Im März dieses Jahres sind zwei Probebohrungen im zukünftigen Baugebiet Riesenbeck-West er-folgt. Die SWTE Netz-Mitarbeiter Mathias Walke (v.l.) und Marco Schnabel verschafften sich mit Marvin Holtz von der Firma MB Brunnenbau ein Bild vor Ort. (Foto: Stadtwerke Tecklenburger Land GmbH & Co. KG)
Im März dieses Jahres sind zwei Probebohrungen im zukünftigen Baugebiet Riesenbeck-West er-folgt. Die SWTE Netz-Mitarbeiter Mathias Walke (v.l.) und Marco Schnabel verschafften sich mit Marvin Holtz von der Firma MB Brunnenbau ein Bild vor Ort. (Foto: Stadtwerke Tecklenburger Land GmbH & Co. KG)

Gute Ergebnisse für Kalte-Nahwärme-Netz

SWTE Netz legt Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zum Baugebiet Riesenbeck-West vor

Tecklenburger Land – Können die Häuser im zukünftigen Baugebiet Riesenbeck-West mit Wärme aus der Tiefe beheizt werden? Dieser Frage sind die Stadtwerke Tecklenburger Land in den vergangenen Monaten auf den Grund gegangen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn im Rahmen einer Machbarkeitsstudie hat die Stadtwerke-Tochter SWTE Netz unter anderem Probebohrungen im geplanten Baugebiet vorgenommen. Dabei hat die Netzgesellschaft der Stadtwerke im Auftrag der Stadt Hörstel geprüft, inwieweit ein sogenanntes Kalte-Nahwärme-Netz die Neubauten in Riesenbeck-West in Zukunft mit umweltfreundlicher Wärme versorgen kann. Die Machbarkeitsstudie kommt zu guten Ergebnissen: Ein Kalte-Nahwärme-Netz im Baugebiet Riesenbeck-West erscheint technisch, wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll.

Bei der Entwicklung von Nahwärmenetzen nutzt die SWTE Netz Fördermittel des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). Im Rahmen des mehrstufigen Verfahrens wurde auch die Machbarkeitsstudie gefördert. „In der Studie wurde unter anderem der Wärmebedarf für das Neubaugebiet ermittelt und verschiedene Varianten der Wärmeversorgung geprüft“, sagt Mathias Walke, der das Projekt auf Seiten der SWTE Netz begleitet. So hat die SWTE Netz in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro „energielenker“ aus Greven eine dezentrale Wärmeversorgung über Sole-Wasser-Wärmepumpen mit einem zentralen kalten Wärmenetz und Erdwärmesonden untersucht. In einer zweiten Variante wurde die Nutzung von Kanalwasserwärme mitbetrachtet, in der dritten Variante wurde eine zentrale Luft-Wärmepumpe zur Regeneration des Erdsondenfeldes mit untersucht. Als wirtschaftlichste und ökologisch sinnvollste Variante wurde Variante 1, das kalte Netz mit Erdwärmesonden, identifiziert.

Probebohrungen im März

Mit den Probebohrungen im März dieses Jahres war das lokale Unternehmen MB Brunnenbau aus Hörstel-Riesenbeck betraut. „Wir haben mit einem Spülbohrverfahren mit geschlossenem Kreislauf gearbeitet“, sagt Marvin Holtz, Prokurist und Fachkraft Geothermie bei MB Brunnenbau. Das bedeutet, dass das bei der Spülbohrung eingesetzte Wasser in einem geschlossenen System fließt. Mit einer Art Steckgestänge hat sich das Bohrgerät Meter für Meter ins Erdreich gearbeitet – bis auf 150 Meter Tiefe. Ob eine Tiefenbohrung im südlichen Bereich des Gebietes überhaupt möglich sein werde, war vor der Probebohrung ungewiss. Denn das Gebiet liegt an der Grenze zu einem hydrogeologisch kritischen Bereich. Diese Bedenken konnten durch die Probebohrung ausgeräumt werden. Eine Bohrtiefe von 150 Metern wurde problemlos erreicht.

Thermal Response Test mit sehr gutem Ergebnis

Nach der Tiefenbohrung ist ein Thermal Response Test (TRT) erfolgt. „Dabei wird die Wärmeleitfähigkeit des Bodens getestet“, erklärt Mathias Walke. Dazu wurde erwärmtes Wasser in die Erdsonde gegeben. Sensoren zeichneten die Vor- und Rücklauftemperatur des Wassers auf. Diese Daten fließen in die Berechnungen zur Dimensionierung des Netzes ein. Die Wärmeleitfähigkeit des Bodens hat sich als sehr gut erwiesen. Somit kann das Netz nicht nur Energie aus der Tiefe, sondern auch aus dem oberflächennahen Untergrund aufnehmen und in diesen abgeben.

So geht es weiter

Sollte sich die Stadt Hörstel für ein Kaltes-Nahwärme-Netz in Riesenbeck-West entscheiden, stellt die SWTE Netz den Förderantrag für das Modul 2 und beantragt den vorzeitigen Maßnahmenbeginn, um die konkreten Planungsleistungen und den Bau des Netzes auf den Weg zu bringen. In diesem Jahr nimmt die SWTE Netz ein Kalte-Nahwärme-Netz im Baugebiet Niestadtweg in Mettingen in Betrieb. In Hörstel entsteht aktuell im Baugebiet Uferquartier ein solches Netz.

Hintergrund: So funktioniert ein Kalte-Nahwärme-Netz

Ein Kaltes Nahwärme-Netz bietet eine nachhaltige und CO2-arme Wärmeversorgung insbesondere in Neubaugebieten. Das Kalte-Nahwärme-Netz sammelt über Erdsonden und das Verteilnetz die Umweltenergie ein. Über dezentrale Wärmepumpen wird diese Energie in den Häusern auf ein nutzbares Niveau angehoben. Das Netz liefert Wärme und kann an heißen Tagen auch für Kühle sorgen. Im Vergleich zu herkömmlichen Wärmesystemen ist der CO2-Ausstoß um ein Vielfaches geringer. Weil die Flüssigkeit im Wärmenetz eine Temperatur von lediglich fünf bis zwölf Grad im Mittel aufweist, gibt es deutlich weniger Wärmeverluste als in herkömmlichen Wärmenetzen. Die Anzahl der benötigten Tiefenbohrungen ist in einem Kalten-Nahwärme-Netz deutlich geringer als bei einer individuellen Nutzung von Tiefenwärme für einzelne Haushalte. Die Versorgung ist unabhängig von Energieimporten und Weltmarktpreisen, weil der Energieträger Erdwärme ganzjährig und unbegrenzt vor Ort verfügbar ist. Kommt zum Betrieb der Wärmepumpen Ökostrom zum Einsatz, gilt ein Kalte-Nahwärme-Netz als CO2-neutral. Das ist im Contracting-Modell der SWTE Netz der Fall.

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WIR Redaktion

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