Die Geschäfte laufen solide, der Optimismus für den Rest des Jahres überwiegt, die Zahl der Beschäftigten ist weitgehend konstant, und doch zeigt die Stimmungskurve nach unten. Der Grund: Nach Jahren des Aufschwungs wächst die allgemeine Sorge vor einer Konjunkturabkühlung. Zu diesen Ergebnissen kommt der „Lagebericht Mittelstand“ der Volksbank Bielefeld-Gütersloh. 152 Unternehmen haben in diesem Jahr an der Umfrage teilgenommen. Erstmals äußerten sie sich online zu ihren Erwartungen, Personalplänen, Investitionen und Herausforderungen.
Dabei fällt auf, dass sich der Mittelstand in Bielefeld und dem Kreis Gütersloh nach wie vor in guter Verfassung präsentiert. Eine große Mehrheit der befragten Unternehmen, nämlich knapp 86 Prozent, schätzt die aktuelle Geschäftslage weiterhin positiv ein: 71 Prozent bewerten sie als gut, 15 Prozent sogar als sehr gut. Insgesamt ist der Anteil der Unternehmen, die eine Spitzennote vergeben, zwar um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Dennoch bleibt die Zufriedenheit auf einem hohen Niveau. „Diese Zahlen zeigen einmal mehr, wie robust der Mittelstand im wirtschaftlich starken Kreis Gütersloh und in der dynamischen Stadt Bielefeld ist“, betont Ralf Reckmeyer, Leiter Firmenkundenbetreuung der Volksbank Bielefeld-Gütersloh.
Vor allem im Bau- und Ausbaugewerbe hat sich die Geschäftslage positiv entwickelt. 40 Prozent der befragten Firmen beurteilen sie als „sehr gut“ – ein absoluter Spitzenwert. „Die Branche profitiert von einer guten Auftragslage. Die Zinsen sind niedrig, die Bereitschaft zu bauen oder umzubauen ist hoch – das spiegelt sich zum Beispiel in der Geschäftslage der Handwerksbetriebe wider“, so Ralf Reckmeyer.
Gedämpfter Optimismus
Trotz solider laufender Geschäfte blicken die meisten befragten Unternehmen der Zeit bis zum Jahresende nicht mehr ganz so zuversichtlich entgegen wie noch vor einem Jahr. 21 Prozent rechnen mit einer leichten bzw. einer starken Verbesserung. 2018 war noch etwas mehr als ein Drittel der Meinung, dass es mit der Geschäftslage weiter bergauf geht. 57 Prozent (2018: 53 Prozent) gehen aktuell davon aus, dass sich die Geschäftslage nicht verändern wird. 19 Prozent (2018: acht Prozent) erwarten eine Verschlechterung, allen voran der Handel (24 Prozent). Auch in der Dienstleistungsbranche ist der Optimismus eher verhalten: Von einer leichten Verbesserung ihrer Geschäftslage bis Jahresende gehen nur noch 19 Prozent aus. 2018 lag dieser Wert mit 35 Prozent fast doppelt so hoch.
Investitionsbereitschaft weiter auf hohem Niveau
Die gedämpften Erwartungen drücken auch das Stimmungsbarometer nach unten: Auf alle Wirtschaftszweige bezogen fällt der Stimmungsindex, der sich aus der Bewertung der aktuellen Geschäftslage und der Erwartung für die zweite Jahreshälfte zusammensetzt, um 7,8 Punkte auf 110,8 Punkte. Die Jahre, in denen das Stimmungsbarometer von Rekordwert zu Rekordwert stieg, scheinen zwar vorerst vorbei. Dennoch liegt der Index noch deutlich über dem Mittelwert. Deshalb warnt Ulrich Scheppan, Vorstandsmitglied der Volksbank Bielefeld-Gütersloh, vor „Panikmache“, denn: „Die Investitionsbereitschaft des Mittelstands in Bielefeld und dem Kreis Gütersloh bleibt trotz Stimmungseintrübung auf einem hohen Niveau.“ Ein Drittel der befragten Unternehmen steigerte in den ersten sechs Monaten die Investitionsausgaben. 53 Prozent wollen bis Jahresende weiter investieren, allen voran das verarbeitende Gewerbe mit 62 Prozent. Vier von zehn Mittelständlern in Bielefeld und dem Kreis Gütersloh wollen sogar mehr Geld in ihr Unternehmen stecken als in den Jahren zuvor. „Das stimmt mich sehr zuversichtlich. Von spürbarer Zurückhaltung bei Investitionen kann momentan keine Rede sein“, kommentiert Ulrich Scheppan die Umfrageergebnisse.
