Nachdem die große Wirtschaftskrise im Jahre 2008 und 2009 den gesamten Finanzsektor erfasste, haben die großen Zentralbanken die Leitzinsen mit dem Ziel gesenkt, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Auch 10 Jahre später bleibt die Europäische Zentralbank auf dem Niedrigzinskurs, mit der Begründung, dass die europäische Wirtschaft nach wie vor an den Auswirkungen der Staatsschuldenkrise leidet und hohe Zinsen insbesondere südeuropäische Länder treffen würden.
Diese Art von Politik verursacht Nebenwirkungen – nicht nur für Verbraucher, für die die Niedrigzinsphase ein zweischneidiges Schwert ist, sondern insbesondere Finanzinstitute, denen eine große Herausforderung bevorsteht. In diesem Beitrag beleuchten wir die Folgen der Niedrigzinsphase für Banken sowie Verbraucher.
Folgen für Banken
Die deutschen Banken leiden besonders unter den Folgen der Niedrigzinsphase. Anders als ausländische Banken, die einen großen Teil ihrer Erträge mit Wertpapiergeschäften, der Führung von Konten sowie dem Verkauf von Versicherungsprodukten erzielen, sind deutsche Banken abhängig vom Zinsgeschäft. Erträge aus dem Kredit- und Einlagengeschäft machen den wichtigsten Teil der Einnahmen für deutsche Banken aus – laut Statistik der Bundesbank sind es sogar ¾ aller Einnahmen. In Zeiten der Niedrigzinsphase führt dies leider dazu, dass die Profitabilität der großen Banken sehr eingeschränkt ist.
Laut einer Statistik der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie der Bundesbank planen 40 % aller kleinen und mittleren Bankinstitute die Weitergabe von negativen Zinsen – dieser Prozentsatz lag im Jahr 2017 noch bei 24 %.
Ein weiterer Grund dafür, dass die Niedrigzinsphase den deutschen Banken nicht in die Karten spielt, ist das ungünstige Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen. Das hängt damit zusammen, dass der deutsche Markt im Finanzsektor riesig ist – und so auch die Konkurrenz, durch die Preise immer weiter gedrückt werden. Der Wettbewerb ist besonders aufgrund von Online-Banken riesig, die mit weniger Personal und ohne ein Filialnetz eine wesentlich geringere Kostenstruktur aufweisen. Diese Situation öffnet aber auch Türen für traditionelle Finanzinstitute – diese sollten endlich die Chancen der Digitalisierung nutzen, um operative Kosten zu senken, am Puls der Zeit zu liegen und somit konkurrenzfähig zu sein.
Die Auswirkungen der Niedrigzinsphase sind also bei Banken und Kreditinstituten deutlich zu spüren, jedoch ist die Lage noch unter Kontrolle – besonders Banken und Sparkassen können sich noch mit der Situation arrangieren, da diese über eine gute Liquidität sowie Kapitalausstattung verfügen. Vieles hängt von der Politik ab, mittel- oder langfristig könnte die aktuelle Situation aber zu einem Problem für die Geldhäuser werden.
Folgen für Verbraucher
Die aktuelle Geldpolitik ist für den deutschen Verbraucher Fluch und Segen zugleich – während Sparer zu den Verlierern gehören, profitieren Kreditnehmer von der aktuellen Niedrigzinsphase.
Vorteile für den Verbraucher
Die historischen Niedrigzinsen haben zum Beispiel dazu geführt, dass der Zins im Mai diesen Jahres mit 4,67 % im Durchschnitt ein Allzeit-Tief erreichte. Wenn man dies auf das Gesamtkreditvolumen in Deutschland bei einer Laufzeit von 4 Jahren berechnet, dann haben die deutschen Kreditnehmer durch die Zinsentwicklung gut 600 Millionen Euro gespart!
Wer zum Beispiel heute eine Immobilienfinanzierung über eine Laufzeit von 15 Jahren abschließt, der zahlt dafür noch nicht mal einen Prozent, so wenig wie noch nie – dieser Zins lag vor zehn Jahren bei rund 5 %.
Konkret lohnt es sich also, jetzt einen Kredit aufzunehmen – auch, um einen bereits bestehenden Kredit mit einem höheren Zinssatz umzuschulden! Das birgt natürlich die Gefahr, dass sich Darlehensnehmer durch die niedrigen Zinsen verleiten lassen und sich immer weiter verschulden, um sich Konsumwünsche zu erfüllen.
Nachteile für den Verbraucher
Sparer hingegen profitieren von der Niedrigzinsphase eher weniger – bereits seit Jahren erhalten deutsche Haushalte kaum nachweisbare Zinsen. Wer als Sparer Sicherheit will, der bekommt dafür schlicht und einfach kein Geld mehr. Das führt zu einer gefährlichen Entwicklung: Wer mit einer sicheren Anlage keine positive Rendite erreicht, der ist gezwungen, höhere Risiken am Markt einzugehen, um einen Gewinn zu erzielen, was zu einer Fehlleitung von Anlagegeldern führt.
Außerdem führt das zu einer geringeren Bereitschaft, Geld zurückzulegen, was eine große Gefahr für die Altersvorsorge darstellt. Während der Anteil derjenigen, die regelmäßig Geld zurücklegen, im Jahr 2015 noch bei 59 % lag, liegt dieser 2019 bei rund 40 %.
Fazit
Die Niedrigzinsphase gehört bereits seit rund zehn Jahren zur Realität des deutschen Verbrauchers und ist eine Antwort der Europäischen Zentralbank auf die Weltwirtschaftskrise. Besonders deutsche Banken leiden unter dieser „Sparpolitik“, da diese im Vergleich zu ausländischen Geldinstituten rund ¾ ihrer Einnahmen aus dem Kredit- und Einlagengeschäft erzielen. Diese Situation bietet insbesondere den traditionellen Banken die Möglichkeit, eine Digitalisierung der Prozesse in die Wege zu leiten, um laufende Kosten zu senken.
Verbraucher hingegen, die auf der Suche nach einem Kredit sind, können von der aktuellen Situation profitieren und erhalten Zinsen, die niedriger denn je sind. Online-Vergleichsportale wie Financer.com bieten die Möglichkeit, zahlreiche Anbieter zu vergleichen und einen passenden Kredit zu finden, der sich unter anderem für eine Umschuldung oder auch den Kauf einer Immobilie eignet.