Minden. Daniel Chrobot von der Ausbildungsgemeinschaft der Wirtschaft in Minden bildet mit einem neuen Ansatz Mitarbeiter und Führungskräfte weiter Minden (tat). Unternehmer und Führungskräfte arbeiten selten in Gruppen. Genau das aber ist der neue Ansatz der Ausbildungsgemeinschaft der Wirtschaft (AGW) in Minden. Dass das funktioniert, hat Wirtschaftspsychologe Daniel Chrobot schon beobachtet.
Ein Jahr lief das vom Land mit einer sechsstelligen Summe mitfinanzierte Projekt PERFEKT der AGW. In dem Projekt ging es um die Gewinnung von Mitarbeitern und auch darum, Mitarbeiter langfristig zu binden. Führungskräfte aus 30 Unternehmen und zum Teil sehr verschiedenen Branchen nahmen am Projekt teil. Dazu kamen sie regelmäßig zu Schulungen zusammen. „Das war neu“, sagt Daniel Chrobot. Üblicherweise besuchten Führungskräfte zu einem Thema ein Seminar, blieben ein paar Tage zusammen und gingen dann auseinander.
Bei den Angeboten im Projekt PERFEKT hätten sich die Teilnehmer nach und nach immer besser kennengelernt, Vertrauen zueinander gefasst und immer intensiver ausgetauscht, berichtet Chrobot. Auch nach Ablauf des Projektes seien Teilnehmer in Kontakt geblieben, unter anderem in einem Alumni-Kreis. Diese Erfahrungen hat Chrobot in seinen neuen Ansatz eingebracht.
„Wir haben unsere bisherigen Weiterbildungsangebote genau angeschaut“, sagt er. Da gab es reine Wissensseminare, zum Beispiel zu Bürosoftware. Es gab aber auch solche, in denen eher sogenannte Soft Skills für Führungskräfte vermittelt werden sollen. Sie fanden in klassischer Form statt: Die Teilnehmer trafen sich mit einem Dozenten und gingen wieder auseinander.
AGW entwickelte Weiterbildungstyp
Daraus entwickelte Chrobot mit seinen Kolleginnen und Kollegen der AGW einen neuen Weiterbildungstyp für Führungskräfte. In der Reihe „Perfekt führen“ kommen die Teilnehmer innerhalb eines Jahres zu zehn Terminen zusammen, vor allem, um sich unter Moderation eines Dozenten auszutauschen. „Diese Runden sind ergebnisoffen“, sagt Chrobot. Es gebe nicht die eine richtige Art und Weise zu führen. „Jede Führungskraft muss das für sich herausfinden“, sagt Chrobot.
Das sei eine Erkenntnis aus dem vorausgegangenen Projekt. Eine weitere sei, dass Führungskräfte voneinander lernen könnten, auch über Branchengrenzen hinaus. Die Teilnehmer dieser Reihe hätten die Möglichkeit, etwas Gelerntes im eigenen Betrieb auszuprobieren und nach ein paar Wochen in der Gruppe zu reflektieren.
Die Erfahrungen aus dem vorangegangenen Projekt flossen auch in die übrigen Angebote ein. „Wir haben uns Gedanken über Werte gemacht. Was treibt Menschen an? Jeder ist da unterschiedlich“, sagt Chrobot. Herausgekommen ist ein Hinweissystem für die Interessenten. Ist ein Angebot mit fünf Sternen beim Punkt „Pioniergeist“ gekennzeichnet, wird der Teilnehmer auf ein Angebot treffen, das erst einmal neue Erkenntnisse bietet, die weiter bedacht werden wollen und nicht unbedingt sofort umsetzbar sind. Ein Beispiel dafür sei die Reihe „Perfekt führen“.
Mit fünf Sternen beim Punkt „Soforterfolg“ würden beispielsweise Angebote zum Thema „Brandschutz“ gekennzeichnet. „Da muss es um sofortige Umsetzbarkeit gehen“, betont Chrobot. Schließlich wollten die Teilnehmer erfahren, welche neuen Vorschriften es gebe und wie damit umgegangen werden müsse. Ein weiterer Punkt sei „Sicherheit“. Hier gehe es darum, Menschen Sicherheit in ihrem Handeln zu vermitteln.
Ist ein Angebot „Gestaltungsoffen“ gekennzeichnet, erlaube es viel Raum für die Teilnehmer, für die Inhalte selbst Impulse zu setzen. „Die Führungskräftereihe lebt davon, die Schulung zum Brandschutz eher weniger“, sagt Chrobot. Orientierung bietet auch die Kategorie „Kompetenzgrad“. Es mache keinen Sinn, in einem Vertriebsseminar Anfänger und alte Hasen zusammenzubringen, die einen seien dann schnell frustriert, die anderen gelangweilt, sagt der Wirtschaftspsychologe. Von der Resonanz aus der Wirtschaft ist Chrobot positiv überrascht. „Wir fallen auf“, hat er festgestellt.