Minister Pinkwart: Das Münsterland entwickelt sich zu einem Powerhaus rund um die innovative und nachhaltige Speichertechnik.
Das Land wird den Aufbau einer Demonstrations-, Erprobungs- und Forschungsanlage zum Batterie-Recycling auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks der RAG Anthrazit an der Osnabrücker Straße in Ibbenbüren vorantreiben. Wirtschafts- und Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart überreichte gestern, eine entsprechende Absichtserklärung (Letter of Intent) an den Ibbenbürener Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer. Erste Gespräche zur Gründung einer entsprechenden Besitz- und Betreibergesellschaft, an der sich u.a. Land, Stadt und FH Münster beteiligen werden, sollen in wenigen Tagen beginnen.
Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Das Münsterland entwickelt sich einem Powerhaus rund um die innovative Batterietechnik: Erst kürzlich fand der Spatenstich für die Forschungsfertigung Batteriezelle in Münster statt, die auf dem besten Wege ist, zu einer Großforschungseinrichtung von europäischen Rang zu werden. Heute geben wir den Startschuss zum Aufbau einer Forschungsanlage zum Batterie-Recycling in Ibbenbüren mit dem Ziel, die wertvollen Rohstoffe im Kreislauf zu führen und die moderne Industrie der Zukunft nachhaltig zu gestalten. Das ist gut, denn Batteriezellen werden von Tag zu Tag bedeutsamer für so wichtige Branchen wie E-Mobilität, Chemie, Energiewirtschaft, Robotik, Logistik sowie Maschinen- und Anlagenbau. Das große Engagement von Bund und Land macht den Standort attraktiv für weitere Ansiedlungen aus dem In- und Ausland.“
Mit dem Letter of Intent (LoI) bekräftigt das Land die Absicht, ergänzend zur Forschungsfertigung Batteriezelle in Münster (FFB) ein „Zentrum für zirkuläre Wertschöpfung Batteriezelle“ (ZZWB) in Ibbenbüren aufzubauen. Schon mit dem Kabinettbeschluss zur Standortbewerbung für die FFB im April 2019 hatte sich die Landesregierung verpflichtet, das Batterie-Recycling zum integralen, anwendungsorientierten Bestandteil des Forschungsangebots zu machen.
Fachleute der Ibbenbürener Stadtverwaltung waren schon 2019 an der Erarbeitung der Bewerbungsunterlagen mit konkreten Angeboten beteiligt. Eine gutachterliche Stellungnahme der Landesentwicklungsgesellschaft NRW.URBAN hatte zuvor die Flächen in Ibbenbüren und Münster als besonders geeignet empfohlen.
Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer: „Für Ibbenbüren ist das heute ein schöner und ein wichtiger Tag. Das Zentrum für zirkuläre Wertschöpfung mit dem Schwerpunkt Batterierecycling und der Netzbooster sind auf dem langen Weg des Konversionsprozesses ein Meilenstein. Wir sind stolz darauf, dass hier vor Ort Spitzentechnologie stattfinden kann. Das ist ein wichtiges Zeichen für die Stadt und für die ganze Region. Heute setzen wir einen echten Impuls für ‚Gute Aussichten‘.“
Die Grundlagen für das ZZWB wurden in den Jahren 2020/2021 von Wissenschaftlern der RWTH Aachen und der Fachhochschule Münster (Prof. Dr. Bernd Friedrich und Prof. Dr. Sabine Flamme) im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW erarbeitet. Vorgesehen sind u. a. Entladung, Demontage von Batterien sowie anschließend entsprechende Stofffluss-Schemata zur Rückgewinnung verschiedener Rohstoffe wie Nickel, Lithium, Kobalt etc.
Zu den äußeren Rahmenbedingungen, die das Land schaffen will, gehören:
- Der Erwerb einer Fläche von ca. 30. 000 m² von der Stadt Ibbenbüren auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks RAG Anthrazit nach Abschluss aller vorbereitenden Arbeiten auf der Fläche zum Jahresbeginn 2023.
- Anschließend erfolgt der Aufbau der erforderlichen Gebäude, Forschungs-und Entwicklungseinrichtungen für das ZZWB Ibbenbüren auf der Grundlage der o.g. Konzeptstudie.
- Aufbau und Erprobung eines Netzboosters mit verbrauchten bzw. unbrauchbaren Zellen zur Netzstabilisierung (Prof. Dr. Dirk-Uwe Sauer)
- Ziel ist mittelfristig auch der Aufbau eines Batteriezell-Recyclings-Clusters mit Startups bzw. ansiedlungswilligen KMU am Standort des ZZWB Ibbenbüren.
Ziel des Gesamtprojekts ist der Aufbau einer deutschen bzw. europäischen Batteriezellproduktion, die ökonomisch erfolgreich und ökologisch verantwortbar ist, um nicht dauerhaft in Abhängigkeit von Anbietern aus Fernost zu geraten.
Aktuell unterstützt das Wirtschaftsministerium die Entwicklung der Flächen an der Osnabrücker Straße aus Mitteln des Projektaufrufs RegioNRW. Anfang des Jahres wurde eine Förderung in Höhe von 1,33 Mio. Euro bewilligt. 0,80 Mio. Euro werden vom Land gefördert, 0,53 Mio. Euro werden von den Kommunen getragen. Die Untersuchungen sollen bis Ende des Jahres 2022 abgeschlossen sein. Ein Antrag zur Anschlussförderung für vertiefenden Planungsleistungen soll in 2022 eingereicht werden