32 Prozent der energieintensiven Unternehmen geben an, dass sie die Produktion oder das Angebot aufgrund der Energiesituation eingeschränkt haben (Quelle: IHK-Erhebung).
32 Prozent der energieintensiven Unternehmen geben an, dass sie die Produktion oder das Angebot aufgrund der Energiesituation eingeschränkt haben (Quelle: IHK-Erhebung).

IHK-Energieumfrage: Unternehmen fordern aus Berlin schnelle Lösungen bei Netzentgelten und Versorgungssicherheit

„In den am Donnerstag in Berlin gestarteten Koalitionsverhandlungen gehört die Senkung der Netzentgelte ganz oben auf die Agenda. Die im Sondierungspapier bereits angekündigte Halbierung der Netzentgelte wäre ein starkes Signal an die Industrie. Es ist höchste Zeit, die bereits einsetzende Deindustrialisierung zu stoppen“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf zur Vorstellung der Ergebnisse der neuen IHK-Umfrage zur Energieversorgung. Diese zeigt erneut die anhaltend hohe Belastung der Wirtschaft durch Energiepreise und Netzentgelte.

Laut Bundesnetzagentur sind allein die Netzentgelte für Industriekunden mit 24 Gigawattstunden Strombedarf seit 2021 um 54 Prozent gestiegen. 57 Prozent der Unternehmen sehen laut IHK-Umfrage insofern negative Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit. In der Industrie sind es sogar 72 Prozent. Die Situation trifft vor allem energieintensive Unternehmen: 32 Prozent haben ihr Angebot oder ihre Produktion bereits eingeschränkt. Das sind acht Prozentpunkte mehr als bei der letzten Umfrage.

Große Sorgen bereiten den Unternehmen auch Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen. Hier fordern 96 Prozent ein Engagement der Politik. Darin spiegelt sich auch die Unsicherheit der Unternehmen mit Blick auf die Versorgungssicherheit wider. „Wir brauchen eine stabile Energieversorgung. Dies erfordert zügig mehr grundlastfähige Kraftwerkskapazitäten, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten“, unterstrich Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin für Standortentwicklung, Innovation und Energie, angesichts der intensiven Diskussion um die Flexibilisierung des Strommarktes. Laut Umfrage erklären 33 Prozent der Industriebetriebe, ihre Produktionsprozesse nicht nach Sonne und Wind ausrichten zu können – und deshalb auch keine flexiblen Stromtarife nachzufragen. Diese Einschätzung bestätigten auch die über 50 Unternehmer bei der digitalen Vorstellung der IHK-Umfrageergebnisse. Sie forderten vielmehr ein Strommarktdesign, das einen stetigen Strombedarf zu wettbewerbsfähigen Preisen deckt. Einen konkreten Vorschlag zur Reduzierung der Netzausbaukosten sei der Verzicht auf eine Erdverkabelung. Diese ist bis zu achtmal teurer als Freileitungen.

„Seit Anfang 2022 ist die Produktion energieintensiver Industriezweige durchgehend gefallen. Die Unternehmen benötigen dringend Maßnahmen wie Zuschüsse zu den Netzentgelten, die dauerhafte Senkung der Stromsteuer, eine Übernahme der Kosten der Gasspeicherumlage und den Abbau bürokratischer Belastungen“, so Marvin Dalheimer, Fachbereichsleiter für Energiewirtschaft und Regulierung beim Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V. (VIK).

Die Umfrage zeigt auch eine positive Entwicklung: Erneuerbare Energien haben eine wachsende Bedeutung. 37 Prozent haben inzwischen eine eigene erneuerbare Energieversorgung aufgebaut, 15 Prozent setzen sie gerade um, 14 Prozent planen es. Das sind insgesamt 65 Prozent. In der Industrie liegt dieser Wert noch deutlich höher: 81 Prozent beschäftigen sich mit dem Aufbau einer eigenen erneuerbaren Energieversorgung. Auch Handel (57 Prozent) und Dienstleistungen (62 Prozent) haben eigene Versorgungen aufgebaut oder planen das. Um sich nachhaltigen Strom zu verlässlichen Preisen zu sichern, planen 26 Prozent der Industrieunternehmen mit Direktstromlieferverträgen. Die IHK setzt sich für eine Stärkung solcher Power Purchase Agreements (PPA) ein, beispielsweise durch Investitionszuschüsse oder die Senkung der Netzentgelte.

Rund 380 Mitgliedsunternehmen der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim nahmen an der Befragung zum vierten Quartal 2024 teil. Die IHK führt die Umfrage seit 2022 quartalsweise durch.

www.ihk.de/osnabrueck/innovation/energie

Veröffentlicht von

WIR Redaktion

Die WIR-Redaktion freut sich auch auf Ihre Pressemitteilungen. Sprechen Sie uns an unter +49 5231 98100 0 oder per mail an redaktion@wirtschaft-regional.net

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..