Wer aus Richtung Westen über die A115 in Berlin einfährt, kennt die historische Tribüne direkt an der Autobahn. Das markante Gebäude wurde vor 100 Jahren als Zuschauerraum zur Rennstrecke an der ersten Autobahn der Welt errichtet. Nun wird ein Wahrzeichen Berlins von einem Investor aufwendig saniert und ausgebaut. Für das Highlight des denkmalgeschützten Prestigeprojektes – ganz besondere Glaselemente in einer Kanzel – ist das Bad Wünnenberg-Haarener Unternehmen Luckey verantwortlich.
Die 1921 Berlin, Bezirk Charlottenburg, eröffnete AVUS-Rennstrecke und ihr Mythos sind ungebrochen. Ihre Geschichte ist weltbekannt und nicht nur die Berliner haben sie ins Herz geschlossen. Dennoch verfällt die 240 Meter breite Tribünenanlage, seit der Rennbetrieb an der bekannten Strecke vor über 20 Jahren eingestellt wurde. „Es war ein Schandfleck“ meint Investor Hamid Djadda. Nun ist er froh, dass durch sein Engagement ein Wahrzeichen Berlins gerettet werden kann.
Das Bauwerk reicht bis weniger als 50 cm direkt an die Autobahn heran. Verkehrseinflüsse wie extremer Lärm, Sog- und Druckluftkräfte sowie Verkehrsablenkung forderten das Fachwissen von Luckey Metallbau heraus. Denn der Investor ist in seiner Vision „AVUS Mobility Center“ unbeirrbar und will mit einer 400 m² großen Glasfront und -Kanzel das Gebäude einzigartig machen. Die Architekten suchten europaweit den richtigen Partner für solare Architektur, der diese Herausforderung erfüllen kann. Denn bekannte Lösungen wie Lamellensysteme kamen nicht in Frage.
Die Verantwortlichen holten Hans-Werner Luckey, sein Team und damit die technische Expertise ins Boot. Denn das Unternehmen ist in der Branche für innovative Konzepte und Digitalisierung bekannt. „Der einzigartige Glasaufbau besteht aus vier unterschiedlichen Scheibenebenen, die zu einer Isolierglaseinheit verklebt werden. Eine Scheibe hat eine Schicht aus Flüssigkristallen, die steuerbar sind. Damit können innerhalb einer Sekunde Verdunkelungen und Sonnenschutz bis 98% erreicht werden. Die äußere Scheibe wurde mattiert, damit sich die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Fahrzeuge nicht spiegeln und andere Fahrzeuge blenden können.“ beschreibt Hans-Werner Luckey die entwickelte Lösung. Die innere Scheibe ist mit speziellem Siebdruck versehen, dadurch wird ein zusätzlicher „Gardineneffekt“ erzielt. Insgesamt hat die Verglasung eine Stärke von 60 Millimetern und wiegt 100 Kilogramm pro Quadratmeter, also rund 40 Tonnen Glas, nur für die Kanzel. Nur so kann die Konstruktion den extremen Sog- und Druckkräften standhalten und den notwendigen Lärmschutz garantieren.
„Der Glasaufbau wird eigens für dieses Bauvorhaben hergestellt und in dieser Konstellation wahrscheinlich nie wieder benötigt. Der Aufbau wurde in vielen Gesprächen abgestimmt, mehrfach modifiziert, bemustert und am Ende von Vertretern des Berliner Senats abgenommen.“ weist Luckey auf die Einzigartigkeit des Projektes hin. Zukünftig werden in der Kanzel, in der sich in der Vergangenheit die Rennleitung, VIPs und Presse aufhielten, Events veranstaltet. Während die Besucher den rastlosen Betrieb auf der Autobahn beobachten können, werden die Autofahrer von außen keinen Einblick ins Gebäude haben und so das Gebäude ohne Ablenkung passieren. Und das sind ca. 34 Mio. Fahrzeuge jährlich.
Pünktlich zum 100-jährigen AVUS-Jubiläum im September 2021 ist die Fertigstellung und Einweihung geplant. Bis dahin werden 50 Mitarbeiter und Partner des Haarener Unternehmens an der Umsetzung beteiligt sein. Unter Corona-Bedingungen nicht immer einfach, denn so fanden beispielsweise alle Strategietermine online statt. Hier bewährt sich der hohe Digitalisierungsgrad und die moderne Ausrichtung von Luckey sowohl im Backoffice als auch in der Produktion.
Toll, dass das Metallbau-Unternehmen Luckey die Aufgabe übernimmt. Wurde das Stück denn jetzt schon erneuert? Das wäre interessant zu wissen.