Die Lagerlogistik wächst mit: Mila - Bergmilch Südtirol erweitert mit Westfalia Lagerkapazität und Materialfluss am Standort Bozen. (Foto: Mila – Bergmilch Südtirol / Oskar Dariz)
Die Lagerlogistik wächst mit: Mila - Bergmilch Südtirol erweitert mit Westfalia Lagerkapazität und Materialfluss am Standort Bozen. (Foto: Mila – Bergmilch Südtirol / Oskar Dariz)

Lagerlogistik der größten Molkereigenossenschaft Südtirols wächst mit

Mila – Bergmilch Südtirol erweitert mit Westfalia Lagerkapazität und Materialfluss

Bozen / Borgholzhausen – Aus den 1962 gegründeten Vereinigten Sennereien Vinschgau wurde die größte Molkereigenossenschaft Südtirols. 2013 entstand aus der Fusion der beiden Basis-Genossenschaften Mila und Senni die „Bergmilch Südtirol“ mit 470 Mitarbeitern und 2.200 Bergbauern, die zugleich Lieferanten und Eigentümer sind: eine Erfolgsgeschichte, die weitergeschrieben wird.

In den Werken Bozen und Bruneck entstehen heute rund 140 Produkte für Trentino-Südtirol, Italien und weltweit. Am Standort Bozen werden sie seit 1992 in einem automatischen Lagersystem von Westfalia Technologies GmbH & Co. KG gelagert. Die seit 2022 geplante und ab Dezember 2023 umgesetzte Modernisierung ist die größte der Westfalia-Geschichte. Der aktuellen Modernisierung und Erweiterung, die bis 2025 geplant ist, könnten weitere Maßnahmen folgen. Am Standort Bozen erweiterte Mila – Bergmilch Südtirol bereits 2020 seine Produktion, 2023 und 2024 dann die Kommissionierung und den Versand um zwei Gebäudekomplexe.

Westfalia hat seine kompakten automatischen Satellitenlager® an die Verarbeitung von jährlich mehr als 200.000 Tonnen Milch angebunden. Durch die Modernisierung und Erweiterung wurde die Leistung und Betriebssicherheit erhöht. Das alles „unter beengten Platzverhältnissen und inklusive der Integration in die Bestandsanlage. Die Realisierung erfolgt über mehrere Bauabschnitte im laufenden Betrieb“, erklärt René Findling, Vertriebsleiter Modernisierung bei Westfalia. Das Lagersystem läuft fünfeinhalb Tage pro Woche rund um die Uhr, entlastet das Personal und gleicht einen möglichen Fachkräftemangel aus.

Erdbebensichere Regalanlagen für höhere Maximallast

Im Frischelager steigt nun die nötige Maximallast von 800kg auf 1.000kg pro Ladeeinheit Für die Auflastung verstärkte das Westfalia-Team die Regalanlage mit neuen Stützen und machte die Anlage mit stirnseitigen Jochen erdbebensicher. Die bisherigen Gefälle-Pickbahnen in der unteren Ebene wurden zu mehrfachtiefen Lagerkanälen für ca. 240 zusätzliche Stellplätze.

Dort installierte das Team Satelliten®-Schienen und Reflektoren für die Fachfeinpositionierung. Damit erhöht sich die Lagerkapazität im Frischelager auf rund 4.140 Stellplätze. Die Ladeeinheiten im System sind 35 bis ca. 1.000 kg schwer und 1,6 Meter hoch. Die Dreifachunterstützung aller Schienenprofile senkt den Palettenverschleiß.

Tausch gegen sparsamere Einmast-Regalbediengeräte

Bislang waren drei rund 16 Meter hohe Zweimast-RBG mit Lastaufnahmemittel Ketten-Satellit® im Einsatz: zwei im bei 2°C betriebenen Kühllager mit zuvor ca. 3.900 Stellplätzen für Euro-, Kunststoff- und Einwegpaletten, eines im auf einer Zwischenebene angrenzenden Normaltemperaturlager für H-Milch mit 1.056 Palettenstellplätzen. Das Frischelager, auf dem der Schwerpunkt der aktuellen Modernisierung und Erweiterung liegt, ist rund 44 Meter lang, ca. 23 Meter breit und beherbergt bei einer Höhe von ca. 17 Metern jeweils 8 Ebenen mit bis zu vierfachtiefen Lagerkanälen.

René Findling: „Eine reine Modernisierung der beiden rund 30 Jahre alten RBG im Kühllager war für die neuen Anforderungen nicht wirtschaftlich und zeitgemäß. Daher haben wir sie gegen zwei moderne Einmast-RBG ersetzt.“ Diese sind leichter, für geringe Bodenlasten in Bestandshallen perfekt und sparsamer, auch durch aktuelle Antriebe und Steuerungen. Sie erreichten ohne Schwerlasttransporte ihr Ziel.