Solide Kapitalausstattung
Ein weiteres Indiz für die wirtschaftliche Stärke des Mittelstands in Bielefeld und dem Kreis Gütersloh ist die Kapitalausstattung. Bei 64 Prozent der befragten Unternehmen blieb die Eigenkapitalquote konstant, 31 Prozent haben sie erhöht. Bei fast jedem zweiten Unternehmen beträgt sie mehr als 30 Prozent der Bilanzsumme. Jedes dritte Unternehmen plant, die Eigenkapitalausstattung zu verbessern. „Damit setzt der Mittelstand in unserem Geschäftsgebiet die Strategie der verantwortungsvollen Risikovorsorge fort“, so Ulrich Scheppan.
Fachkräftemangel bleibt größte Herausforderung
Große Sorgen macht den Mittelständlern in Bielefeld und dem Kreis Gütersloh nach wie vor der Fach- und Arbeitskräftemangel. Zwei Drittel der befragten Unternehmen sehen darin das größte Problem. Das sind zwar vier Prozent weniger als noch vor einem Jahr. „Aber von einer Trendumkehr kann keine Rede sein“, erklärt Ralf Reckmeyer. Besonders stark betroffen sind das verarbeitende Gewerbe sowie das Bau- und Ausbaugewerbe. Auf die Betriebsgröße bezogen ist das Problem in größeren mittelständischen Betrieben mit mehr als 51 Mitarbeitern am gravierendsten: 86 Prozent nannten den Fachkräftemangel als zentrale Herausforderung. Wohl auch deshalb hielten 59 Prozent aller befragten Unternehmen die Zahl ihrer Beschäftigten konstant, 28 Prozent stockten ihr Personal sogar auf. Diese Tendenz dürfte sich nach der Umfrage fortsetzen: 70 Prozent der Unternehmen planen bis Jahresende mit einem stabilen Personalstand, 17 Prozent wollen die Zahl der Mitarbeiter erhöhen. „Das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität überwiegt“, fasst Ralf Reckmeyer seine Eindrücke zusammen.
„Sorgenkind“ Nummer zwei bleibt die Bürokratie: 61 Prozent (2018: 64 Prozent) der befragten Unternehmen sehen darin einen hohen Belastungsfaktor. Besonders ausgeprägt ist diese Einschätzung in Betrieben mit bis zu 20 Beschäftigten. Ebenfalls von kleineren Betrieben häufig genannt: die Steuerbelastung. Dem entsprechend groß ist der Wunsch nach Gesetzeserleichterungen und Bürokratieabbau, auch bei Steuern und Abgaben: 48 Prozent aller befragten Unternehmen und zwei Drittel der kleineren Betriebe sehen hier den größten Handlungsbedarf.
Thema Generationswechsel: Zuversicht überwiegt
Binnen eines Jahres verschärft hat sich das Thema Generationswechsel: Gaben 2018 noch 27 Prozent der befragten Unternehmen an, innerhalb von fünf Jahren einen Generationswechsel zu planen, sind es inzwischen 38 Prozent. Doch davon hat bisher nur jedes dritte die Nachfolge auch bereits geregelt. Vier von zehn Kandidaten haben zumindest mit der Planung begonnen. Dennoch überwiegt der Optimismus: Jedes zweite Unternehmen schätzt die Chance eines erfolgreichen Generationswechsels als „gut“ (43 Prozent) oder sogar „sehr gut“ (acht Prozent) ein. Entsprechend groß ist der Beratungsbedarf, wie auch die Volksbank Bielefeld-Gütersloh feststellt. Sie leistet Unterstützung auf zwei Wegen: Zum einen bringt sie mit der digitalen „Unternehmens- und Praxisbörse“ Inhaber von Praxen, Kanzleien, Apotheken oder Unternehmen mit interessierten Kandidaten zusammen. Zum anderen berät und begleitet ein speziell ausgebildetes Expertenteam aus Vorsorgeplanern/Estate Planner, Unternehmer dabei, wenn sie ihr „Lebenswerk“ in andere Hände geben.