Um sich über Herausforderungen an Arbeitsmarkt und Ausbildungsmarkt zu beraten, sind die Leitungen der Arbeitsagenturen OWL mit der Spitze der HWK OWL zu Bielefeld zusammengekommen. Prioritäten sind: die Beschäftigung zu sichern, die Wirtschaft zu stabilisieren und im Handwerk für die Zeit nach der Pandemie die Weichen zu stellen.
Die Leitungen der Arbeitsagenturen in Ostwestfalen-Lippe und die Spitze der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld (HWK) sind am Dienstag zusammengekommen, um sich über aktuelle Herausforderungen an Arbeitsmarkt und Ausbildungsmarkt auszutauschen. Ein zentrales Thema war die Umsetzung von Instrumenten, die in der Pandemie den regionalen Arbeitsmarkt und den Ausbildungsmarkt stabilisieren und bezwecken, dass die Unternehmen und Menschen in der Region gut durch die Krise kommen. „Wir sind für den Winter gut gerüstet. Die gesamte Wirtschaftsregion Ostwestfalen-Lippe erweist sich weiter als robust“, sagte Thomas Richter für die Vorsitzenden der Geschäftsführungen der Arbeitsagenturen OWL. Das gelte auch für das Handwerk. Das Kurzarbeitergeld, das den Arbeitsmarkt das Jahr über erfolgreich stabilisiert habe, komme weiterhin schnell und zuverlässig zur Anwendung. „Unternehmen können es beantragen wie bisher“, sagte Richter.
„Die Pandemie hat sich so unterschiedlich auf das Handwerk ausgewirkt, wie unsere Handwerksbetriebe vielfältig sind“, erklärte Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, „einige Unternehmen berichten von zwischenzeitlichen Totalausfällen beim Umsatz, andere wiederum von einem spürbaren Umsatzanstieg“. „Das Handwerk möchte auch in der Pandemie Motor für Arbeits- und Ausbildungsplätze in Ostwestfalen-Lippe bleiben“, ergänzte Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Bei der Vermittlung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sei eine enge Zusammenarbeit zwischen den Agenturen für Arbeit und der Handwerkskammer von entscheidender Bedeutung. Vor allem die Jugend dürfe nicht zum Krisenverlierer werden. Prager betonte, dass ein verspäteter Einstieg in die Ausbildung auch jetzt noch möglich sei und die Handwerkskammer gemeinsam mit der Agentur für Arbeit alles dafür tue, dass sich kurzfristig noch viele Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden.
Außer dem Leiter der Bielefelder Arbeitsagentur Thomas Richter nahmen Barbara Schäfer, Leiterin der Agentur für Arbeit Detmold, Frauke Schwietert, Leiterin der Agentur für Arbeit Herford, und Heinz Thiele, Leiter der Arbeitsagentur Paderborn, an dem virtuellen Treffen teil. Für die HWK OWL zu Bielefeld war nebst Präsident Peter Eul und Hauptgeschäftsführer Dr. Jens Prager auch Carl-Christian Goll, Leiter des Geschäftsbereichs Berufsbildung, vertreten.
Alle Partner an Arbeitsmarkt und Ausbildungsmarkt seien durch die Corona-Krise in unverminderter Stärke gefordert, betonten die Teilnehmer des Treffens. Die Spitzen der Arbeitsagenturen und HWK waren sich vor dem Hintergrund der zweiten Welle der Pandemie und des damit zu erwartenden konjunkturellen Dämpfers darin einig, die seit Jahren gute Zusammenarbeit weiterhin zu intensivieren. „Wir erwarten für das Gesamtjahr 2021 eine wirtschaftliche Erholung. Die Unternehmen müssen auch aus dem Grund Investitionen im Winter prüfen. Die Zeit in Kurzarbeit sollten sie dringend nutzen, um weiterzubilden und Innovationen zu implementieren“, sagte Richter. In den Handwerksbetrieben brauche es gut ausgebildete junge Menschen: „Junge Fachkräfte sind die richtige Antwort auf den demographischen Wandel. Durch die Ausbildung gewinnen die Betriebe Mitarbeiter, die sich in einer zunehmend digitalen und nachhaltigen Wirtschaft gut zurechtfinden“, betonte er.
Wie auch sonst, ist im Handwerk im Ausbildungsjahr 2019/2020 die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge erstmals seit drei Jahren in Folge der Pandemie zurückgegangen. Das Ausbildungsjahr befindet sich derzeit im sogenannten „fünften Quartal“. Dieses läuft noch bis Januar 2021. Die Betriebe können Jugendliche in diesem nach wie vor einstellen und hierfür eine Ausbildungsprämie bei den Arbeitsagenturen beantragen. Für die betriebliche Weiterbildung stehen Handwerksbetrieben Förderleistungen zur Verfügung: In Betracht kommen die Übernahme von Lehrgangskosten und Arbeitsentgeltzuschüsse durch die Arbeitsagenturen. Arbeitgeber können für die Personalplanung zudem eine Beratung durch den Arbeitgeber-Service anfragen.
„Im OWL-Handwerk gibt es derzeit noch freie Ausbildungsstellen, der Abschluss eines Ausbildungsvertrages ist weiterhin möglich“, erklärte Kammerpräsident Eul. Interessierte Unternehmen sollten unbedingt die Handwerkskammer oder die Agentur für Arbeit konsultieren.
Besondere Herausforderungen für den regionalen Arbeitsmarkt und Ausbildungsmarkt in OWL sehen die Gesprächsteilnehmer im demographischen und im strukturellen Wandel. Ein wichtiger Ansatz, um diesen zu begegnen, gründe in der lebenslangen Beratung und Vermittlung von Frauen und Männern im beschäftigungsfähigen Alter sowie in Fördermöglichkeiten für eine berufliche Weiterbildung, die individuelleren Erwerbsbiographien Rechnung trägt. „Das sind entscheidende Stellschrauben für einen funktionierenden regionalen Arbeitsmarkt und Ausbildungsmarkt in Zukunft“, sagte Thomas Richter für die Vorsitzenden der Geschäftsführungen der Arbeitsagenturen OWL.