Trotz Unsicherheiten: Aktienmärkte mit guten Perspektiven

Matthias Scheffner, Managin Director und Mitglied der geschäftsleitung Deutsche Bank Bielefeld, Wealth Management Deutschland der Deutsche Bank AG. (Foto: Deutsche Bank)
Matthias Scheffner, Managing Director und Mitglied der Geschäftsleitung Deutsche Bank Bielefeld, Wealth Management Deutschland der Deutsche Bank AG. (Foto: Deutsche Bank)
  • Volatilität an Märkten bleibt bestehen
  • Herausforderungen für Anleger nehmen zu
  • Aktives Vermögensmanagement Gebot der Stunde

Unsicherheit um die Zukunft Griechenlands, fehlende Klarheit über den künftigen Kurs der EZB-Politik und Diskussionen über eine Leitzinserhöhung in den USA: An den internationalen Finanzmärkten herrscht derzeit Nervosität. Zusätzlich könnte die sommerübliche geringe Liquidität im Markt in den kommenden Wochen für Volatilität sorgen.

Auch wenn diese Unruhe für erhöhte Schwankungen spricht, dürfte im aktuellen Niedrigzinsumfeld kaum ein Weg am Aktienmarkt vorbei führen. „Die Finanzmärkte sind einem ständigen Wandel unterworfen. Wer daraus den Schluss zieht, sich von den Börsen komplett fernzuhalten, dürfte auf dem Holzweg sein“, erläutert Matthias Scheffner, Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank AG in Bielefeld und verantwortlich für das Geschäft mit vermögenden Kunden in der Region.
Die Anlageexperten des Wealth Management der Deutschen Bank (Deutsche AWM) gehen für das zweite Halbjahr 2015 davon aus, dass sich die Kapitalmärkte stufenweise normalisieren. Die aktuellen Marktturbulenzen sollten nicht davon ablenken, dass sich die internationalen wirtschaftlichen Fundamentaldaten deutlich verbessert haben: Zum einen zeige sich in den USA ein positiveres Bild. Dort werde für das zweite Quartal 2015 eine deutliche Konjunkturbelebung erwartet. Laut Deutscher AWM könnte die US-Wirtschaft über das Gesamtjahr um 2,4 Prozent wachsen. Neben den USA werde wohl auch China für mehr Dynamik im zweiten Halbjahr sorgen und die Weltwirtschaft stützen. Zum anderen schwenke die Eurozone auf einen soliden Wachstumspfad ein. Die Gewinne europäischer Unternehmen seien im ersten Quartal insgesamt robust ausgefallen und dürften im zweiten Quartal weiter steigen. Für die Eurozone sagt die Deutsche AWM ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent voraus.
Womit ist im zweiten Halbjahr zu rechnen? Anleger sollten sich möglichst nicht von Marktturbulenzen unter Druck setzen lassen, sondern kurzfristige Volatilitäten aushalten können. Oft böten Kursrückgänge interessante Chancen zum Zukauf. Im jetzigen Umfeld bleibe aktives Multi-Asset-Management Trumpf. „Aufgrund der kurzfristig zu erwartenden Schwankungen sollten Anleger ihr Vermögen derzeit mit Blick auf Anlageklassen, Regionen und Branchen besonders breit aufstellen“, rät Scheffner.

Anlagestrategie für das 2. Halbjahr 2015
Angesichts des skizzierten Umfelds deckt das ausgewogene Modellportfolio für deutsche Investoren weiterhin traditionelle liquide Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffe ab.

