Vor Corona war es so, dass in Deutschland bevorzugt mit Bargeld, also Scheinen und Münzen, bezahlt wurde. Auch wenn 1-, 5- oder 10-Cent Münzen oft unbeliebt waren, so gab ihre physische Präsenz den Menschen dennoch ein gutes Gefühl. Wie in kaum einem anderen EU-Land verweigerten sich deutsche Konsumenten den elektronischen Zahlungen. Kreditkarten und Apps gewannen nur langsam an Beliebtheit. Das hatte viele Gründe. Zum Einen war die Barzahlung an der Kasse bisher wesentlich schneller, als eine Kartenzahlung, doch andere Bedenken dürften eine noch größere Rolle gespielt haben.
Seit vor einigen Jahren in Deutschland das Bankgeheimnis vollkommen abgeschafft wurde, reagierten viele empfindlich und setzten vor allem auf Bargeld. Es gibt aber noch viele weitere Gründe dafür. Die Unsicherheit ist groß. Denken wir nur an die Griechenland-Pleite, als die Automaten nur noch maximal 50 Euro pro Tag ausgaben. Die Bilder gingen nicht nur durch die Medien, sondern blieben auch in den Köpfen. Zudem sind Bankkonten immer öfter das Ziel von Hackern. Neue Sicherheitsvorkehrungen machen es den Onlinedieben teilweise sogar einfacher, als früher.
Barzahlung war beliebt
Im Schnitt dauerte der Bezahlvorgang mit Karte an der Kasse 20 – 22 Sekunden und kostete um die 24 Cent pro Transaktion (Untersuchung Deutsche Bundesbank und Handelsinstitutes EHI). Eine Bargeldzahlung war 7 Sekunden schneller.
Doch dann kam die Angst vor dem Corona-Virus, die sich massiv auf das Zahlungsverhalten der Deutschen auswirkte. So wuchs die Bereitschaft mit Karte oder App zu bezahlen, aber nicht aufgrund der Bequemlichkeit oder Einfachheit. Panik bestimmte die Zahlungsart. In einigen Supermärkten drängten sogar die Kassierer auf Kartenzahlung und es gab Vorfälle, wo Kunden deutlich unter Druck gesetzt wurden.
Während Einzahlungen und Abhebungen in Online-Kasinos oder beim Versand schon immer per Karte oder bargeldlos per Überweisung erfolgten, war im Ladengeschäft Bargeld immer das Zahlungsmittel Nummer 1. Bis zur Krise.
Corona änderte Zahlungsverhalten
Genaue Zahlen zum neuen Zahlungsverhalten gibt es derzeit noch nicht. Hochrechnungen gehen aber davon aus, dass der Anteil von Barzahlungen (nach Umsatz) auf 32 Prozent bis 2025 sinken könnte. Allerdings basiert diese Hochrechnung auch und vor allem auf der Corona-Zeit. Es wird sich erst danach zeigen, ob das geänderte Zahlungsverhalten eine langfristige Auswirkung ist.
Zwar hat derzeit eine Entwöhnung vom Bargeld stattgefunden, die Ängste sind aber die gleichen, wie vor der Krise. In den letzten Monaten (eine vorsichtige Hochrechnung durch eine Umfrage der Bundesbank) sollen 25 Prozent ihr Zahlungsverhalten geändert haben. Gleichzeitig meiden immer mehr Bürger das Ladengeschäft, aufgrund der Abstands- und Maskenregelungen und kaufen wenn möglich, nur noch online ein. Die Verlierer sind vor allem die kleinen Ladengeschäfte, die nun noch weniger Kundschaft haben.