondern auch Künstler, Aktivist und Schriftsteller, dem die Stadt Gütersloh im Herbst 2020 gedenkt.
Zu Beginn wurden die Anwesenden durch Andreas Kimpel, Dezernent für Kultur und Weiterbildung, begrüßt. Gütersloh als Geburtsort von Hans Werner Henze rufe immer wieder dazu auf, sich mit seinen Werken und auch seiner Persönlichkeit zu beschäftigen.
Franz Jungbluth, Leiter des Stadtmuseums Gütersloh, und Fabian Hinsche stellten die von ihnen zusammengestellte Ausstellung kurz vor. Sie zeigt Henze nicht nur als Komponisten, sondern auch als Künstler, Schriftsteller und politisch Intellektuellen und hält viele interessante Informationen über Henzes Leben bereit.
„Manchmal ging das Fenster zu seiner Persönlichkeit auf, dann war es berührend, spannend und lohnend war es aber immer“ zitierte Jungbluth den ebenfalls anwesenden Joachim Martensmeier der den 2012 verstorbenen Henze noch persönlich gekannt hatte. 1986 hatte er an der Seite von Klaus Klein, dem damaligen Kulturreferenten der Stadt und Leiter des Theaters, Hans Werner Henze zurück nach Gütersloh gebracht.
Anschließend sprach der Geschäftsführer der Hans Werner Henze-Stiftung, Dr. Michael Kerstan über Henzes Leben und seine Verbindung zu Gütersloh. Hans Werner Henze lebte drei Jahre in Gütersloh, verlebte Kindheit und Jugend jedoch in Ostwestfalen. 1953 verließ er Deutschland hauptsächlich aufgrund des gesellschaftlichen Klimas und zog nach Italien, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte. Dennoch pflegte er immer die Verbindungen mit seinen in Gütersloh und Umgebung ansässigen Freunden und kehrte 1986 zu seinem sechzigsten Geburtstag für ein zu seinen Ehren veranstaltetest Festival wieder in die Geburtsstadt zurück, wo er wärmstens empfangen wurde.
Henze selbst war zu Lebzeiten durch seine politische Aktivität, zum Beispiel seinen Eintritt in die kommunistische Partei Italiens (KPI), in Deutschland durchaus umstritten. So waren sieben Jahre lang sämtliche Stücke Henzes aus dem Repertoire deutscher Opern und Konzerthäuser gestrichen und sämtliche seiner Tonaufnahmen aus dem Verkauf entfernt. Auch die Uraufführung Henzes Oper „das Floß der Medusa“ geriet zum politischen Skandal.
Begleitet wurde die Veranstaltung mit musikalischen Beiträgen von Fabian Hinsche (Gitarre) Annika Hinsche (Mandoline) und Ewa Matejewska (Harfe), die mit Henzes „Carrilon, Recitatif, Masque“ einen Einblick in sein musikalisches Schaffen gaben. Henze als „Person voller Facetten und Wiedersprüche“ ließ sich auch in seinen musikalischen Werken wiederfinden. Vor allem Henzes Engagement für weibliche Komponistinnen sowie seine musikpädagogische Arbeit mit Kindern und die Förderung von jungen Komponisten zeigen eine wenig bekannte Seite des Künstlers. Neben der Musik und seinem politischen Engagement, gründete Henze Musikfestivals für die Förderung junger Künstler in München und Montepulciano und nutze seine Bekanntheit und seinen Einfluss, um neue Produktionen von jungen Künstlern zu ermöglichen.
Im Rahmen eines dieser Festivals hatte auch seine Kinderoper „Pollicino“ Premiere, die seit 1975 über tausend Mal weltweit aufgeführt wurde. Aus dieser Oper sang auch der Knabenchor und die Choralsingschule Gütersloh unter der Leitung von Sigmund Bothmann mit Bettina Pieck und Benjamin Reichert am Klavier, die den zweiten Teil der Veranstaltung, die Benennung des Hans-Werner-Henze-Platzes, im Theater Foyer musikalisch begleitete.
Die Benennung war, durch den Heimatverein angeregt, im Kulturausschuss einstimmig beschlossen worden. Henze sei eine „Jahrhundertpersönlichkeit“, der „Benachteiligten seine Stimme gegeben hat“ sagte Giesbert Nunnemann in seinem Grußwort. Der Theatervorplatz eigne sich mit seiner Nähe zu den Kultur Räumen Gütersloh besonders gut, um Hans Werne Henze zu gedenken.
Zum Abschluss enthüllte Bürgermeister Henning Schulz gemeinsam mit Andreas Kimpel vor dem Theater das neue Schild begleitet von dem Wunsch, es möge jedem, der davor stehe, den Impuls geben, sich an Hans Werne Henze zu erinnern und sich mit ihm zu beschäftigen, sodass viele Gütersloher nicht nur die Musik, sondern auch den Menschen dahinter kennen lernen. Das Theater trägt nun die Anschrift „Hans-Werner-Henze-Platz 1“.
Mit der Veranstaltung war nicht nur die Ausstellung im Stadtmuseum eröffnet, es war auch der Auftakt zur Veranstaltungsreihe „Henze Herbst 2020“. Neben der Ausstellung von Henzes Aquarellen, szenischen Lesungen aus seinem Briefwechsel mit Ingeborg Bachmann und seiner Autobiographie sowie Präsentationen seiner Musik, findet auch die Verleihung des Hans-Werner-Henze Preises an Robin Hoffmann durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe im Theater Gütersloh statt.
Karten und weitere Informationen zu den Veranstaltungen sind im ServiceCenter der Gütersloh Marketing GmbH, an allen Veranstaltungsorten sowie über www.theater-gt.de erhältlich.