Beruflich in der Fremde Fuß zu fassen, ist ein weiter Weg. Erste Schritte auf diesem Weg geht derzeit Sami Ekinci. Aus politischen Gründen aus der Türkei geflohen, kam der Elektroingenieur vor dreieinhalb Jahren nach Deutschland. Derzeit absolviert der 35-Jährige ein Praktikum bei der SWTE Netz, der Netzgesellschaft der Stadtwerke Tecklenburger Land. Auch die SWTE Netz betritt damit Neuland. Erstmals gibt sie einem Flüchtling Einblick in den Arbeitsalltag eines Verteilnetzbetreibers.
Um es vorweg zu sagen: Wenn es um Stromnetze geht, ist Sami Ekinci anderes gewohnt. Sechs Jahre lang hat er als Elektroingenieur bei einem staatlichen Übertragungsnetzbetreiber in der Türkei gearbeitet. Wie es hierzulande Netzbetreiber wie Amprion oder 50Hertz leisten, hat er sich mit seinen Kollegen um ein Übertragungsnetz im Höchstspannungsbereich gekümmert. Themen wie Hausanschluss-Bestellung, Netzplanung oder der Umgang mit vielen kleinen Einspeiseanlagen, wie sie bei einem Verteilnetzbetreiber wie der SWTE Netz auf der Tagesordnung stehen, spielten in seinem Berufsleben keine Rolle. Und noch etwas ist ganz anders. „In der Türkei gibt es nur staatliche Netzbetreiber. Dass sich gewerbliche Unternehmen mit privater Beteiligung um die Stromversorgung kümmern, gibt es nicht“, sagt Sami Ekinci.
Überblick über Aufgaben eines Verteilnetzbetreibers
Deshalb ist er froh, Einblick in ganz unterschiedliche Arbeitsbereiche zu bekommen. „Hier kann ich viel zuschauen, zuhören und auch einige kleinere Aufgaben erledigen“, freut sich der Elektroingenieur. Sein Praktikum verläuft nach einem strikten Zeitplan. „So kann Sami in kurzer Zeit einen Überblick über die Themen eines Verteilnetzbetreibers bekommen“, sagt Michael Bußmann, Leiter Technik der SWTE Netz. Sami Ekinci lernt die Bereiche Netzplanung und Dokumentation, Netzvertrieb und Vertragsmanagement, Netzbetrieb und Netzbau sowie Messstellenbetrieb und Projektentwicklung kennen.
Schwierige Suche nach Praktikumsplatz
Die Suche nach einem Praktikumsplatz gestaltete sich für Sami Ekinci als sehr schwierig. „Auch wegen Corona“, sagt er. Hinzu kommen sprachliche Herausforderungen. „Alltagsdeutsch und technisches Deutsch sind natürlich sehr unterschiedlich.“ Gerne hätte der zweifache Vater, der vor zweieinhalb Jahren mit seiner Familie in Hopsten ein neues Zuhause gefunden hat, noch mehr Kontakt zu Muttersprachlern. Sami Ekinci träumt davon, wieder als Elektro-Ingenieur zu arbeiten. Deshalb strebt er den Erwerb des C1-Sprachzertifikats in Deutsch an. Und er sucht weitere Praktika in seinem Bereich. Bereichernd ist das Praktikum bei der SWTE Netz nicht nur für Sami Ekinci. „Es ist schön zu sehen, wie viel Einsatz er mitbringt“, lobt Michael Bußmann. „Er ist sehr interessiert und engagiert.“