Berufliche Orientierung und Koordinierung des Spracherwerbs
Landkreis Osnabrück. Vordenken zahlt sich aus: Als 2015 das Migrationszentrum des Landkreises Osnabrück unter dem Dach der MaßArbeit eröffnet wurde, kam der große Flüchtlingsansturm in den kommenden Wochen und im folgenden Jahr gerade erst in Gang. Das damalige Konzept trägt noch heute, so die Erfahrung von MaßArbeit-Vorstand Lars Hellmers. Das 9-köpfige Team des Migrationszentrums unter Leitung von Andrea Börgeling arbeitet eng mit der Ausländerbehörde, der Wirtschaftsförderung WIGOS und dem Integrationsbeauftragten der Kreisverwaltung, den Städten, Samtgemeinden und Gemeinden, der Arbeitsvermittlung der MaßArbeit, den Bildungsträgern und den ehrenamtlichen Unterstützern zusammen. Ziel der Arbeit ist die langfristige und nachhaltige Integration aller Zugewanderten in die Gesellschaft sowie in Bildung, Ausbildung und Arbeit.
Ein Grundsatz ist dem Team besonders wichtig: „Das Migrationszentrum steht allen Menschen mit Zuwanderungshintergrund im Landkreis Osnabrück offen“, betont Börgeling: Das gelte sowohl für neu zugewanderte Menschen, als auch für Migrantinnen und Migranten, die bereits seit längerem im Osnabrücker Land lebten. Der Aufenthaltsstatus spielt dabei keine Rolle. Die angebotene Erstorientierung beginnt mit einer umfassenden Situationsanalyse: „Wir erfragen unter anderem die familiäre und soziale Situation der Menschen, ihr Sprach- und Bildungsniveau sowie die mitgebrachten beruflichen Erfahrungen,“ beschreibt die Leiterin. Auch die Erwartungen und Zielsetzungen der Zugewanderten stehen im Fokus, um gemeinsam Zukunftsperspektiven entwickeln zu können. Die genaue Bestandsaufnahme wird dazu genutzt, den Menschen mit Migrationsgeschichte passgenaue Sprach- und Integrationskurse, die richtige Unterstützung durch ehrenamtliche Angebote in den Gemeinden, eine verlässliche Wegweisung zu Kinderbetreuung und Bildungsangeboten sowie Hilfen bei der beruflichen Integration aufzuzeigen.
Zu den Aufgaben des Migrationszentrums gehört außerdem die Koordination der Integrations- und Alphabetisierungssprachkurse für Erwachsene sowie der berufsbezogenen Deutschkurse (DeuFöV) in Abstimmung mit den Bildungsträgern. „Das Migrationszentrum bietet jedoch nicht nur Unterstützung für Migrantinnen und Migranten selbst an“, stellt die zuständige Bereichsleiterin Nadine Nuxoll klar: „Im Landkreis Osnabrück gibt es ein exzellent funktionierendes Beratungsnetzwerk vor Ort, zum Beispiel die Integrationslotsen in den Städten und Gemeinden.“ Sie oder auch andere Behörden können auf das Wissen und die Angebote des Migrationszentrums zurückgreifen. Das Team nutzt im Gegenzug bei seiner Arbeit regionale und überregionale Unterstützungsdienste und begleitet die Zugewanderten bei Bedarf auch längerfristig.
„Die Nachhaltigkeit ist uns ein besonderes Anliegen“, macht die Bereichsleiterin deutlich: Denn Integration könne nur dann wirklich gelingen, wenn das Einwanderungsland gesellschaftlich, sozial und beruflich zur Heimat werde. Davon profitieren aber nicht nur die Migrantinnen und Migranten: In weiten Bereichen der Wirtschaft gebe es einen großen Fachkräftemangel, der mittel- und langfristig nur durch Zuwanderung aufgefangen werden kann. „Doch damit das gelingen kann, ist eine konsequente Nutzung und zügiger Anerkennung bereits vorhandener beruflicher Qualifikationen der Einwandernden sowie ein gut gesteuerter Zugang zu vielfältigen, qualifizierten Bildungsprozessen notwendig,“ so Nuxoll.
Die Aufnahme der rund 4000 ukrainischen Schutzsuchenden im Landkreis Osnabrück ist deshalb eine Herausforderung, aber auch eine riesige Chance: „Gelingende Sprachförderung steht natürlich jetzt bei vielen der Geflüchteten an erster Stelle“, skizziert MaßArbeit-Vorstand Hellmers. Bereits seit Ausbruch des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine im Februar werden in den Landkreis Osnabrück Geflohene im Migrationszentrum betreut und über Sprachförderangebote informiert. „Das ist eine wertvolle Vorarbeit für die Integration in Arbeit, die jetzt seit Juni im Wesentlichen von der Kommunalen Arbeitsvermittlung der MaßArbeit geleistet wird. Sie bestätigt unsere in den vergangenen Jahren aufgebauten Strukturen,“ so Hellmers. Die Menschen aus der Ukraine seien zu einem großen Teil berufstätig gewesen und brächten eine Vielzahl von Qualifikationen mit. „Ein großes Potenzial für unsere regionale Wirtschaft, auch wenn viele Abschlüsse natürlich zunächst anerkannt oder aber durch Qualifizierungen angepasst werden müssen.“