Klingt einfach, ist in der technischen Umsetzung jedoch höchst komplex: „Die Kombination von Fahrzeug-, Verkehrs- und Umweltdaten erlaubt uns, Schadstoff belastete Schwerpunkte und sicherheitskritische Stellen in Ballungszentren zu identifizieren. Infolge können wir Verkehrsflüsse erfolgreich optimieren.“ Dieses anschauliche Forschungsvorhaben war nur eines von zahlreichen Projekten, mit denen die 52°North GmbH Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe enorm beeindruckte. „Der Klimawandel ist nicht allein in Münster lösbar. Doch Münster kann durch die hier vorhandene wissenschaftliche Expertise und seine Unternehmen Teil einer Global Solution werden“, zollte das Stadtoberhaupt in Begleitung des Geschäftsführers der Wirtschaftsförderung Münster GmbH, Enno Fuchs, den Geoinformatikern großen Respekt.
Lewe betonte gegenüber den Geschäftsführern Dr. Benedikt Gräler, Dr. Simon Jirka und Matthes Rieke, dass er sich mittels Firmenbesuchen kontinuierlich über das große Potenzial am Standort informiert und ihm die Kontaktpflege zur Wirtschaft wichtig ist. Vor dem Hintergrund des Wechsels in der Firmenleitung – das Trio hatte erst vor zirka vier Wochen das Zepter von den langjährigen Managern Prof. Dr. Albert Remke und Prof. Dr. Andreas Wytzisk-Arens übernommen – kam der Termin sehr gelegen. „Was können wir als Stadt für Sie tun?“, boten Lewe und Fuchs bei Standortfragen, beim Zugang zu Netzwerken und zu Rahmenbedingungen ihre Hilfe an. „Es sollte gelingen, mehr hochqualifizierte IT-Fachkräfte an den Standort Münster zu holen und zu binden: zum Beispiel Software-Ingenieure für die anwendungsorientierte Forschung sowie Datenwissen¬schaftler“, lautete die prompte Antwort. Der Bedarf sei groß, das Finden hochqualifizierter Kräfte für die wachsenden Anforderungen in der Geoinformatik schwer.
Seit der Gründung im Jahr 2006 hat sich 52°North zu einem angewandten Forschungs- und Entwicklungsunternehmen mit einem besonderen Schwerpunkt in der Geoinformatik entwickelt. Ein Team von zwanzig Research Software Engineers und Data Scientists sowie studentischen Hilfskräften arbeitet an höchst innovativen Projekten. Es will durch angewandte Forschung und wissensintensive Dienstleistungen den Wert von Geodaten und geographischen Informationstechnologien in der Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung steigern. „Letztlich wollen wir mit hochinnovativen Lösungen die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen angehen und die Welt ein deutliches Stück verbessern.“
Beispielsweise bringt 52°North in dem Projekt KI:STE Fachwissenschaftler, Geodaten und Lösungen auf Grundlage Künstlicher Intelligenz (KI) enger zusammen, um innovative Forschung zu ökologischen Herausforderungen voranzutreiben. Im MariData-Projekt trägt das Unternehmen aus Münster zur Reduktion des Treibstoffverbrauchs und der Emissionen im internationalen Containerschiffsverkehr bei. Mit verschiedenen Projektpartnern am Standort Münster wurde im SenSituMon-Projekt eine Cloud-Lösung entwickelt, um in Nahe-Echtzeit Überflutungen zu erfassen und deren Auswirkungen besser abzuschätzen.
Die von 52°North betriebene enviroCar-Plattform ermöglicht es durch Citizen-Science-Konzepte umweltrelevante Information des Straßenverkehrs zu erheben. enviroCar hat bereits in mehreren Projekten zu einem umweltsensitiven Verkehrsmanagement beigetragen. Weitere Projekte ermöglichen die Informationsgewinnung aus Umweltdaten, um somit ein besseres Verständnis für aktuelle Umweltsituationen zu vermitteln. Die BelAir-App stellt zum Beispiel der Bevölkerung Belgiens Informationen über die Luftqualität bereit.
Das nicht gewinnorientiert agierende Unternehmen 52°North arbeitet mit seinen beiden Gesellschaftern aus der Wissenschaft, dem Institut für Geoinformatik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der ITC der Universiteit Twente, Niederlande, eng in Forschung und Lehre zusammen. In der Kooperation mit seinen Gesellschaftern aus der Wirtschaft, con terra GmbH aus Münster und Esri Inc. aus den USA, steht der Transfer von Forschungsergebnissen in die Lösungsentwicklung im Vordergrund. Lewe: „Diese Kooperationen zeigen, dass zukunftsorientiertes Handeln auf Grundlage von internationalen Beziehungen sehr gut funktioniert. Diese unternehmerische Stärke deckt sich mit dem Spirit unserer Stadt.“