Ein kompaktes Fahrwerk mit reduzierten Überfahrwegen und mit einem unteren Anfahrmaß von 1.000 mm sowie eine seitlich versetzte obere Führungsschiene für ein optimales oberes Anfahrmaß und Überhub maximieren den Lagerplatz. Das untere Anfahrmaß ist bedingt durch das Bestandslager: Möglich ist bei den Einmast-RBG aber ein minimales Anfahrmaß von 450 mm.

Die RBG lassen sich modular ausrüsten. Bei Mila sind schnelle, geteilte Ketten-Satelliten® für die Dreifach-Schienen im Einsatz. Sie lagern materialschonend stündlich 65 Paletten im Doppelspiel und 62 Paletten im Einzelspiel. Ware und Paletten bleiben unbeschädigt und das System hochverfügbar.

Die neuen Ein- und Ausschleusstellen sind für die optimale Streckeneffizienz der RBG mittig in den Lagergassen angeordnet. Die RBG lagern auf einzelnen Fahrten zugleich ein, um und aus. Die Fördertechnik kann Waren nun zwischen den RBG umlagern.

Fördertechnik bindet RBG und Kommissionierung an

„Vor der Modernisierung haben Arbeitskräfte Konfektionierung, Lager und Kommissionierung manuell verbunden, diese fehlen nun zum Teil. Außerdem ist die Arbeitssicherheit in dem verwinkelten Lager nur schwierig umzusetzen“, erklärt Elina Stansky, Projekt- und Inbetriebsetzungsmanagerin bei Westfalia.

Eine 45,6 Meter lange Rollenfördererbahn wurde in der ersten Ebene zwischen den beiden Lagergassen des Frischelagers durch den Mittelblock gezogen. Sie transportiert Ladeeinheiten von der per manueller Aufgabe angebundenen Produktion ins Lager und in die neuen Versandhallen. Ebenfalls in Betrieb genommen wurden zwei neue, insgesamt 20 Meter lange seitliche Auslagerbahnen zwischen Kühllager und neuen Kommissionierhallen. Weitere Auslagerbahnen in die Versandzone sind geplant.

Elina Stansky: „Die Mila-Produktionsstätte ist durch den begrenzten Platz historisch in die Höhe gewachsen. Wir müssen also verschiedene Ebenen anbinden – ein logischer Schritt ist daher, mit zusätzlichen Vertikalumsetzern zu arbeiten.“ Mindestens ein neuer Vertikalumsetzer soll die Kommissionierung auf eine Zwischenebene erweitern. Außerdem wird der in die Jahre gekommene Vertikalumsetzer zum H-Milch Lager gegen einen neuen ausgetauscht. Dieser wird durch weitere Fördertechnik ergänzt: die Anbindung an das H-Milchlager, ein neuer Aufgabeförderer und Staubahnen für mehr Streckeneffizienz in der vielbefahrenen Versandzone.

Das RBG und die Materialflussteuerung im H-Milchlager wurden bereits 2015 modernisiert. Perspektivisch ist auch die Erweiterung des aktuell 20 Meter langen, rund 16 Meter breiten und 10 Meter hohen automatischen H-Milch-Lagers sowie die weitere Automatisierung der Produktionsanbindung durch zusätzliche Fördertechnik geplant. 

Die jetzt erneuerte Konturen- und Gewichtserfassung an allen Wareneingangs-Schnittstellen zu den Hochregallagern gewährleistet den störungsfreien und sicheren Betrieb des per Siemens-SPS gesteuerten Systems.

Neue IT-Landschaft mit Warehouse Execution System

„Mila – Bergmilch Südtirol hatte als langjähriger Westfalia-Kunde seit 1994 alle vier Generationen unserer Software im Einsatz, angefangen mit einem einfachen Lagerverwaltungssystem“, erklärt Christian Goltermann, Vertriebsleiter Software & IT. „Heute ist Savanna.NET® zum Warehouse Execution System gewachsen, das Lagerverwaltung und Materialflusssteuerung vereint. Nach den Savanna®-Upgrades auf Version 2.15 haben wir parallel zu den Bauabschnitten funktionale Erweiterungen implementiert.“

Dazu gehören die Verwaltung von Stellplätzen, Bestand und Lager, die Materialflusssteuerung, die Kopplung mit dem ERP-System SAP und die Bestandsbuchung über mobile Datenendgeräte (MDE) auf der responsiven Savanna®-Bedienoberfläche Savanna® CrossClient. „Wir haben den Funktionsumfang um manuelle Lagerplätze in der neuen Kommissionierung, um die automatische Nachversorgung aus dem Hochregallager und um die Stellplatzverwaltung der beiden Kommissionierzonen mittels mobilen Terminals erweitert.“ Einlager- und Auslagerlogik reduzieren Umlagerungen und schöpfen die Lagerkapazität optimal aus.

