Dag Olav Løve und Ole-Jakob Schubert von der Universität Stavanger haben ihr Auslandspraktikum im Klinikum Bielefeld Mitte absolviert. Unterstützung erhielten sie dabei vom Fachbereich Gesundheit der Fachhochschule Bielefeld.
Bielefeld (fhb) – Es ist noch dunkel, als Dag Olav Løve und Ole-Jakob Schubert das Klinikum Bielefeld Mitte betreten. Sie ziehen die weiße Dienstkleidung an und verstauen ihre privaten Sachen im Spind. Pünktlich zur Übergabe sind sie auf ihren Stationen: Sind neue Patienten eingeliefert worden? Hat sich der Zustand einer Patientin verschlechtert? Dann geht es weiter mit Verbandswechsel, Blutdruckmessen oder OP-Vorbereitung. Ein ganz normaler Arbeitstag im Krankenhaus also. Doch für Dag Olav Løve und Ole-Jakob Schubert ist das (noch) kein Alltag.
Eigentlich studieren die beiden Norweger „Nursing“, also Pflegewissenschaften, im 5. Semester an der University of Stavanger. Für eines ihrer Praktika kamen sie allerdings nach Bielefeld und waren dort auf den Stationen für Plastische Chirurgie und Onkologie für insgesamt 13 Wochen im Einsatz. Sie unterstützten das Personal und lernten dabei einiges über die Unterschiede im Klinikalltag in Norwegen und Deutschland. Unterstützung bei der Organisation ihres Auslandspraktikums erhielten sie vom Fachbereich Gesundheit der Fachhochschule (FH) Bielefeld, der bereits seit vielen Jahren internationale Kooperationen dieser Art fördert.
Kleine Unterschiede machen sich auch im Krankenhausalltag bemerkbar
Die meisten Aufgaben auf den Stationen unterscheiden sich nicht besonders zwischen Norwegen und Deutschland, erklärt Dag Olav Løve. „Nach der Übergabe unterstützen wir bei der Medikamentenverteilung oder der OP-Vorbereitung. Außerdem helfen wir beim Waschen, Anziehen, Essen oder Verbandswechsel.“. Alles Aufgaben, die sich wohl in den meisten Krankenhäusern weltweit ähneln.
Und doch sind den Studenten viele kleine Unterschiede im beruflichen Alltag aufgefallen. Ole Jakob Schubert: „Beim Messen der Vitalparameter wird hier in Deutschland nicht die Atemfrequenz aufgenommen. In Norwegen benutzen wir außerdem ganz andere Geräte zum Blutdruckmessen.“ Dag Olav Løve ergänzt: „Mir ist aufgefallen, dass die Krankenschwestern und -pfleger sich hier sehr intensiv über den Zustand ihrer Patienten austauschen und alles sehr genau dokumentieren. Das ist auf der einen Seite sehr hilfreich, nimmt aber auch viel Zeit in Anspruch.“
Zu sehen, wie Krankenhäuser in anderen Ländern funktionieren, das war auch einer der Gründe, warum sich die beiden Studenten für ein Auslandspraktikum entschieden haben. „Der Gesundheitssektor ist riesig. Ich wollte verstehen, wie das „System“ in anderen Ländern funktioniert, was wir uns in Norwegen davon abschauen könnten oder was bereits gut funktioniert“, so Dag Olav Løve. Beide haben außerdem Beziehungen zu Deutschland: Dag Olav Løve hat eine deutsche Großmutter und Ole Jakob Schubert deutsche Eltern. Beide konnten also bereits etwas Deutsch und so war die Entscheidung für ein Praktikum in Deutschland schnell gefallen.
Fachbereich Gesundheit der FH Bielefeld fördert seit Jahren internationalen Austausch
Für den Fachbereich Gesundheit der FH Bielefeld sind internationale Kooperationen ein wichtiger Impuls zur Kompetenzentwicklung der Studierenden. Inge Bergmann-Tyacke vom Fachbereich hat die langjährigen internationalen Kooperationen mit aufgebaut und weiß um die Relevanz dieser Erfahrungen: „Das Kennenlernen verschiedener Gesundheitssysteme regt neue Reflexionen an und das Erleben neuer Arbeitstrukturen und kultureller Vielfalt unterstützt die Vertiefung beruflicher Handlungssicherheit und erweitert kommunikative Fähigkeiten.“ Der Fachbereich hat die beiden Norweger bei der Vermittlung ihres Praxisplatzes, einer Unterkunft und mit einem Deutschkurs vor ihrer Anreise unterstützt.
Auch Studierende der FH Bielefeld können während ihres Studiums Auslandserfahrungen machen, beispielsweise im Rahmen von Praktika oder Auslandssemestern. Der Fachbereich Gesundheit kooperiert dafür mit 19 Hochschulen in der ganzen Welt.Sprachbarrieren besser verstehen
Mittlerweile sind Dag Olav Løve und Ole-Jakob Schubert zurück in Norwegen. Was haben sie mitgenommen aus ihrem Aufenthalt in Bielefeld? Neben zahlreichen fachlichen Erfahrungen aus dem Klinikalltag hat Dag Olav Løve vor allem eins beeindruckt: Wie es sich anfühlt, in einem Umfeld zu arbeiten, in dem man die Sprache nicht immer versteht: „Ich habe gemerkt, welch eine Hürde Sprachbarrieren darstellen, wenn man einfach nur helfen möchte“, so der Student. Seinen Kolleginnen und Kollegen mit anderen Muttersprachen begegnet er in Norwegen jetzt noch offener. „Das hat mir selbst sehr viel bedeutet während meiner Zeit in Deutschland. Ich kann allen Studierenden nur empfehlen, ins Ausland zu gehen. Es ist eine wertvolle Erfahrung und es sind immer Menschen da, die einen unterstützen.“