IHK-Auswertung: Nur die Stadt Münster im Minus
Münsterland/Münster. – Im Münsterland wagen wieder mehr Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Zahl „echter“ Unternehmensgründungen, die die IHK Nord Westfalen aus den Gewerbeanzeigen nach einem bundesweiten Standard herausgefiltert hat, ist 2022 auf 3.895 gestiegen. Das Wachstum gegenüber dem vorhergehenden Jahr liegt bei 17 Prozent. Zum Vergleich:
Im nordrhein-westfälischen Landesdurchschnitt gingen die Gründungszahlen um ein Prozent zurück. „Damit hat das Münsterland das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht, aber die Richtung stimmt“, freut sich Sven Wolf, Leiter des Geschäftsbereichs Unternehmensförderung der IHK Nord Westfalen.
Vor allem in den Münsterlandkreisen ziehen die Gründungszahlen deutlich an, Spitzenreiter ist der Kreis Steinfurt mit einem Anstieg von mehr als einem Drittel auf 1.185 (+ 34,2 Prozent). „Unternehmensgründungen und Start-ups mit ihren neuen Ideen und innovativen Geschäftsmodellen sind neben dem für seine Innovationskraft bekannten Mittelstand die zweite Säule einer dynamischen Wirtschaft“, unterstreicht Wolf. Dass diese Dynamik derzeit vor allem in den Münsterlandkreisen stattfindet, wundert den Gründungsexperten nicht: „Kreative Gründungsideen und neue Geschäftsmodelle treffen hier auf innovative und häufig noch familiengeführte Mittelständler – eine erfolgsversprechende Mischung“, so Wolf.
Steigende Gründungszahlen verzeichnen auch die Kreise Borken (+ 8,2 Prozent), Coesfeld (+ 19,3 Prozent) und Warendorf (+ 24,3 Prozent). Im Gegensatz dazu bleibt die Stadt Münster nach Auffassung von Wolf unter ihren Möglichkeiten. Hier gingen die Gründungen um knapp drei Prozent zurück. „In Münster fließen zwar von Bund und Land viele Millionen in die Start-up-Förderung, Start-ups sind aber eben nur ein kleiner Teil der Gründungen“, so Wolf. Eine gesunde und lebendige Gründungsszene benötige alle Formen der Gründung, von der Nebenerwerbsgründung bis hin zum Unicorn. „Politik und Verwaltung dürfen darum in ihren Aktivitäten die normalen, sogenannten Chancengründungen nicht aus dem Blick verlieren“, appelliert Wolf. Diese seien in der Regel stabiler und nachhaltiger und daher mindestens ebenso wichtig für den Standort.
„Es ist erfreulich ist, dass die Zahlen im Münsterland wieder steigen. Vom Vor-Corona-Niveau sind sie aber noch ein wenig entfernt“, sieht Wolf noch Nachholbedarf. 2019 lag die Zahl der „Unternehmensgründungen mit wirtschaftlicher Bedeutung“ im Münsterland noch bei 4.300. „Es muss uns in Zukunft gelingen, noch mehr Menschen davon zu überzeugen, dass die Selbstständigkeit ein lohnendes und attraktives Ziel ist“, so der IHK-Geschäftsbereichsleiter. Dafür müsse der Einstieg in die Selbstständigkeit so einfach und unbürokratisch wie möglich gemacht werden. Das sei schon mit kleinen Maßnahmen zu erreichen. „Wichtige Hebel zur Entlastung sind der Abbau von Berichts- und Aufbewahrungspflichten, die Anpassung von Schwellenwerten und Freistellungsklauseln für Gründer, wo immer diese möglich sind“, betont Wolf.
Rund 2.500 Gründende wandten sich im vergangenen Jahr an die beiden Startercenter NRW der IHK Nord Westfalen, 130 Gründungsvorhaben wurden intensiv betreut. Weitere 120 Gründerinnen und Gründer nutzten die Möglichkeit, über das Online-Portal Gründungswerkstatt der IHK ihren Business- und Finanzplan aufzustellen. Insgesamt wurden 2022 bei IHK-Veranstaltungen für Gründende gut 1.400 Teilnehmende gezählt.