Hannover. Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in zunehmend mehr Bereiche unseres Lebens und Arbeitens. Auch auf der CEBIT im Juni sind selbst lernende Systeme ein zentrales Thema. Zahlreiche Showcases und Produktneuheiten sowie aktuelle Ergebnisse aus den Forschungslaboren veranschaulichen das Potenzial – vom digitalen Astronauten-Assistenten bis zur intelligenten Software für den Kundendialog.
Die CEBIT zeigt die Chancen und Grenzen der künstlichen Intelligenz (KI)
„In einigen Arbeitsfeldern sind uns Maschinen schon heute überlegen“, erklärt Prof. Christian Bauckhage, Lead Scientist für maschinelles Lernen am Fraunhofer IAIS und einer der zahlreichen Top-Referenten der CEBIT 2018. „Zum Beispiel, wenn es darum geht, komplizierte Daten auszuwerten, auf deren Analyse das menschliche Gehirn nicht spezialisiert ist. Bei typischen Alltagstätigkeiten wie Treppensteigen oder Spülmaschine einräumen, über die wir gar nicht groß nachdenken, wird es noch länger dauern, bis Maschinen das so gut können wie wir Menschen.“
Bundesbürger sehen vor allem Potenzial in Medizin und Mobilität
Die Marktforscher von Gartner Research sehen in der künstlichen Intelligenz (KI) den disruptivsten Technologietrend der kommenden zehn Jahre. Kognitive Systeme, die eigenständig lernen und Entscheidungen treffen, werden viele Lebensbereiche und Branchen verändern. Nach einer aktuellen Bitkom-Studie betrachten die Deutschen dabei die Medizin (31 Prozent) und die Mobilität (28 Prozent) als wichtigste Einsatzfelder. „Die Bevölkerung erkennt die enormen Möglichkeiten der Technologie“, kommentiert Bitkom-Präsident Achim Berg. „So kann KI Ärzte bei der Diagnose unterstützen, Unfälle auf unseren Straßen vermeiden oder dabei helfen, den Energieverbrauch zu reduzieren.“
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat daher im vergangenen Jahr die Experten-Plattform „Lernende Systeme“ eingerichtet, die die Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft im Bereich der Künstlichen Intelligenz verbessern und klären soll, wie Lernende Systeme dem Menschen nützlich sein können. Die Plattform „Lernende Systeme“ wird am 12. und 13. Juni auf der CEBIT in Halle 27 zahlreiche Forschungsprojekte und Ergebnisse präsentieren.
IBM auf der CEBIT: ein digitaler Assistent für die ISS und neue Watson-Konzepte
Mit IBM belegt einer der Vorreiter der künstlichen Intelligenz gleich zwei Pavillons auf dem neuen CEBIT-Gelände (P34/P35). Eine CEBIT-Premiere ist der erste intelligente Astronauten-Assistent CIMON, der zusammen mit Airbus im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) für die Raumstation ISS entwickelt wurde. Der medizinballgroße Helfer wird bei der geplanten Mission von Alexander Gerst im Juni zum Einsatz kommen. Dabei soll untersucht werden, wie die Zusammenarbeit von Mensch und KI-Maschine an Bord der ISS funktioniert.
Ausgestattet ist der in der Schwerelosigkeit fliegende CIMON mit Sensoren, Kameras, einem Bildschirm und einer Software, die Fragen in natürlicher Sprache beantwortet. Außerdem werden neue Lösungen auf der Basis von IBM Watson vorgestellt – zum Beispiel leistungsfähige Sprachassistenzsysteme, die wesentlich mehr können, als nur die üblichen FAQ zu beantworten. Diesen Entwicklungssprung nutzt beispielsweise Mercedes-Benz mit dem jüngst eingeführten Dienst AskMercedes.
Global Player und deutsche Firmen wetteifern um die besten Konzepte
Wie ein roter Faden zieht sich das Thema „Künstliche Intelligenz“ auch durch die neue CEBIT. Europas wichtigstes Business-Festival für Innovation und Digitalisierung zeigt, was intelligente Technologien schon heute für Unternehmen leisten und welche Businesskonzepte sich damit umsetzen lassen. Bei Top-Playern wie Hewlett Packard Enterprise, Huawei, Intel, Salesforce und SAP wird der Megatrend auf der CEBIT eine große Rolle spielen. Doch auch kleinere Firmen kommen mit spannenden Innovationen: So zeigt ITyX Solutions eine selbstlernende Software mit deutscher Cloud-Anbindung, die sich mit Kunden und Mitarbeitern versteht.
Think Owl kann wiederkehrende Serviceanfragen, die per Mail, Chat oder Messenger gestellt werden, automatisch beantworten und in schwierigeren Fällen von Menschen lernen (Halle 27). Vor allem für Marketing-Verantwortliche interessant ist die Software von IS Predict (Saarland-Gemeinschaftsstand, Halle 17). Die Predictive-Intelligence-Applikation übernimmt die vorausschauende Steuerung von Vertriebs- und Marketingaktivitäten. Auch hier stehen selbst lernende Algorithmen im Hintergrund, die komplexe Muster erkennen und daraus Handlungsempfehlungen ableiten können.
Eine KI-Größe spricht: Professor Jürgen Schmidhuber auf der CEBIT
Der vielfach ausgezeichnete Professor an der Universität Lugano gilt als Vater der modernen Künstlichen Intelligenz (KI). Die lernenden neuronalen Netze, die er mit seinen Teams an der TU München sowie am Schweizer Forschungslabor IDSIA entwickelt hat, kommen in Milliarden Smartphones zum Einsatz und bilden die Grundlage für Anwendungen zur automatischen Übersetzung oder zur Spracherkennung. Sie sind somit das Herz bahnbrechender Produkte von Anbietern wie Facebook, Google oder Amazon. Jürgen Schmidhuber spricht am Mittwoch, 13. Juni, auf dem CEBIT Artificial Intelligence Summit in Halle 27.