Das Science-to-Business Marketing Research Centre an der FH Münster feiert seinen 20. Geburtstag
Münster – „Die Idee für einen Forschungsschwerpunkt Science Marketing entstand, als ich im Jahr 2002 als Prorektor der FH Münster für Forschung und Transfer der Hochschule verantwortlich war“, blickt Prof. Dr. Thomas Baaken, Gründer des Science-to-Business Marketing Research Centre (S2BMRC), das am Fachbereich Wirtschaft der FH Münster beheimatet ist, zurück. Das damalige Rektorat verfolgte einen neuen Ansatz – vom traditionellen Transfer zum Forschungsmarketing:
„Im Mittelpunkt stehen die Kunden und die Unternehmen der Region. Die Frage war nicht: ‚Was können wir denen anbieten?‘ sondern ‚Was benötigen sie und wie können wir sie unterstützen und erfolgreich machen?‘“, so der Marketingexperte, der heute noch als Seniorprofessor für die FH Münster tätig ist. „Wir konnten die Anzahl der Projekte mit Unternehmen und die Höhe der Drittmittel – als Indikatoren für erfolgreiche Kooperationen – signifikant erhöhen.“ Das Wissenschaftsministerium NRW kontaktierte ihn 2001 und ermutigte Baaken, einen Antrag für ein Forschungszentrum zu stellen, das sich eingehender mit diesem Ansatz befasst. Dieser Antrag wurde 2002 bewilligt und dem Centre wurde der Titel „Forschungsschwerpunkt des Landes NRW“ verliehen. Entsprechend stellt dies die Geburtsstunde des S2BMRC dar.
Mittlerweile ist das Forschungszentrum auf ein Team von 39 Forscher*innen aus aktuell 13 Nationalitäten angewachsen. Bereits 16 Doktorand*innen haben am S2BMRC ihre Promotion erfolgreich abgeschlossen. 17 Konferenzen, etwa in Indonesien, Mexiko, Russland, Australien, Japan, China und Südafrika, hat das Team durchgeführt. Die letzte erst vor kurzem wieder einmal in Münster. Mit über 200 Forschungsanträgen hat es ein Volumen von rund zehn Millionen Euro für die FH Münster eingeworben – hinzukommen noch rund eine Million Euro Drittmittel aus der Industrie.
Die Zahlen machen Baaken und sein Team stolz, aber es gibt eines, das ist ihnen noch wichtiger: „Der Zusammenhalt der S2B-Familie ist ein ganz besonderer. Wir haben eine Open-Door-Policy, verstehen uns sehr gut. Und wenn jemand Hilfe sucht, heben sofort alle die Hand.“ Vertretungsprofessorin Dr. Sue Rossano-Rivero aus Mexiko, die das S2BMRC aktuell leitet, ergänzt: „Doktorand*innen werden hier als Leader behandelt, das ist etwas Besonderes. In der Science-to-Business-Familie hat jede und jeder Platz und Freiräume für sich selbst – für eigene Träume und Visionen. Dies hat einen ganz besonderen Spirit erzeugt, der uns erfolgreich macht und den wir weitergeben.“
Ein Highlight in all den Jahren stellt für Baaken, neben dem Umzug in die eigenen Räumlichkeiten im Johann-Krane-Weg in Münster, auch die Beauftragung einer europaweiten Studie durch die Europäische Kommission dar. „Wir haben den aktuellen Stand der Wissenschafts-Wirtschafts-Kooperationen in der gesamten EU gemessen. Dazu führten wir 6.200 Interviews in 26 Sprachen. Wir haben für diese Studie überall in Europa eine extrem hohe Bekanntheit erlangt. Die Ergebnisse waren so überzeugend, dass uns die EU beim nächsten Mal angerufen hat und darum bat, erneut ein Angebot zur Erforschung von Wissenschafts-Wirtschafts-Kooperationen abzugeben“, blickt der Seniorprofessor zurück. Auch diesen Auftrag hat das S2BMRC erhalten und führte 17.500 Interviews. Baaken: „Die Ergebnisse haben die Politik der Kommission bei der Ausgestaltung neuer Maßnahmen erheblich beeinflusst.“
2020 hat Prof. Dr. Thorsten Kliewe die Leitung des Forschungszentrums übernommen. Da Kliewe aktuell in Elternzeit ist, leitet Rossano-Rivero seit Anfang 2022 das Institut. Ihre Vision für das Zentrum lautet: „Wir möchten zu einer positiven Entwicklung der Gesellschaft beitragen und die Welt verbessern. Als S2BMRC werden wir auch zukünftig wissensbasierte Forschung zu den Themen Kooperation, Nachhaltigkeit, Innovation, Entrepreneurship sowie Diversity in Bildung und Wissenschaft immer wieder anstoßen und vorantreiben.“
Baaken freut sich, das S2BMRC in neue Hände übergeben zu haben: „Das Potenzial in Deutschland und Europa ist immer noch immens und der Bedarf ist groß. Die jetzige Führung verfolgt neue Ideen und Initiativen dazu, hat eigene Ziele für die Zukunft – da halte ich mich bewusst raus. Ich bin aber sehr sicher, dass dem Forschungszentrum eine blühende Zukunft bevorsteht.“