Bild von VIVIANE MONCONDUIT auf Pixabay
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Kreisläufe: Wie die Lücke bei Kunststoffen geschlossen werden kann

Der nachhaltige Umgang mit Kunststoffen gehört zu den entscheidenden Faktoren, um die ambitionierten Klimaziele des Pariser Vertrags zu erreichen. Der Maschinen- und Anlagenbau setzt sich dafür ein, eine echte Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen zu schaffen. Deshalb spricht sich der VDMA auch für produktspezifische Einsatzquoten für Rezyklate aus. Dadurch würden Kunststoffe mehrfach genutzt und die CO2-Bilanz entlastet. Ziel ist, die Rohstoffmärkte neu auszurichten und die Verwendung von Rezyklaten preislich attraktiver zu machen. Bisher sind sie teurer als neu hergestellte Kunststoffe, weil deren Herstellung sich an den sehr günstigen Rohölpreisen orientiert. 

„Einschränkungen zum Einsatz von Rezyklaten gehören auf den Prüfstand. Es ist nicht nachvollziehbar, warum zum Beispiel in einigen Kommunen Abfalltonnen nicht aus recyceltem Kunststoff bestehen dürfen“, sagt Karl Haeusgen, Präsident des VDMA. „Wir brauchen hier Regelungen, die den Einsatz von Rezyklaten flächendeckend fördern oder zumindest nicht unnötig behindern.“

Der VDMA hat seine Argumente nun im Diskussionspapier „Für den nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen – pro Kreislaufwirtschaft“ vorgelegt (siehe unten). Das Papier wurde gemeinsam von mehreren Fachverbänden, darunter Abfall- und Recyclingtechnik und Kunststoff- und Gummimaschinen, erarbeitet.  Anlass sind die von der EU im Rahmen des Green Deal definierten ambitionierten Ziele zu Klimaschutz und Ressourcenschonung, mit denen bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität erreicht werden soll. „Wir wollen zeigen, dass wir mit Überzeugung hinter den Zielen des Green Deal stehen und uns auch gemeinsam in die Gestaltung der Umsetzung einbringen. Das Diskussionspapier sehen wir als gute Grundlage für die Diskussionen mit der Politik, aber auch innerhalb der Kunststoffindustrie“, erläutert der VDMA-Präsident.

In seinem Diskussionspapier regt der VDMA auch Qualitätsstandards für Rezyklate an, sowie Design for Recycling für Kunststoffprodukte und digitale Identifizierbarkeit von Altkunststoffen. Auch ein Exportstopp von Kunststoffabfällen aus der EU in Drittstaaten mit geringeren Umweltauflagen wird gefordert. „Kunststoffprodukte tragen zur Verbesserung der CO2-Bilanz bei und leisten damit ihren Beitrag zum Klimaschutz. Standards für die Bilanzierung des CO2-Abdrucks können mehr Transparenz schaffen“, resümiert Haeusgen.

VDMA-Präsident Karl Haeusgen. - Fot: VDMA
VDMA-Präsident Karl Haeusgen. – Fot: VDMA

Diskussionspapier:
Für den nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen – pro Kreislaufwirtschaft

Der VDMA setzt sich für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft für Kunststoffprodukte ein. Damit setzt er ein Zeichen gegen die Vermüllung der Umwelt durch Plastikabfälle und für einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen. Kunststoffprodukte bieten in ihrer Lebensphase große Vorteile bei den Themen Hygiene, Leichtbau oder CO2-Einsparung. Voraussetzung für eine Kreislaufwirtschaft sind ihre Rezyklierbarkeit nach Gebrauch und die Wiederverwendbarkeit in neuen Produkten.

Entscheidend für das Gelingen der Kreislaufwirtschaft ist ein funktionierender Markt für den Einsatz von Kunststoff-Rezyklaten. Das betrifft sowohl die Menge, die Qualität als auch das Preisgefüge. Dieser Markt ist unter Druck, weil der Preis von Kunststoff-Neuware (Primärkunststoff) volatil und teilweise günstiger ist als der für Rezyklate (Sekundärkunststoff). Der Primärkunststoffpreis wird stark vom schwankenden Ölpreis beeinflusst. Dadurch gerät der Rezyklat Markt erheblich unter Druck.

Abhilfe könnte eine angemessene CO2 Bepreisung schaffen. Dafür setzen wir uns ein. Der CO2 Rucksack von Rezyklaten ist im Verhältnis zur Neuware um 1,5 bis 3,2 t leichter pro Tonne Kunststoff. Würde diese positive Klimabilanz eingerechnet werden, könnte eine Parität zwischen Primär- und Sekundärkunststoff hergestellt werden. Dies ist das marktwirtschaftliche Instrument der Wahl, bleibt aber seit vielen Jahren unberücksichtigt.

Solange dieses Instrument nicht greift, sehen wir folgende Handlungsoptionen auf europäischer Ebene:

1. Pro Einsatzquote für Rezyklate (produktspezifisch)

Solange die Preisparität zwischen Primär- und Sekundärkunststoffen nicht hergestellt ist, sollte eine temporäre Rezyklat- Einsatzquote differenziert nach Anwendungsfällen ins Auge gefasst werden. Damit kann der Markt neu ausgerichtet und die preisliche Schieflage zwischen Rezyklaten und Neuware besser ausgeglichen werden. Die Ausgestaltung der Quoten sollte schrittweise und dynamisch erfolgen, ausgehend von einfachen Anwendungsfällen außerhalb der Lebensmittelverpackung, bei denen Standardkunststoffe (PE, PP, PET, PS und PVC) eingesetzt werden. Ein guter Startpunkt könnte der sonstige Verpackungsbereich sein. Eine konsequent durchgesetzte Quotenregelung führt zu mehr Verwendung von Rezyklaten im Markt, trotz höherer Kosten und Mehraufwand bei der Verarbeitung. Gleichzeitig wird sie die Materialentwicklung bei Rezyklaten hin zu besseren Qualitäten befördern.

