Die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Handwerkskammer (HWK) Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim haben jetzt gemeinsam die Ergebnisse der Herbst-Konjunkturumfrage vorgestellt. „Die Konjunktur im Handel, in der Industrie sowie bei den Dienstleistern hatte im September wieder sichtbar Tritt gefasst. Dieser Positivtrend wird allerdings durch die aktuellen Corona-Einschränkungen wieder ausgebremst“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf.
Während die Corona-Pandemie bereits seit März tiefe Spuren in großen Teilen der regionalen Wirtschaft hinterlassen hat, konnte das Handwerk die Herausforderungen bis jetzt noch gut meistern. „Zwar fällt die Bewertung nicht so gut aus wie im Vorjahr. Dennoch bewerten aktuell immer noch 58 % der befragten Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage als gut und nur 10 % als schlecht“, konstatiert HWK-Hauptgeschäftsführer Sven Ruschhaupt. Die Erwartungen seien jedoch getrübt. Hier hielten sich optimistische und pessimistische Betriebe gerade einmal die Waage. Ein deutliches Anzeichen für den zu erwartenden konjunkturellen Abschwung im regionalen Handwerk sei der Rückgang an getätigten Investitionen u.a. für Ersatzmaßnahmen, Erweiterungen und in die Betriebsausstattung, so Ruschhaupt.
Der jetzt beschlossene Lockdown 2.0 ist aus Sicht von IHK und HWK daher ein Schlag ins Kontor. Die Schließungen träfen vor allem die Betriebe der Gastronomie und der Dienstleistungswirtschaft. „Viele von diesen hatten sich kaum von den Folgen des ersten Lockdowns erholt und werden nun erneut schwere Einbußen erleiden. Für manche Unternehmen wird sich daher in den kommenden Wochen mehr denn je die Existenzfrage stellen“, so Graf. Grundsätzlich müssten sich die politischen Maßnahmen am Prinzip der Verhältnismäßigkeit messen lassen. Es dürften nur solche Beschränkungen gelten, für deren Wirksamkeit wissenschaftliche Belege – etwa die Vermeidung höherer Infektionen – tatsächlich vorliegen. Erfolge dies wie in der Vergangenheit etwa bei den Beherbergungsverboten nicht, würden die Gerichte erneut für Klarheit sorgen müssen.
Wie die Umfragen zeigen, ist die regionale Wirtschaft noch weit von einer Rückkehr zur Normalität entfernt. Demzufolge geht mehr als ein Drittel der IHK-Betriebe davon aus, dass sich die Geschäftstätigkeit frühestens im 2. Halbjahr 2021 normalisieren wird. „Der Aufschwung ist kein Selbstläufer. Politik und Gesellschaft muss es jetzt gelingen, das Virus in Schach zu halten – damit die Wirtschaft nicht wieder abstürzt“, so Ruschhaupt.
Den beiden Wirtschaftskammern zufolge müsse es nun Aufgabe der Wirtschaftspolitik sein, die bisherige Erholung zu stützen. Es werde darauf ankommen, die versprochenen Nothilfen sowie eine angekündigte Überbrückungshilfe III so zu konstruieren, dass sie die absehbaren wirtschaftlichen Schäden weitestgehend abfedern. Zuschüsse im Umfang von bis zu 75 % der Novemberumsätze 2019 seien gut, kämen allerdings nur einem kleinen Teil der negativ betroffenen Unternehmen zugute. Wenn von den Zuschüssen auch noch andere Leistungen wie z. B. das Kurzarbeitergeld abgezogen würden, komme es auf eine schnelle Auszahlung durch die Förderbanken an. „Unsere Empfehlung ist, die Unternehmenssteuern zu senken und den Verlustrücktrag noch einmal deutlich auszuweiten“, so Ruschhaupt und Graf.