(11/20) Auf der jährlichen Pressekonferenz von Phoenix Contact im November sprach Ulrich Leidecker, Chief Operation Officer, über die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens, die im Ergebnis besser ausfallen wird, als zu Beginn der Pandemie erwartet werden konnte.
Aus heutiger Sicht wird Phoenix Contact das Geschäftsjahr 2020 mit einem moderaten Umsatzrückgang von -4 bis -5 Prozent abschließen. „Ohne Währungseffekte liegen wir bei ca. -3 bis -4 Prozent“, so Ulrich Leidecker. Das ist für die Branche ein sehr guter Wert. Weltweit betrachtet erlebt das Unternehmen ein uneinheitliches Niveau. Die Americas befinden sich in einem zweistelligen Minusbereich, Asien entwickelt sich seit September sehr positiv mit einem steigenden Auftragseingang. China zeigt ein Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent und auch die Wachstumskurve in den USA geht langsam wieder nach oben.
Auch im Corona Jahr 2020 wurde weiter signifikant investiert. Insgesamt werden es rund 150 Millionen Euro sein, die in neue Strukturen und Innovationen fließen. In Nanjing, China, ist ein Gebäudekomplex an einem zweiten Standort in der Nähe des Flughafens in der Fertigstellung. In rund zehn km Entfernung ist in Mozhou, einem neu entwickelten Industriegebiet von Nanjing, ein neues Produktionsgebäude mit eigener Logistik von rund 34.000 m² Nutzfläche entstanden. Zusätzlich wurde ein Wohnheim für Mitarbeitende errichtet. Zusammen mit einem Betriebsrestaurant sind das weitere 7750 m². Auch in Russland hat Phoenix Contact investiert und ist jetzt Teil des mit 2,6 Millionen m² größten Technologieparks Europas in Skolkovo. Hier bieten Industrieunternehmen, Forschungslabore, Start-ups und eine Universität eine einmalige High-Tech Kombination.
Am Standort in Blomberg wurde bei laufendem Betrieb die Logistik erweitert. Neun weitere Regalgassen bieten jetzt 64.000 neue Stellplätze. Durch zusätzliche Workstations wird die Kommissionsleistung bis zu 40 Prozent gesteigert. Die Investition beläuft sich auf 15 Mio. Euro.
Mit einem Invest von 6 Millionen Euro wurde im ersten Quartal 2020 das neue Gebäude für die Logistik in Herrenberg fertiggestellt. Der Neubau bietet auf 2.900 m² neben einem AKL (Automatisches Kleinteilelager) auch ein Palettenregal-Lager. Mit dem Umzug des Lagers ist die bisherige Logistikfläche für Produktionserweiterungen frei. Ebenfalls hat die Phoenix Contact E-Mobility ihre Produktionskapazitäten weiter ausgebaut. In Deutschland wird eine neue Produktionsfläche von 5000 m² bezogen. Zudem wird in Polen ein neues Produktionswerk mit einer Fläche von 15.000m² errichtet.
Die unternehmerischen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung liegen bei mehr als sieben Prozent und sind gegenüber 2019 weiter leicht gestiegen. Die Mitarbeiterzahl wird 2020 weltweit bei etwa 17.500 liegen und ist damit unverändert gegenüber 2019.