Detailblick auf die Anlageklassen

Mit dem überwiegenden Teil unseres ausgewogenen Portfolios decken wir traditionelle liquide Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffe ab. Die Grafik veranschaulicht den aktuellen Aufbau eines ausgewogenen Beispielportfolios. Dieses beinhaltet auch alternative Anlageklassen.1
Die Grafik veranschaulicht den aktuellen Aufbau eines Beispielportfolios der Deutschen Bank. Dieses beinhaltet auch alternative Anlageklassen.¹

 

Aktien:
Die Strategen der Deutschen AWM schätzen Aktien mittel- bis langfristig weiterhin positiv ein. Nur sollten Anleger ihre Erwartungen an Aktienrenditen mäßigen, ist Scheffner überzeugt. Zudem sei es wichtig, was in den USA passiere, wenn die Fed die Zinswende einläute: „Der Arbeitsmarkt verbessert sich stetig, der private Konsum entwickelt sich positiv und die Inflation bleibt stabil. Damit scheinen die Voraussetzungen für einen ersten Zinsschritt gegeben. Ich rechne damit, dass die Fed im September den Leitzins vorsichtig um 25 Basispunkte erhöhen wird. Sie wird den Zinszyklus vorsichtig angehen und permanent mit der Robustheit der US-Konjunktur abgleichen“, glaubt Scheffner.
Vor allem bei amerikanischen Aktien könnte es rund um die erste Zinserhöhung zu Rückschlägen kommen. Diese Marktturbulenzen böten aber Chancen zum Zukauf: „Amerikanische Aktien bieten weiterhin Potenzial“, so Scheffner. „Der US-Aktienmarkt ist im Konzert der globalen Aktienmärkte nicht der spannendste, weist aber immerhin eine positive Gewinnentwicklung vor.“ Anleger sollten Ihren Fokus auf zyklische Konsumtitel sowie auf den Automobilsektor richten. Interessant erscheinen außerdem US-Aktien aus dem IT-Sektor.
Während die Fed die Leitzinsen in den USA wohl erhöhen wird, dürften diese in der Eurozone noch längere Zeit niedrig bleiben. Aus Sicht der Deutsche AWM-Experten spricht dies für einen niedrigeren EUR/USD-Wechselkurs. „Der US-Dollar hat die Argumente auf seiner Seite. Die erste Leitzinserhöhung der Fed könnte zudem für den nächsten Schub sorgen. Ich rechne bis Juni 2016 mit einer Währungsparität“, sagt Scheffner. Er fügt hinzu: „Für risikobereite Anleger aus dem Euroraum ist das kein Grund, US-Aktien den Rücken zuzukehren. Im Gegenteil: bei einem steigenden Dollar könnten sie mit US-Investitionen von Währungsgewinnen profitieren.“
Die Deutsche AWM-Anlageexperten gehen davon aus, dass sich auch in Europa das Wachstum weiterhin beschleunigt – allerdings könnte es durch politische Risiken etwas gedämpft werden. Das fundamentale Umfeld sei intakt, der Rückenwind durch die stärkere Binnenkonjunktur und den schwächelnden Euro bleibe bestehen. „In der Tat haben wir unsere Aktienquote für europäische Titel bereits erhöht“, erläutert Scheffner. Diese betrage, nach zuvor 16,5 Prozent, derzeit 18,5 Prozent im ausgewogenen Portfolio. Für das zweite Halbjahr raten die Strategen in Europa vor allem zu Nebenwerten. Weltweit halten sie Finanzwerte für aussichtsreich, weil diese derzeit mit einem deutlichen Abschlag zu anderen Aktien handeln.
Für Deutschland sind die Vermögensverwalter ebenfalls optimistisch. Die Wirtschaft dürfte sich 2015 weiter erholen – für Deutschland prognostiziert Scheffner ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent – und der Euro dürfte sich weiter abschwächen. „Diese beiden Faktoren sollten den Unternehmen helfen, ihre Gewinne zu steigern.“ Der Positivtrend sollte sich im kommenden Jahr weiter fortsetzen. Bis Mitte 2016 habe der DAX Potenzial, auf bis zu 12.400 Zähler zu klettern. Nicht zuletzt sollte die Binnenkonjunktur in Deutschland weiter Fahrt aufnehmen. Davon dürften auch die Immobilienpreise profitieren.
Auch gezielte Investments in den Schwellenländern könnten attraktiv sein. Ein dezidierter Blick lohne sich vor allem in die Region Asien ohne Japan. Dagegen wird Lateinamerika als einzige Region im Portfolio untergewichtet. Hier seien die 2015er Gewinnschätzungen um über ein Drittel gesenkt worden.