Wichtig ist allerdings, dass die Quoten-Regelung und die Marktüberwachung europaweit gilt und zügig umgesetzt wird. Voraussetzung ist, dass die Umsetzung bürokratiearm und ohne erhebliche negative wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere auf KMU und die Wettbewerbsfähigkeit, erfolgt.

2. Pro Design für Recycling

Kunststoffprodukte sollten grundsätzlich so designt werden, dass ihre Rezyklierbarkeit am Lebensende gewährleistet ist. Es geht darum, ein Bewusstsein zu schaffen, Kunststoffe in Produkten so zu kombinieren, dass eine klar definierte Materialtrennung bei den Abfallströmen erfolgen und damit die Recyclingfähigkeit hergestellt werden kann. Dabei darf es keine allgemeingültigen horizontalen Design-Vorschriften geben, vielmehr sollten Best-Practice Verfahren am Markt geteilt werden.

3. Pro digitale Identifizierbarkeit von Altkunststoffen

Ein entscheidender Faktor bei der Kreislaufführung wird die transparente Verfolgbarkeit von Kunststoffen über ihren Lebenszyklus sein. Die Kombination aus einem recyclingfähig designten Produkt und dessen digitaler Nachverfolgbarkeit ermöglicht eine größtmögliche Material-Wiederverwertung. Hier kann der digitale Produktpass, bei richtiger Ausgestaltung, ein Lösungsansatz sein.

4. Pro Standardisierung von Kunststoff-Rezyklaten

Kunststoffprodukte, unabhängig davon, ob aus Neuware oder Rezyklat, müssen hohen Qualitätsanforderungen genügen. Umso wichtiger ist es, gesicherte Qualitätsstandards auch für Rezyklate und deren Wiedereinsatz zu definieren. Das schafft Sicherheit für die Industrie und Vertrauen bei den Verbrauchern.

5. Keine unnötigen Einschränkungen bei der Verwendung von Rezyklaten

Aktuell bestehen Widersprüche in der Zielrichtung verschiedener Regelsysteme. Einerseits sollen die Recyclingquoten deutlich erhöht werden. Andererseits verhindern oder bremsen Verordnungen und Gesetze bzw. öffentliche Ausschreibungen den Einsatz von Rezyklaten. Beispielsweise wird der Rezyklateinsatz bei Mülltonnen und Abwasserrohren unterbunden. Im Bereich der Lebensmittelanwendungen gibt es zwar inzwischen Möglichkeiten des Rezyklateinsates bei PET-Verpackungen, diese lassen sich allerdings aufgrund des abweichenden Polymerverhaltens nicht auf Polyolefine übertragen. Hier stehen starre Vorgaben einer Belebung der Kreislaufwirtschaft im Wege. Einige dieser Regelsysteme müssen aktualisiert werden, um den Stand der Technik besser zu spiegeln, und sie müssen gleichzeitig deutlicher an den umweltpolitischen Vorstellungen ausgerichtet werden. Auch dieser Prozess sollte schrittweise erfolgen.

6. Exportstopp von Plastikabfällen aus der EU in Drittstaaten mit geringeren Umweltauflagen

Kunststoffabfälle sind eine wichtige Ressource und damit wertvoll. Diese Ressource ist der Grundstock für neue Kunststoffgranulate und damit neue Kunststoffprodukte. Der Export dieser Ressource schmälert den heimischen Grundstock und führt zu Umweltproblemen, wenn die Exporte in Länder gelangen mit niedrigeren ökologischen Auflagen als in der EU. Die geplante Überarbeitung der Waste Shipment Directive kann hier Lösungen liefern. Deshalb sollten die Kunststoffabfälle im Kreislauf der EU verbleiben, und es sollte ein Exportstopp in Länder außerhalb der EU mit niedrigeren Umweltauflagen verhängt werden.

7. Kunststoff für Klima

Kunststoffprodukte helfen in vielen Anwendungsfeldern den CO2-Fußabdruck zu reduzieren, sowohl in der Herstellungs- als auch in der Produkt-Lebensphase.

Leichtbauteile aus Kunststoff im Automobil sparen Kraftstoff, Gebäudeisolierungen mindern den Verbrauch von Heizöl, Verpackungen verhindern den Verderb von Lebensmitteln, deren CO2-Fußabdruck besonders groß ist. Kunststoffe tragen zur Verbesserung der CO2-Bilanz bei und schaffen damit echte Vorteile für den Klimaschutz. Um diese Leistungen deutlich zu machen und auch, um noch mehr beitragen zu können, sind Transparenz und wirtschaftliche Anreize notwendig. Im Sinne einer besseren Transparenz sollten Standards für die Bilanzierung des CO2- Fußabdrucks erarbeitet werden.

Ansprechpartner im VDMA

Dr. Sarah Brückner. Abfall- und Recyclingtechnik/Technik, Umwelt und Nachhaltigkeit 069/6603-1226, sarah.brueckner@vdma.org

Thorsten Kühmann, Kunststoff- und Gummimaschinen/Hybride Leichtbautechnologie 069/6603-1831, thorsten.kuehmann@vdma.org

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