Bei der Varusschlacht in Kalkriese wird eine digitale Lösung aus Melle in der Praxis erprobt
Melle/Bramsche – „Früher haben wir unsere Grabungsfunde noch mit Papier und Stift dokumentiert, später haben wir digital mit Laptop und Tablet gearbeitet, heute ist ARCHAEONOTES mit einem Tablet unser ständiger Begleiter im Feld“, betonte Marc Rappe, Grabungsleiter bei der Varusschlacht im Osnabrücker Land. Denn nicht nur die Ausgrabung selbst muss mit allen Vermessungsdaten und Fotos akribisch dokumentiert werden, sondern auch der weitere „Werdegang“ der archäologischen Schätze von der Restaurierung bis zur Ausstellung im Museum.
Um die Informationen und Funde für die Nachwelt zu erhalten, müssen diese zudem sicher und langfristig gespeichert werden. Eine digitale Lösung für diese Anforderungen hat die Varusschlacht in Kalkriese bei einem IT-Service-Unternehmen aus Melle gefunden. Die IT-Service MEDATA GmbH, ME, hat mit ARCHAEONOTES eine Anwendungssoftware entwickelt, mit der die Welt der archäologischen Dokumentation revolutioniert werden soll.
Bei den Archäologen in Kalkriese ist die Software seit einem Jahr im Einsatz. Jetzt möchte die ME das nach eigenen Worten „Vorzeigeprojekt aus dem Landkreis Osnabrück“ auch Museen und anderen archäologischen Einrichtungen anbieten. ARCHAEONOTES basiert auf einem von der ME entwickelten Portal „ME-Overview“, das viele Prozesse individuell steuert und transparent gestaltet. Dr. Stefan Burmeister, Geschäftsführer Varusschlacht im Osnabrücker Land, und sein Archäologen-Team sind begeistert von der Software-Lösung aus Melle: „Wir arbeiten bereits mit dem ARCHAEONOTES und haben schon das Potenzial für uns erkannt. Im vergangenen Jahr haben wir bei einer baubegleitenden Grabung mehr Flächen aufgemacht als in den 30 Jahren zuvor. Alle unsere Funde müssen digital dokumentiert und sicher archiviert werden. Für uns ist es von Vorteil, einen Ansprechpartner vor Ort zu haben.“ Darüber hinaus kenne der Softwareentwickler der ME, Keano Neumann, die Bedarfe der Archäologie sehr genau, da er während seines Studiums bis 2021 als Helfer im Feldeinsatz und Entwickler für Verbesserungen in Prozessabläufen in Kalkriese tätig war.
Auch André Schulenberg vom UnternehmensService der WIGOS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land freut sich, dass Akteure aus dem Landkreis Osnabrück erfolgreich kooperieren. „Durch den engen fachlichen Austausch und die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft ist eine praxisgerechte Lösung entstanden, die sicher auch für Archäologen weit über die Region hinaus interessant ist.“
Die Langzeitspeicherung ist für Unternehmen – insbesondere aber für Forschungseinrichtungen und Museen – von großer Bedeutung. Schließlich sollen die erfassten Daten über einen sehr langen Zeitraum gesichert und verfügbar bleiben. Dies wird über die IONOS-Cloud sichergestellt. „Wir haben uns für die Cloud von dem zertifizierten Anbieter IONOS entschieden, da sich das Rechenzentrum in Deutschland befindet und die Daten dort sehr sicher aufgehoben sind“, betonte Thomas Schlüter. Der Geschäftsführer von IT-Service MEDATA GmbH verwies dabei auf die Green-IT-Lösung der ME, welche Server und Client-Systeme nachts, wenn diese nicht gerade benötigt werden, ordnungsgemäß gesteuert herunterfährt, wodurch sich Kosten und Energie einsparen lassen. Ebenso wird mit den individuell gesteuerten Einsätzen für nächtliche Abschaltungen effektiv die Sicherheit von Servern erhöht: „Die meisten Hackerangriffe finden nachts statt. Zudem tun wir etwas für die Umwelt“, ergänzte Grabungsleiter Rappe.
Nach den Worten von Yvonne Schlüter, Geschäftsführerin von IT-Service MEDATA liegen die Stärken des Programms nicht nur darin, dass alle Medien, zum Beispiel Fotos und Videos dort hochgeladen werden können. Daten könnten mit Mitgliedern des Teams in Echtzeit geteilt werden. „Es können alle partizipieren und profitieren, dass alle Daten zu den Fundstücken an einem Ort festgehalten sind. Die Nutzer erhalten so eine umfassende und visuelle Dokumentation der Ausgrabungen.“
Grabungsleiter Marc Rappe sieht in der Arbeit mit ARCHAEONOTES noch weitere Vorteile, die schon bei den Grabungen selbst hilfreich sind: „Die Möglichkeit, Daten direkt auf dem Feld mit dem Tablet zu erfassen, hat unsere Arbeitsabläufe erheblich vereinfacht. Unsere Funde bekommen an den Fundorten schon ihre Inventurnamen, welche sie ihr Leben lang begleiten. Über einen QR-Code auf dem erstellten Label können alle wichtigen Daten wie Fundort und Details zu den Funden selbst hinterlegt werden. So ist es auch möglich, dass Angaben zu allen Schritten der Restaurierung bis zum Ausstellungsort oder Verbleib des Fundes präzise erfasst werden und an einem Ort abrufbar sind.“