Renten:
Laut Scheffner bleibt die Geldpolitik auf absehbare Zeit der wichtigste Treiber an den Rentenmärkten und präge damit entscheidend die Zinsniveaus von Anleihen. Im ersten Halbjahr 2015 sind die Verzinsungen von europäischen Staatsanleihen – vor allem in den Peripherieländern – bereits deutlich gestiegen. Die Bewertungen seien im historischen Vergleich aber nach wie vor niedrig. Kurzfristig profitierten in einem unsicheren Umfeld Anleihen erster Güte. Angesichts des Zinsumfelds sollten sich Anleger allerdings auf kurz- und mittelfristige Laufzeiten konzentrieren. „Wir erwarten auf Jahressicht für zehnjährige Bundesanleihen eine Rendite von 1,1 Prozent“, sagt Scheffner. Eine interessante Portfolioergänzung seien Anleihen, die in Fremdwährungen notieren: „Wir mischen in der Vermögensverwaltung aus Diversifikationsgründen explizit Anleihen in Fremdwährungen bei. In einem Fondskonzept, zum Beispiel, können aktive Währungsentscheidungen sehr effizient und schnell umgesetzt werden.“
Im Gegensatz zu ihren europäischen Pendants dürften Staatsanleihen aus den Schwellenländern sensibel auf höhere Zinsen in den USA reagieren. „Investoren könnten durch das verschlechterte Chancen-Risikoverhältnis Emerging Markets Bonds zugunsten von US-Anleihen abstoßen. Aufgrund ihrer höheren Verzinsung würden US-Anleihen damit an Attraktivität gewinnen. Dies hätte starke Abflüsse aus Emerging Market Bonds zur Folge“, veranschaulicht Scheffner.

Rohstoffe:
Auf dem Ölmarkt gebe es weiterhin ein globales Überangebot. „Aus diesem Grund sehen wir in den kommenden Monaten nur wenig Spielraum für Preissteigerungen“, so Scheffner.
Auch für Gold ist der Anlageexperte wenig optimistisch: „Solange das globale Wachstum nicht einbricht, dürfte der Goldpreis, der mit einem stärkeren US-Dollar zu kämpfen hat, in einer engen Spanne notieren“, sagt Scheffner. Auf Sicht von zwölf Monaten prognostiziert die Deutsche Asset & Wealth Management einen Kurs von USD 1.250. Grundsätzlich sei eine Rohstoffbeimischung als Performancetreiber sowie aus Diversifikationsgründen des Portfolios weiterhin sinnvoll. In der empfohlenen Asset-Allokation des Kernportfolios machen Rohstoffe derzeit insgesamt zwei Prozent aus.

Informationen zum Deutsche Asset & Wealth Management in Bielefeld
Mit 1,16 Bio. Euro verwaltetem Vermögen (Stand 31. März 2015) ist die Deutsche Asset & Wealth Management eine der führenden Vermögensverwalterinnen weltweit. Das Unternehmen bietet Privatanlegern und Institutionen eine breite Palette an maßgeschneiderten Investmentlösungen über alle Anlageklassen und steht für eine ganzheitliche Betreuung wohlhabender Privatanleger und Family Offices. In der Region Bielefeld beschäftigt die Deutsche Asset & Wealth Management 22 Mitarbeiter und verwaltet Kundenanlagen in Höhe von insgesamt rund 4,7 Mrd. Euro (Stand 31. März 2015).

www.db.com

Veröffentlicht von

Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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