Die Scannerkommunikation hat das IT-Team von einer seriellen Verbindung auf eine TCP/IP-Netzwerkverbindung umgestellt, die Schnittstellen zu den neuen RBG und die erweiterte Fördertechnik softwareseitig implementiert. Ein Microsoft SQL Server ist als zentrale Datenbank eingerichtet. Die Hardware stellte Mila – Bergmilch Südtirol.

Moderne Antriebe, Steuerungen und Sicherheitstechnik

Antriebs-, Steuerungs- und Sicherheitstechnik wurden innerhalb kürzester Zeit ausgetauscht und umgebaut: moderne Umrichter der Marke SEW Movi C, aktuelle Steuerungstechnik von Siemens im TIA-Portal (Totally Integrated Automation Portal) inklusive Safety Integrated-Laser-Entfernungsmessung und Kamerasystem für die Fachfeinpositionierung sowie aktuelle Bedienpanels für eine verbesserte manuelle Bedingung des Systems auch außerhalb des Sicherheitsbereiches.

„Durch die neue Antriebstechnik können die zulässigen Geschwindigkeiten und Endlagen sicher und wartungsfrei per Safety-SPS überwacht werden“, erläutert Martin Hessler, Bereichsleiter Automatisierungstechnik bei Westfalia. „Die Daten werden per Ethernet und Profinet über Datenlichtschranken an die RBG übermittelt. Nun sind Ferndiagnose und Fernwartung möglich. Die weitere Anbindung der Produktion ist schon vorbereitet.“  Durch die Integration neuer Kamerasysteme auf den RBGs ist zudem eine Ferndiagnose im Störungsfall möglich, ohne in die jeweilige Regalgasse gehen zu müssen.

Flexible Logistikplanung mit Teilabschnitten

Die Produktion lief ununterbrochen, indem einzelne Lagerblöcke außer Betrieb gesetzt und ein RBG ausgetauscht wurde, während das zweite RBG übernahm. Noch während der ersten Bauabschnitte wurden weitere durchgeplant und Materialflüsse planerisch angepasst, so René Findling: „Wir haben die Produktionsanbindung anfangs aus dem Pflichtenheft herausgenommen, um unserem Kunden mehr Bedenkzeit zur verschaffen. Durch unser breites Portfolio und die individualisierbare Lösung können wir unsere Intralogistik diesem historisch gewachsenen Lager perfekt anpassen und haben dank aktueller Komponenten auch die Ersatzteilbeschaffung erleichtert.“

„Ziel war es, die Erweiterung der Produktion auch aufseiten der Intralogistik abzubilden“, sagt Thomas Bernhart, technischer Direktor von Mila – Bergmilch Südtirol. „Mit unserem langjährigen Partner Westfalia Technologies haben wir das automatische Lagersystem sowohl softwareseitig als auch anlagenseitig auf den aktuellen technologischen Stand gebracht.“

„Das Lager hat mehr Kapazität und eine höhere Maximallast. Ladeeinheiten müssen jetzt nicht mehr per Stapler durch die Verladezone transportiert werden“, so Thomas Bernhart zu den Vorteilen der Modernisierung und Erweiterung. „Die neue Fördertechnik transportiert die Waren automatisch zwischen Produktion, Lager, unseren neuen Kommissionierhallen und der Versandzone. Dank Savanna kommissionieren wir in den neuen Kommissionierzonen per Handheld und geben dezentral Anweisungen an das System. Durch die aktuellen Komponenten haben wir Ersatzteilsicherheit für die nächsten 15 Jahre.“

„Zukunftssicher, hochverfügbar, wirtschaftlich erweiterbar“

„Der erste wichtige Modernisierungs- und Erweiterungsschritt ist damit geschafft, weitere sollen folgen: Perspektivisch wollen wir die Produktion vollautomatisch anbinden, durch einige Vertikalumsetzer die gesamte Höhe des Standorts optimal ausnutzen und auch das H-Milch-Lager lager- und fördertechnisch erweitern und modernisieren. Wir sind zuversichtlich, dass auch das in enger Kooperation gut gelingen wird.

Dass dies alles reibungslos auf engstem Raum und im laufenden Betrieb innerhalb weniger Monate realisiert werden konnte, bestätigt uns in der strategischen Partnerschaft mit Westfalia. Das System hält, was unser Partner versprochen hat: Es ist zukunftssicher, hochverfügbar und bei Bedarf Schritt für Schritt wirtschaftlich erweiterbar.“

„Optimal dabei ist, dass wir mit Westfalia genug Flexibilität und Planungsspielräume haben, um die betriebsinterne Logistik dynamisch sehr fein auf unsere Prozesse abzustimmen, während sich der erste Teil des erweiterten automatischen Lager- und Fördersystems bereits in der Praxis bewährt. Wir können Westfalia absolut weiterempfehlen“, sagt Thomas Bernhart.

www.westfaliaeurope.com

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