Das wissenschaftliche Weiterbildungsangebot des Fachbereichs Gesundheit startet im Wintersemester. Vermittelt werden neben dem aktuellen Stand der Technik auch Chancen, Risiken und Herausforderungen der Digitalisierung für den Berufsalltag.
Bielefeld (fhb). Eine aktuell viel diskutierte Entwicklung greift ein neues Weiterbildungsangebot am Fachbereich Gesundheit der Fachhochschule (FH) Bielefeld auf: Das Zertifikatsangebot „Digitalisierung im Gesundheitsbereich – Entwicklungen und Herausforderungen“ vermittelt Kompetenzen zur Analyse, Beurteilung und Gestaltung des Einsatzes digitaler Technik im Gesundheitswesen. Die berufsbegleitende Weiterbildung startet Mitte September, Bewerbungen sind noch bis zum 15. August möglich.
Die technischen Möglichkeiten für die Digitalisierung im Gesundheitsbereich sind längst gegeben. „Es ist kein Problem mehr, einen Arztbesuch per Videocall durchzuführen oder eine Patientenakte digital zu führen“, sagt Prof. Dr. Marisa Kaufhold, am Fachbereich Gesundheit der FH Bielefeld zuständig für das Lehrgebiet Berufspädagogik für Gesundheitsberufe. „Aber ist alles, was möglich ist, auch sinnvoll?“ Hier setzt das neue Weiterbildungsangebot „Digitalisierung im Gesundheitsbereich – Entwicklungen und Herausforderungen“ an. Es vermittelt den Teilnehmenden fundiertes Wissen zur digitalen Technik im Gesundheitswesen und befähigt sie zur Reflexion über deren Einsatz. „Sie setzen sich damit auseinander, ob die Einführung einer digitalen Technologie für ihren Bereich sinnvoll ist und wie dies zu gestalten ist“, sagt Marisa Kaufhold.
Die Folgen der Digitalisierung sind komplex
Denn der Einsatz digitaler Technik ist wesentlich komplexer, als auf den ersten Blick ersichtlich, verändert digitale Technik die Arbeit doch teils grundlegend. Beispiel Televisite im Bereich der Wundversorgung: Für eine Bewohnerin eines Pflegeheims etwa muss bei einer Visite per Videocall kein Krankentransport in die Arztpraxis mehr organisiert und begleitet werden. Dafür braucht es aber in der Einrichtung die entsprechende technische Ausrüstung und Internet-Infrastruktur. Und vor allem braucht es entsprechend qualifiziertes Personal, das bei einer Televisite mit dem Arzt oder der Ärztin über den Patientenzustand kommunizieren kann und die Kamera entsprechend führt. „Das heißt, es entsteht ein völlig neues Arbeits- und Aufgabenfeld“, macht Kaufhold die Dimension deutlich.
Zahlreiche Veränderungen der Arbeits- und Aufgabenfelder
Dabei sind die Auswirkungen auf die Arbeitsfelder nicht immer so offensichtlich. Beispiel mobile digitale Pflegedokumentation: Patientendaten wie Vitalwerte können direkt am Bett in ein Tablet eingegeben und an das EDV-System übermittelt werden, statt erst mit einem Stift auf Papier erfasst und dann am stationären Rechner übertragen zu werden. „Hier bleibt die Arbeit die gleiche, Daten werden erhoben. Aber sie wird anders ausgeführt“, erklärt Marisa Kaufhold. Was wiederum andere Auswirkungen hat: „Zum Beispiel werden Übertragungsfehler vermieden, wenn Daten sofort digital erfasst werden. Oder die Daten lassen sich sofort übersichtlich darstellen und auswerten.“
Wissenschaftlich fundiertes Zertifikat – gut für die Einrichtungen und die Teilnehmenden
Die Professorin hält deshalb eine kritische Auseinandersetzung mit den Chancen und Herausforderungen des Einsatzes von Technik im Gesundheitsbereich für notwendig, insbesondere vor dem Hintergrund, dass hier an und mit Menschen gearbeitet wird. Sie ist überzeugt: „Nur so kann man die Veränderungsprozesse analysieren und gewinnbringend mitgestalten.“ Das Angebot „Digitalisierung im Gesundheitsbereich – Entwicklungen und Herausforderungen“ ermöglicht genau diese kritische Auseinandersetzung: „Bei der Konzeption haben wir aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. Die Teilnehmenden werden in die Lage versetzt, sich aktiv und wissenschaftlich fundiert mit Veränderungsprozessen auseinanderzusetzen“, erklärt Marisa Kaufhold. Die Bildungsexpertin hat sich in ihrer Forschung bereits intensiv mit der Digitalisierung im Gesundheitsbereich auseinandergesetzt und das Weiterbildungsangebot mitentwickelt.
Abschluss mit Hochschulzertifikat
Der wissenschaftliche Hintergrund bietet nicht nur inhaltliche Vorteile, sondern erhöht die Qualität der Weiterbildung auch auf formaler Ebene: Als Abschluss wird ein Hochschulzertifikat verliehen. Ein Hochschulzertifikat kann nicht nur den Arbeitgebern als Aushängeschild dienen, sondern eröffnet den Teilnehmenden weitere Möglichkeiten. „Das Hochschulzertifikat ist verbunden mit dem Erwerb von Credit Points (CP), die sich auf ein später vielleicht anschließendes Studium anrechnen lassen können“, erklärt Dr. Kamil Wrona, der das Zertifikatsangebot betreut. So kann das Hochschulzertifikat auch langfristig die Karrierechancen erhöhen.
Auch für Technikerinnen und Techniker ist die Weiterbildung geeignet
„Digitalisierung im Gesundheitsbereich – Entwicklungen und Herausforderungen“ richtet sich vor allem an Personen, für die die digitalen Entwicklungen und damit verbundenen Transformationen im Gesundheitsbereich und in der beruflichen Bildung im Rahmen ihrer Arbeit von Interesse sind. „Aber auch Technikerinnen und Techniker sind willkommen“, sagt Wrona und erklärt, warum: „Technisch lässt sich bereits sehr viel realisieren. Damit die Anwendungen aber tatsächlich genutzt werden, sollten bei der Entwicklung auch die Bedürfnisse der Anwendenden und die Rahmenbedingungen des Einsatzes berücksichtigt werden. Bei einem Workshop mit Hebammen etwa stellte sich heraus, dass für sie eine intuitive Bedienbarkeit der digitalen Tools unabdingbar ist.“
Start des Zertifikatangebots im Wintersemester 2022/23 an der FH Bielefeld
Das Zertifikatsangebot startet Mitte September, ist auf ein Semester angelegt bis Ende Februar und lässt sich problemlos berufsbegleitend absolvieren. Die Inhalte werden zum einen in vier eintägigen Blockveranstaltungen in Präsenz an der FH vermittelt, zum anderen von den Teilnehmenden mit Hilfe auch digitaler Lehr- und Lernformate zeit- und ortsunabhängig erarbeitet. Voraussetzung für eine Teilnahme ist eine mindestens einjährige Berufstätigkeit und eine Hochschulzugangsberechtigung, die auch über berufliche Qualifikationen nachgewiesen werden kann, erforderlich.