Am 1. Juni 2021 wurden in Witten bei der Förder- und Entwicklungsgesellschaft mbH mit Rheda-Wiedenbrück, Blomberg und dem Kreis Herford drei Kommunen aus dem Regierungsbezirk Detmold, sowie mit Witten und dem Kreis Siegen-Wittgenstein zwei Verwaltungen aus dem Regierungsbezirk Arnsberg mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichnet. Die Auszeichnungen nahmen Lothar Schneider, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, und Ilga Schwidder, Geschäftsführerin der Bundesgeschäftsstelle European Energy Award vor.
NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart lobte das kommunale Engagement: „Unsere Kommunen in Nordrhein-Westfalen stehen beim Klimaschutz an der Spitze der Bewegung: Sie erstellen Klimaschutzkonzepte, gehen Selbstverpflichtungen zur Minderung ihrer Treibhausgasemissionen ein und setzen Maßnahmen erfolgreich um. Die Verwaltungen sind Vorbild für ihre Bürgerschaft. Klimaschutz wird hier längst als eine große Chance begriffen. Ich freue mich sehr, dass die ausgezeichneten Verwaltungen den Award erhalten. Der Preis wird ihre Bürgerinnen und Bürger zu noch mehr klimaschonendem Verhalten anregen.“
Der European Energy Award ist ein vielfach erprobtes internationales Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsinstrument, das auf europäischer Ebene entwickelt und umgesetzt wird. Ziel ist es, die Qualität der Energie-Erzeugung und -Nutzung in Kommunen bewerten zu können, regelmäßig zu überprüfen und Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz zielgerichtet zu erschließen. Erfolgreich umgesetzte Projekte werden im Rahmen des eea in sechs Maßnahmenbereichen bewertet und ausgezeichnet. Dabei fließen verschiedene Kriterien in die Bewertung ein, zum Beispiel Raumordnung und kommunale Entwicklungsplanung, die energetische Pflege der kommunalen Immobilien und Anlagen sowie die Mobilität. „Städte haben großen Einfluss auf die globale Energiewende. Deutschlandweit haben sich zum Beispiel 140 Städte Ziele oder eine Richtlinie für die Nutzung erneuerbarer Energien gesetzt. In diesen 140 Städten leben rund 25,5 Millionen Menschen, das sind 40 Prozent der städtischen Bevölkerung in Deutschland. Insgesamt stellen wir fest, dass es in immer mehr Städten einen Trend gibt, beispielsweise zu verpflichtenden Solarthermie-Anlagen für Neubauten und verpflichtenden Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern“, so Lothar Schneider von der EnergieAgentur.NRW. Die EnergieAgentur.NRW führt seit mehr als 15 Jahren erfolgreich das Energiemanagementprogramm für die Kommunen in NRW durch.
Der Kreis Siegen-Wittgenstein (Regierungsbezirk Arnsberg) punktete unter anderem mit dem Radverkehrskonzept 2021, das an das bereits drei Jahre zuvor verabschiedete Klimaschutzkonzept Mobilität anknüpft. Zudem nimmt der Kreis am Klimaanpassungsprojekt Evolving Regions 2020-2021 teil. Hintergrund ist, dass Siegen-Wittgenstein der waldreichste Kreis Deutschlands ist. Deshalb ist er wie kein Zweiter zum Beispiel durch Hitze und Borkenkäferbefall betroffen. Themenfelder des Projektes sind Waldnutzung und Forstwirtschaft, klimagerechtes Bauen und Planen sowie die Umsetzung gesunder Lebensumstände. Im Bereich der Nutzung erneuerbarer Energien überzeugt der Kreis seit 2020 durch das 1000-Dächer-Programm zur Förderung von PV-Anlagen. Der Kreis beteiligt sich seit 2016 am eea, es ist seine erste Auszeichnung.
In Witten (Regierungsbezirk Arnsberg) im östlichen Ruhrgebiet wurde bereits 2019 ein Radverkehrskonzept beschlossen. Das ist ebenso Teil eines zukunftsgerechten Mobilitätskonzeptes, wie der Auf- und Ausbau des städtischen Fuhrparks mit Pedelecs und zwei Elektroautos. Weitere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor werden Zug um Zug durch Elektrofahrzeuge ersetzt. Eine interaktive Karte (E-Mobility-Spotter) unter https://www.witten.de/planen-bauen-wohnen/klimaschutz/ zeigt bereits die vorhandenen Ladesäulen im Stadtgebiet. Im Herbst 2020 wurde mit der Erarbeitung eines gesamtstädtischen Elektromobilitätskonzeptes begonnen. Im Rahmen dieses Projektes werde Witten ganzheitlich betrachtet und umfassende Maßnahmen zur Forcierung der Elektromobilität entwickelt, so die Stadt. Witten wird nach 2012 und 2016 bereits zum dritten Mal ausgezeichnet.
Die Stadt Rheda-Wiedenbrück (Regierungsbezirk Detmold) wird nach 2010, 2013 und 2016 zum vierten Mal mit dem eea ausgezeichnet. Rheda-Wiedenbrück hat ein Zuschussprogramm zur Förderung von Dach- und Fassadenbegrünung aufgelegt. Dabei werden Projekte mit bis zu 3.000 Euro bezuschusst. Für CO2-Einsparungen von 83 Prozent sorgt der Austausch der alten Gaskesselanlage auf dem Bauhof durch eine Heizungsanlage aus Holzhackschnitzel-Basis. Basisarbeit ist das Engagement im Ortsteil St. Vit. Hier betreibt ein Verein zwei E-Autos und Ladesäulen. Mitglieder des Vereins können die Fahrzeuge gegen Gebühr buchen. Der Verein bietet außerdem einen ehrenamtlichen Fahrdienst an.
Blomberg (Regierungsbezirk Detmold) nimmt seit 2004 am European Energy Award teil, es ist nach 2006, 2009 und 2013 die vierte Auszeichnung. In der 15.000-Einwohner-Stadt werden die öffentlichen Einrichtungen ausschließlich mit zertifiziertem Ökostrom versorgt. Die Blomberger Versorgungsbetriebe (bvb) versorgen darüber hinaus auch ihre Kunden ebenfalls ausschließlich mit zertifiziertem Ökostrom. Die Versorgungsbetriebe sind auch an der Realisierung von zwei Windkraftanlagen in 2020 beteiligt. Die Anlagen wurden von den bvb mit lokaler finanzieller Beteiligungsmöglichkeit in Form von Sparbriefen errichtet. Zudem unterstützen die bvb, die eine hundertprozentige Tochter der Stadt sind, den Ausbau der Elektromobilität durch die Errichtung von zentralen öffentlichen Ladestationen.
Der Kreis Herford (Detmold) nimmt seit 2017 am eea teil und wird in diesem Jahr erstmals ausgezeichnet. Gepunktet hat der Kreis Herford unter anderem durch ein Förderprogramm für die Umsetzung von PV-Anlagen, die Anschaffung energieeffizienter „Weißer Ware“ und für Projekte zur Dachbegrünung. Zudem wurde ein Konzept für die Klimafolgenanpassung erstellt und für dessen Umsetzung zusätzliches Personal eingestellt. Ein extra gegründetes Unternehmernetzwerk soll außerdem die kommunalen Bemühungen um den Klimaschutz flankieren. Weiterer Schwerpunkt war die Mobilität mit der Durchführung des Stadtradelns und der CO2-Kompensation von Dienstreisen.