Sneaker-Produktion nicht auf Kosten von Umwelt, Tieren oder armen Menschen
Münster – Stylish, sustainable, eco-friendly, fair? Wer bislang in Deutschlands Innenstädten nachhaltig produzierte Sneakers kaufen wollte – etwa aus Kakteenleder, Apfelschalenresten, Maisabfällen, Bambus, Kork und recycelten Materialien –, der musste wie ein Trüffelschwein agieren: „Die Szene kennen, fundierte Kenntnisse zu Materialien und Herstellungsbedingungen haben und das Internet durchwühlen“, sagt Christian Ohm aus früherer Erfahrung. Aus Frust am aufwändigen Stöbern nach dem Wunsch-Modell habe er vor zwei Jahren den Entschluss gefasst, den eigenen Store zu eröffnen – zunächst in Köln inmitten des Corona-Jahrs 2021, dann in Düsseldorf im Mai 2022 und jüngst in Münster. „Sneakers unplugged“, so prangt das Label jetzt in einem Schaufenster auf der Ludgeristraße 72 nahe dem Marienplatz. Die Wirtschaftsförderung Münster hatte den Gründer bei der Ansiedlung unterstützt.
Der 46-Jährige hat mit dem breitgefächerten Angebot nachhaltiger Sneakers nach eigener Aussage europaweit eine Marktlücke erschlossen – zur richtigen Zeit an den richtigen Orten. „Ich bin davon überzeugt, dass modische Sneakers nicht auf Kosten von Umwelt, Tieren oder armen Menschen hergestellt werden sollten“, erklärt der „Sneakers unplugged“-Chef aus voller Überzeugung, die er gerne mit vielen Menschen teilen möchte.
Mit dieser Haltung ist der Betriebswirtschaftler mit Marketing-Qualitäten, der viele Jahre international in der Autoindustrie unterwegs war, in Münster genau an der richtigen Adresse. WFM-Handelsberater Torben Breuker: „Die Wirtschaftsförderung Münster treibt die zukunftsfähige, das heißt nachhaltige und resiliente Entwicklung hiesiger Wirtschaftsstrukturen voran. Daher freuen wir uns auch am Handelsstandort Münster über individuelle, nachhaltige Konzepte, die dem gesellschaftlichen Bewusstseinswandel Rechnung tragen. Die neuen Angebote verändern das Gesicht unseres Zentrums, steigern das positiv besetzte Image und die Attraktivität unserer City.“
Zudem pflegt die Stadt eine lange Nachhaltigkeitstradition – angefangen 1995 mit dem Beirat für kommunale Entwicklungszusammenarbeit über den „Lokale Agenda 21“-Prozess bis hin zur aktuellen Nachhaltigkeitsstrategie Münster 2030. Aufgrund dieser Aktivitäten und des bürgerschaftlichen Engagements ist Münster mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet worden. Seit 2011 setzt Münster als Fairtrade Stadt auch ein Zeichen gegen Armut in den Ländern des Globalen Südens und für eine gerechtere Gestaltung des globalen Welthandels.
„Das passt ja genau zu meinem Business“, sagt Ohm, nach dessen Meinung die Fertigungsbedingungen in der konventionellen Industrie schon lange nicht mehr zeitgemäß sind und „Green-Washing ein No-Go ist“. „Die konventionelle Sneaker-Industrie ist effizienz- bzw. preisgetrieben, produziert vornehmlich in Asien bei niedrigen Arbeitslöhnen und unter teils menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen.“ Aufgrund des Lederbedarfs würden Mengen an Futter, Weideland bzw. Regenwald, Wasser und fossilen Brennstoffen sowie umweltschädlichen Chemikalien verbraucht.
Im Gegensatz dazu werden nachhaltige Sneakers entweder aus natürlichen oder aus recycelten Materialien hergestellt, beispielsweise Maisabfälle, Ananasblattfasern, Kaktusleder und Bio-Baumwolle, Bambus, Kork und Naturkautschuk. Neben dem ökologischen Aspekt liefern auch die kurzen Transportwege und die fairen Arbeitsbedingungen wesentliche Argumente zur Wahl eines nachhaltigen Produkts, so Ohm. „Nachhaltige Sneaker-Labels und Marken sind oftmals von engagierten und motivierten Gründern getrieben, die die Welt ein Stück weit besser machen möchten und das Gesamtwohl und ein nachhaltiges Wirtschaften über den Profit stellen.“