Paderborn. Es gilt als unbestritten, dass der demographische Wandel maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung unserer Gesellschaft hat. Während in der öffentlichen Diskussion die Frage der Rentenversicherung im Vordergrund steht, gibt es andere Aspekte, die trotz ihrer Bedeutung bisher kaum diskutiert werden. In Rahmen eines geförderten Forschungsprojektes hat die private Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) das Thema „Arbeit alter(n)sgerecht gestalten“ in Ostwestfalen-Lippe untersucht. Ergebnis: Wenn Unternehmen die Potenziale äl-terer Mitarbeiter rechtzeitig erkennen, können sie diese auch effektiv nutzen und so die Folgen des drohenden Fachkräftemangels mildern.
Langfristig denken und handeln
Insbesondere wird es darum gehen, so das Ergebnis der von der FHDW durchgeführten Untersuchung, dass sich Unternehmen darum kümmern sollten, die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und die Motivation der Mitarbeiter möglichst langfristig zu erhalten. Während in der Praxis eher davon aus-gegangen wird, dass die Fähigkeiten im Alter abnehmen, tritt Professor Dr. Angelika Röchter, verantwortlich für die Untersuchung an der FHDW, dafür ein, „nicht nur defizitär, also nur auf den Mangel beschränkt, auf diese Herausforderung zu schauen, sondern die Stärken älterer Mitarbeiter zu erkennen und sich aktiv mit deren Nutzung auseinanderzusetzen.“ Zahlreiche Unternehmen haben demnach bereits Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, der ergonomischen Gestaltung von Arbeitsplätzen und der Flexibilisierung von Arbeitszeiten umgesetzt. „Was bisher kaum umgesetzt wird, sind Maßnahmen, die gezielt auf den Erhalt der Leistungsfähigkeit und Motivation älterer Mitarbeiter ausgerichtet sind“, erläutert Röchter die vorhandenen Defizite. Im Argen liegt Röchter zufolge auch, dass es noch viel zu selten eine rechtzeitige und altersgerechte Laufbahnplanung gibt. Auch die altersgerechte Ausgestaltung von Arbeitsinhalten und die gezielte Weiter-bildung älterer Mitarbeiter komme noch zu kurz. Insbesondere Führungs-kräfte sieht Röchter in der Verantwortung, ihrer Schlüsselrolle an dieser Stelle gerecht zu werden. Allerdings haben bisher nur knapp ein Drittel der befragten Unternehmen ihre Führungskräfte in dieser Thematik sensibili-siert.
60 Prozent der Unternehmen beschäftigen Ältere
Hingegen sei erfreulich, dass schon rund 60 Prozent der befragten Unternehmen die Notwendigkeit bereits erkannt haben und auch ältere Beschäftigte (jenseits der Marke von 55 Jahren) einstellen, immerhin weitere 18 Prozent der Unternehmen stehen dem offen gegenüber. Etwa die Hälfte der Befragten (44 Prozent) beschäftigen bereits heute sogar Mitarbeiter über die Regelarbeitszeit von 65 Jahren hinaus, weitere knapp 40 Prozent sehen dies als Option. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsinitiative im Kreis Höxter (WIH) wird die FHDW zu diesem Thema einen weiterführenden Informationsaustausch für Unternehmen anbieten. Dabei sollen Themen wie die Förderung des Wissenstransfers, altersgerechte Teams, frühzeitige Laufbahnplanung, altersgerechte Gestaltung der Arbeit und die Qualifizierung/Weiterbildung älterer Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen.