Laut dem IHK-Gründungsreport 2019 ging die Zahl der Unternehmensgründungen in Ostwestfalen im Jahr 2018 leicht zurück. Insgesamt machten sich 9.885 Unternehmer und Unternehmerinnen in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen selbstständig. Damit liegt der Wert von 2018 rund 2,7 Prozent unter dem des Vorjahres. Trotz allem gab es sehr erfolgreiche Nebenerwerbsgründungen. Für viele stellt „die Gründung nebenbei“ ein geringeres Risiko und damit eine Art Sprungbrett in die vollkommene Selbstständigkeit dar. Was gibt es zu beachten?
Voraussetzung für die Nebenerwerbsgründung ist vor allem genug Zeit. Auch sollte man keinen Service anbieten, der in direkter Konkurrenz zum eigenen Arbeitgeber steht. Zudem sollte es möglich sein, Ämter und Behörden während gängiger Geschäftszeiten zu besuchen, und auch auf spontane Terminanfragen sollte man reagieren können. Idealerweise ist der Hauptjob eine Teilzeitstelle, sodass die restliche Zeit für den Aufbau des Nebenerwerbs genutzt werden kann. Verfügbarkeit ist gerade in der Anfangszeit das A und O, da man vor allem neue Kunden nicht länger als ein paar Stunden auf eine Antwort warten lassen sollte. Idealerweise findet sich ein Geschäftspartner, mit dem man sich die Bürozeiten teilt. Da ein neues Kleinunternehmen oft nicht sofort profitabel ist, sollte man sich zuvor finanziell gründlich absichern. So durchkreuzen unerwartete Ausgaben nicht sofort den Businessplan.
Bei der Kundenakquise heißt es: Je früher man damit anfängt, desto besser. Schon vor der Nebenerwerbsgründung lohnt es sich, mit Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen über das zukünftige Geschäft zu sprechen. Benötigen diese irgendwann eine bestimmte Dienstleistung, werden sie sich möglicherweise melden. Networking-Events und der Austausch mit Branchenkollegen sind deshalb der Schlüssel zum Erfolg. Ebenso wichtig ist eine tadellose Online-Präsenz. Dazu gehören eine ansprechende Webseite und Accounts bei den gängigen Social-Media-Kanälen wie Twitter und Facebook. Wer dabei Unterstützung braucht, sollte den Gang zum Experten nicht scheuen. Schließlich ist ein professioneller Online-Auftritt wichtig, um Kundeninteresse zu wecken. Kleinunternehmer können zudem Schulungen und Weiterbildungsseminare zur Nutzung von Online-Medien in Anspruch nehmen.
Ebenso wie bei der Vollerwerbs-Gründung ist auch bei der Nebenerwerbsgründung mit vielen Behördengängen zu rechnen. Zunächst muss die gewerbliche Tätigkeit beim Gewerbeamt angemeldet werden. Bei freiberuflichen Tätigkeiten muss das Finanzamt in Kenntnis gesetzt werden. Viele Nebenerwerbsgründer wählen die Rechtsform des Einzelunternehmens, da diese nicht ins Handelsregister eingetragen werden muss. Die Höhe der Einkommensteuer hängt vom persönlichen Gewinn ab, also den Einnahmen nach Abzug aller Betriebsausgaben. Kleine Gewerbetreibende können ihre Einnahmen und Ausgaben mit einer einfachen Buchführung erfassen. Für die sogenannte Einnahmenüberschussrechnung (EÜR) gibt es mittlerweile praktische Software-Programme, die Neben- und Vollerwerbstätige beim betrieblichen Rechnungswesen unterstützen.
Die Hilfe von erfahrenen Gründern und Startup-Beratern einzuholen, ist immer eine gute Idee. Die IHK Ostwestfalen zu Bielefeld bietet regelmäßige Veranstaltungen zu Themen der Existenzgründung an. Auch kann man sich hier ganz individuell zu seiner Geschäftsidee beraten lassen.