Werlte – Am 13. Februar 2025 begrüßten Samtgemeindebürgermeister Ludger Kewe und der Landtagsabgeordnete Hartmut Moorkamp (CDU) den niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) zu einem Austauschgespräch im Rathaus der Samtgemeinde Werlte. Gemeinsam mit Vertretern des Landkreises und des Bürgerwindparks Lorup wurden die Herausforderungen, Chancen und Risiken des Windkraftausbaus, insbesondere im Bereich Repowering, intensiv diskutiert.
Minister Lies betonte die Bedeutung des Windenergieausbaus für die Energiewende und teilte die Einschätzungen der Samtgemeinde Werlte zur Notwendigkeit einer ausgewogenen Planung. Ein zentrales Thema waren die in Diskussion stehenden gesetzlichen Änderungen zum Repowering bestehender Windkraftanlagen und die damit verbundenen Konflikte.
Repowering als Schlüssel zur Effizienzsteigerung
Durch den Austausch älterer Windkraftanlagen gegen modernere und leistungsfähigere Modelle kann die Effizienz der Windenergie erheblich gesteigert werden. In der Samtgemeinde Werlte sind zahlreiche Einzelanlagen außerhalb von Vorranggebieten repoweringfähig. Der Ausbau bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich: Die Auswirkungen auf das Landschaftsbild und die Nähe zu Wohngebieten müssen sorgfältig abgewogen werden.
Minister Lies unterstrich die Notwendigkeit einer klaren gesetzlichen Regelung. Die derzeitige Anwendung von § 245e BauGB birgt das Risiko, dass bestehende Planungen unterlaufen und die gemeindlichen Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt werden. Deshalb forderten die Teilnehmenden eine Konkretisierung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, um Planungssicherheit und Akzeptanz in der Bevölkerung zu gewährleisten.
Erfolgreiche Bürgerwindparks in Lorup
Ein positives Beispiel sind die Initiativen des Bürgerwindparks Lorup. Marcel Wolken, Geschäftsführer der Raiffeisen Energiepark Lorup Verwaltungs GmbH, berichtete über Erfahrungswerte aus der Gemeinde Lorup. Seit mehr als 20 Jahren werden dort erfolgreich Bürgerwindparks von der ortsansässigen Bank betrieben. Aktuell werden die ersten Anlagen erneuert und parallel auf Basis der Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) die Erweiterungsplanung vorgenommen. Eine Besonderheit ist hierbei die unmittelbar verbundene Erneuerung von älteren Einzelanlagen. Es wird Altanlagenbetreibern im gemeindlichen Umfeld der Konzentrationsflächen ein Beteiligungsangebot unterbreitet, sofern sie sich bereit erklären, ihre Anlagen zurückzubauen. Dadurch wird die beabsichtigte Konzentrationswirkung der Regionalplanung unterstützt und Freiraum für die kommunale Entwicklung in den entsprechenden Gebieten geschaffen. Eine ungesteuerte Erneuerung von alten Einzelanlagen wird vermieden. In der Diskussionsrunde wurde dieses nachhaltige Vorgehen im Sinne der Akzeptanz sehr begrüßt.
Windkraft im Wald – eine notwendige Option?
Ein weiteres Thema des Gesprächs war der Ausbau der Windkraft in Waldgebieten. Der Bau von Windenergieanlagen im Wald kann dazu beitragen, das gesetzliche Flächenziel von 3,07 Prozent zu erreichen, ohne dabei unzumutbare Eingriffe in bestehende Siedlungsstrukturen vorzunehmen. Die Herausforderung besteht darin, einen Ausgleich zwischen Klimaschutz, Naturschutz und den Interessen der Bevölkerung zu schaffen.
Forderungen an die Politik
Die Samtgemeinde Werlte setzt sich für eine Anpassung der gesetzlichen Vorgaben ein. Alle Gesprächsbeteiligten waren sich einig, dass das Repowering nicht mit den Belastungen verträglich ist, denen die Region Emsland bereits jetzt ausgesetzt ist. Lies und Moorkamp forderten deshalb abschließend einhellig und parteiübergreifend eine Konkretisierung des § 245e BauGB für Regionen, die das Flächenziel 2032 bereits erreicht haben, um die kommunale Planungshoheit wiederherzustellen.
Wasserstoffprojekte als Zukunftsperspektive
Neben der Windenergie war auch das Wasserstoffprojekt des Unternehmens HY2GEN Gegenstand des Austauschs. Das Projekt sieht einen deutlichen Ausbau der Elektrolyseanlage an der Loruper Straße zur Produktion von grünem Wasserstoff vor, um die lokale Wirtschaft mit klimaneutralen Energieträgern zu versorgen. Aufgrund der Nichtberücksichtigung der durch die Samtgemeinde Werlte verlaufenden Pipeline Hyperlink 5 beim Aufbau des Wasserstoffkernnetzes ist das Projekt momentan gefährdet. Die Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass die Rahmenbedingungen für derartige innovative Projekte verbessert werden müssen, um Werlte als Standort für erneuerbare Energien weiter zu stärken.
Minister Lies betonte abschließend die Notwendigkeit eines kontinuierlichen Dialogs zwischen Kommunen, Land und Bund, um eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Energiewende voranzutreiben.