Empowering an All Electric Society
Phoenix Contact bindet seine Zukunft als Unternehmen an eine globale Perspektive der nachhaltigen Energieerzeugung. Klimawandel und Reduzierung von CO2, die wachsende Weltbevölkerung und eine prognostizierte Verdoppelung des Weltenergiebedarfs bis 2050 – um diesen Herausforderungen zu begegnen, reichen Verzicht und Unterlassen nicht aus. Es bedarf neuer technologischer Ansätze: Eine Gesellschaft, deren gesamter Energiebedarf durch regenerativ erzeugte Elektrizität gedeckt wird, eine komplett CO2-freie Energieversorgung. Diese Vision hat das Potenzial, die Nicht-Verfügbarkeit von Energie als eine der wichtigsten Hemmnisse für wirtschaftliche Entwicklung in der Welt zu beseitigen, ohne natürliche Ressourcen dafür zu zerstören. Seit Jahren unterstützt Phoenix Contact seine Kunden in Bereichen wie Energieeffizienz oder dem Ausbau und der Netzanbindung regenerativer Energieerzeugungsanlagen. In der Fabrikautomation und der Infrastruktur werden Produkte bei der Elektrifizierung, Vernetzung und Automation wesentlicher Struktur- und Produktionselemente eingesetzt. Diese Anstrengungen gilt es, in den kommenden Jahren weiter auszubauen, wenn die Vision einer Welt, die sich regenerativ mit Energie versorgt, Wirklichkeit werden soll. Allerdings kommen noch wesentliche Aspekte hinzu: Ein entscheidender Faktor wird dabei die sogenannte Sektorenkopplung, d.h. alle energieerzeugenden, -verbrauchenden und -speichernden Bereiche der Industrie und Wirtschaft sowie der Privathaushalte und der kommunalen Bereiche müssen miteinander vernetzt werden. Überschüssige Energie gilt es, zu speichern. Konventionell oder zukünftig verstärkt in „Power-to-X“ Anwendungen, bei denen mit elektrischer Energie mittels Wasserelektrolyse Wasserstoff erzeugt und gespeichert wird, der bei erhöhtem Energiebedarf über Brennstoffzellen oder etablierte Generatoren wieder in Wärme oder elektrische Energie umgesetzt werden kann. Genauso könnte der Wasserstoff prozesstechnisch zu „Green-Fuels“ weiterverarbeitet werden, um als regenerativer Treibstoff für Flugzeuge zu dienen. Vernetzte Lösungen helfen, Energie, die an einer Stelle im Überschuss entstanden ist, an Stellen zu bringen, wo sie gerade benötigt wird. Und hier sieht Phoenix Contact seinen Beitrag als Unternehmen. Das Vertical Market Management von Phoenix Contact ist darauf ausgerichtet, Applikationen zu entwickeln und zum Nutzen einer All Electric Society einzusetzen. Sowohl in der Fabrikautomation, wo der lange formulierte Anspruch einer Industrie 4.0 zwar im Grundsatz beschrieben, aber längst nicht industrieller Alltag ist. In dem Segment der Infrastruktur, das sich von Smarten Gebäuden über Smart Cities bis zu jeglicher Form von Smart Traffic erstreckt, ist ebenfalls noch ein weiter Weg zurück zu legen. Insbesondere im Hinblick auf den Aspekt der Sektorenkopplung, der beschreibt, wie die Energieformen zwischen den einzelnen Sektoren effizient auszutauschen und zu kombinieren sind. Angefangen von einfachen Beispielen wie der Kombination von Solarenergie und elektrischen Speichern oder elektrisch betriebenen Fahrzeugen bis hin zu Power-to-Gas Offshore Plattformen, die Windenergie vor Ort in Wasserstoff wandeln und per Pipeline die Energie verteilen oder als Flüssiggas speichern.
In der Prozesstechnik wird sich neben Effizienz- und Modularisierungsaspekten im Bereich Chemie und Pharma der Bereich Oil & Gas sicher am deutlichsten verändern. Die großen Ölkonzerne haben das längst verstanden und richten sich konsequent in die Richtung alternativer Energiegewinnungs- und -verteilungsstrategien aus. Auch hier entstehen für neue Anwendungen große Bedarfe für Elektrifizierung, Vernetzung und Automatisierung. Und im Bereich Energie braucht eine sich verändernde Erzeugung von Energie neue Strukturen und Verfahren zur Verteilung und Speicherung von Energie. Die heutigen Netze sind darauf ausgerichtet, dass an vergleichsweise wenigen Stellen (Kraftwerken) Energie erzeugt, auf Hoch- und Höchstspannungsebene in das Transportnetz eingespeist und nach Wandlung auf die Mittelspannungsebene im Verteilnetz weiterverteilt wird. Nach weiterer Wandlung auf die Niederspannungsebene werden anschließend die eigentlichen Verbraucher über Ortsnetzstationen versorgt. Was aber, wenn immer mehr Verbraucher auch Erzeuger werden? Wenn immer mehr Wind- und Solarparks auf der Mittelspannungsebene einspeisen wo bisher „nur“ verteilt wurde? Die Bedarfe im Bereich des Energienetzausbaus werden groß sein und Phoenix Contact wird dort mit einem immer weiterwachsenden Leistungs- und Applikationsangebot als Lösungspartner unterstützen.