Lippische Modellorte für Smart Country Side stehen fest

Das Projekt Smart Country Side gestaltet den Wandel mit, um die digitalen Potentiale für Dörfer zu nutzen.
Wollen die Chancen der Digitalisierung für lippische Dörfer nutzen: Landrat Dr. Axel Lehmann (3. von rechts), Ann-Kathrin Habighorst (Kreis Lippe) (2. von rechts), Dr. Klaus Schafmeister (Kreis Lippe) und Thekla Merfort (Kreis Lippe) (4. und 5. Von rechts) zusammen mit den Vertretern der Modellorte. (Foto: Kreis lippe)

Die Digitalisierung ist in vollem Gange und sorgt derzeit in fast allen Lebensbereichen für einen tiefgreifenden Wandel. Jetzt stehen die Modellorte für das Projekt Smart Country Side fest. „Gerade für den Ländlichen Raum ergeben sich dadurch auch große Chancen in Hinblick auf Teilhabe und Lebensqualität. Denn mit ‚smarten‘ Technologien können wir räumliche Grenzen überwinden und gewährleisten damit, dass auch unsere Dörfer nicht den Anschluss an die Städte verlieren“, weist Landrat Dr. Axel Lehmann auf die Vorteile dieses Wandels hin.

Das Projekt Smart Country Side (SCS), das in Kooperation zwischen dem Kreis Lippe und der Wirtschaftsförderung des Kreises Höxter durchgeführt wird, gestaltet diesen Wandel mit, um die digitalen Potentiale für Dörfer zu nutzen. In Lippe stehen jetzt die ersten Modellorte für das Projekt fest: Bega, Billerbeck, Brakelsiek, Bremke/ Rott, Elbrinxen, Eschenbruch, Holzhausen-Externsteine und Lemgo-Südstadt wollen bedarfsgerechte, digitale Anwendungen für ihr Dorf entwickeln.

Das Projekt Smart Country Side wird durch die europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen gefördert: Die OstWestfalenLippe GmbH hatte in Kooperation 150 Partnern das Handlungskonzept „OWL 4.0“ entwickelt und beim Projektaufruf Regio.NRW eingereicht – mit Regio.NRW will das Land die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Regionen in Nordrhein-Westfalen stärken. Dabei erhielt unter anderem das Handlungskonzept „OWL 4.0“ mit zehn Projekten zur Digitalisierung die Förderzusage.

„Die zentrale Frage des Projekts Smart Country Side ist es, wie Dörfer in ländlichen Regionen das Thema Digitalisierung umsetzen können und welche digitalen Anwendungen zu den jeweiligen Bedarfen passen. Deshalb war es uns wichtig, dass die Modellorte repräsentativ sind und die Erfahrungen aus diesen Dörfern auch auf weitere Orte übertragbar sind“, erklärt Dr. Klaus Schafmeister, Leiter des Zukunftsbüros des Kreises Lippe.

Im nächsten Schritt sollen die bereits entstandenen Ideen in den Dorfgemeinschaften diskutiert werden, erste Maßnahmen sollen ab 2018 umgesetzt werden. Dazu finden in allen Modellorten sogenannte Dorfkonferenzen statt, die erste wird Ende September in Bega durchgeführt. Vorab haben die Vereine einen Fragebogen an die Dorfbewohner verteilt, in dem sie ihre Einschätzung dazu abgeben können, welche Strukturen in Bega bereits vorhanden sind und wo noch Bedarfe bestehen.

„Der Austausch mit den Anwohnern ist uns besonders wichtig, da sie die Experten vor Ort sind und am besten einschätzen können, welche Herausforderungen noch zu meistern und welche Aufgaben noch gelöst werden müssen“, so Ann-Kathrin Habighorst vom Zukunftsbüro des Kreises Lippe. Zusätzlich zu den Dorfkonferenzen erarbeitet das Projektteam der Kreise Lippe und Höxter derzeit auch übergreifende Themenveranstaltungen für das Jahr 2018, an denen nicht nur die Modelldörfer teilnehmen können, sondern alle Interessierte in der Region.

Gabriele Licht, Ortsvorsteherin von Eschenbruch, hat bereits erste Ziele vor Augen: „Wir freuen uns, dass Eschenbruch für einen solchen Prozess ausgewählt wurde. Erste Ideen liegen auch schon vor: Unter anderem möchten wir die bereits existierende Nachbarschaftshilfe digital unterstützen“. Und Friedhelm Plöger, Vorsitzender des Vereins TuS Bega, ergänzt: „In Bega könnten wir uns vorstellen, zum Beispiel einen ‚Seniorentreff‘ ins Leben zu rufen: Einerseits hätten die älteren Leute hier einen Ort, an dem sie sich begegnen und austauschen könnten, andererseits könnten sie hier durch Schüler aus Bega geschult werden, wie man mit den neuen digitalen Anwendungen umgeht.“

Neben dem Thema „Digitale Kompetenz“ spielen für die Modelldörfer auch Bürgerportale eine große Rolle: Wer zum Beispiel Hilfe bei der Gartenarbeit braucht, eine Mitfahrgelegenheit nach Detmold, Lemgo oder Bad Salzuflen sucht oder wissen möchte, welche wichtigen Termine im Dorf in nächster Zeit anstehen, könnte sich auf einem solchen Bürgerportal darüber austauschen. Dabei soll das Portal ein geschlossenes System für das jeweilige Dorf sein, auf das auch nur die Bewohner Zugriff haben.

Wie ein digitaler Kommunikationsort in einem Dorf auch aussehen kann, zeigt die sogenannte Smart Bench: Die intelligente Bank ist ein Hotspot für freies WLAN, außerdem können hier gleichzeitig Tablet, Smartphone und Co. kostenlos aufgeladen werden – der Batteriespeicher der Smart Bench wird über ein eingebautes Photovoltaik-Modul gespeist. Die Smart Bench wird künftig auch Station in den verschiedenen Modell-Orten machen.

Hier könnte sie dann beispielsweise auch als Mitfahrerbank dienen: Indem man sich auf die Bank setzt, signalisiert man vorbeifahrenden Autos, dass man eine Mitfahrgelegenheit sucht – die Autofahrer können dann selbst entscheiden, ob sie die Personen mitnehmen oder nicht. Es gibt aber noch weitere Ideen – es wären beispielsweise Social-Media-Gottesdienste denkbar. Frau Ingrid Schäfer, 1. Vorsitzende des Heitmatfreunde Naptetal ergänzt noch „Wir wollen mit dem Projekt auch gezielt unsere jüngeren Anwohner ansprechen und sie in die Entwicklung mit einbeziehen. Jung und Alt sollen miteinander vernetzt werden.“

Weitere Informationen zum Projekt Smart CountrySide gibt es im Internet unter www.owl-morgen.de/projekte/smart-country-side sowie bei Ann-Kathrin Habighorst vom Zukunftsbüro des Kreises Lippe unter a.habighorst@kreis-lippe.de sowie unter 05231/62-1150.

www.kreis-lippe.de

Veröffentlicht von

Sascha Brinkdöpke

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