Kooperationsprojekt der Wachstumsregion Ems-Achse und Hochschule Emden/Leer
Emden / Leer – Die meisten Gewerbe- und Industriegebiete zwischen Lingen und Emden zeichnen sich durch eine große Heterogenität ihrer ansässigen Unternehmen aus. Das gemeinsame Projekt “Gewerbegebiets-Check” der Hochschule Emden/Leer und der Wachstumsregion Ems-Achse hat Synergiepotenziale von drei Gewerbegebieten aufgedeckt und konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet.
Aiko Hinrichs, Projektmanager seitens der Ems-Achse und Wirtschaftswissenschaftler, hat im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen der Hochschule Emden/Leer und der Ems-Achse mit Betrieben aus drei Gewerbegebieten in Schirum, Leegemoor und Emden zusammengearbeitet. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von Atdhe Loxha und Marc Hillers sowie den Dozenten Prof. Dr. Till Becker, Prof. Dr. Dirk Schleuter und Dr. Stephan Kotzur. Während die Hochschule die Konzeptionierung, Datenanalyse und Entwicklung übernahm, war die Ems-Achse insbesondere für die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die finanzielle Förderung erfolgte durch das Land Niedersachsen.
“Unser oberstes Ziel war und ist es, die Unternehmen untereinander zu verbinden”, sagt Hinrichs. Das Netzwerken ist grundsätzlich für die tägliche Arbeit der Ems-Achse in der Region zwischen Nordhorn und Wittmund besonders wichtig.
Das Ganze startete mit dem Gewerbegebiet in Schirum im Frühjahr 2023. Hier sind knapp 100 Firmen angesiedelt. “Sandra Pfeiffer-Fecht von der Stadtverwaltung Aurich hat mich beim Unternehmerstammtisch der Stadt Aurich an die Hand genommen und ersten Betrieben vorgestellt”, sagt der 39-Jährige. “In den zwei folgenden Monaten habe ich über 30 Unternehmen besucht.”
“Wir haben dabei vieles über Firmengeschichte, Mitarbeiter, Gebäude, Auftragslage und Infrastruktur erfahren”, sagt Hinrichs. Allerdings gaben viele Firmeninhaber an, dass sie “gar nicht so genau wissen, was die Betriebe in der Nachbarschaft so machen und produzieren”.
Um die Kontakte zu intensivieren, wurde in Schirum eine (WhatsApp-)Community gegründet, der heute über 90 Firmenvertreter angehören. “Wir haben zudem ein Frischluft-Forum gestartet.” Tatsächlich ging Aiko Hinrichs jeden Mittwoch ab 10 Uhr mit anfangs nur dreien und später mit vielen weiteren Firmenvertretern zu Fuß durch das Gewerbegebiet.
“Bei Schietwetter gab es alternativ Kaffee in einem der Betriebe.” Das Wichtigste: Es fand ein reger informeller Austausch statt. Schon bald folgte ein Mittagsforum. “Im italienischen Restaurant haben wir oft ganz konkrete Themen behandelt.”
In Leegemoor (Norden) wie in Emden dienten die jeweiligen Wirtschaftsförderungen und Bürgermeister als Türöffner. Zahlreiche Firmenbesichtigungen und Treffen haben auch hier inzwischen stattgefunden. Der Austausch untereinander nahm stark zu. Auf diesem Weg wurden bereits Flyer über interessante Gemeinschaftsveranstaltungen entworfen und zusammen mit den Firmen gezielt untereinander verteilt.
“Wir schauen auch, in welchen Betrieben es schon Defibrillatoren gibt. Damit im Notfall auch der Nachbar schnelle Hilfe bekommt”, so Hinrichs. In Planung sei zudem eine eigene Landingpage. Hierüber könnten Mitarbeiter u.a. online Mittagsmenüs auswählen, die dann direkt an die Betriebe geliefert werden.
Im Laufe der vergangenen Monate fanden die Firmenvertreter immer enger zusammen. Mit Aktionen wie Boßeln oder Glühweinabenden kamen Menschen zusammen, die sich nach eigenen Angaben vorher “an der Ampel kaum erkannten”.
Ende April 2025 läuft die Förderung des Landes Niedersachsen aus. Hierüber wird u.a. anteilig die Stelle von Aiko Hinrichs an der Hochschule finanziert. “Ich werde ab Mai wieder zu 100 Prozent Teil des Teams der Wachstumsregion Ems-Achse.” Dabei könne er sich durchaus vorstellen, einen Teil seiner Arbeitszeit als Koordinator weiterhin in den Gewerbegebiets-Check zu investieren. Aufgaben, wie ein Gewerbegebietsmanagement für u.a. Veranstaltungen zu den acht identifizierten Handlungsfeldern gebe es reichlich, wie aus dem Analyse-Tool hervorgeht.
Die Wachstumsregion Ems-Achse hat sich ebenfalls Gedanken gemacht, wie die erfolgreiche Startphase verstetigt werden kann und ein Angebot für eine Testphase in Schirum erstellt. Für Norden und Emden werden bei Interesse ebenfalls Angebote folgen.
“Die Betriebe in Schirum haben von dem Projekt enorm profitiert”, bilanziert Aurichs Bürgermeister Horst Feddermann. Es gelte, den gewonnenen Zusammenhalt auf jeden Fall zu bewahren. Er könne sich eine Fortsetzung des Gewerbegebiet-Checks durchaus vorstellen.
Die Ergebnisse und die zukünftigen Handlungsfelder für die drei Gewerbegebiete wurden im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung am 12. März in Emden präsentiert.
Hintergund: Die 2006 gegründete Wachstumsregion Ems-Achse ist ein Bündnis von Unternehmen, Kommunen, Bildungseinrichtungen, Kammern und Verbänden in Ostfriesland, im Emsland und in der Grafschaft Bentheim. Die über 850 Mitglieder der Ems-Achse beschäftigen zusammen mehr als 120.000 Menschen. Schwerpunkte der gemeinsamen Arbeit sind die Gewinnung und Sicherung von Fachkräften, die Vernetzung der Akteure und Lobbying für die Region.
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