Nähen ist so beliebt wie nie zuvor. Vor allem seit diesem Jahr ist klar erkennbar, dass der Trend, sich Kleidung selbst zu nähen, immer mehr Anhänger findet. Allein in Deutschland, sind rund drei Millionen Menschen begeistert dabei und vom Nähen fasziniert – und es werden jeden Tag mehr. Im Zuge dessen sind auch andere Handwerksarbeiten wie Stricken oder Häkeln wieder in Mode gekommen. Und auch, wenn Deutschland immer noch mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Rahmen von Corona zu kämpfen hat, die Nachfrage nach Nähmaschinen und Zubehör leidet nicht darunter.
Wo ist Nähen besonders populär?
Bei den Hansestädtern ist das Nähen besonders beliebt und Hamburg ist sozusagen die Näh-Hochburg des Nordens. Aus diesem Grund finden Kunden hier im Vergleich zu anderen Städten das größte Angebot. Angefangen von Stoffhändlern- und Designern, über Nähmaschinenverkäufer, bis hin zu Nähkursen und verschiedenen Handarbeitsläden, gibt es hier alles was das Herz begehrt.
Für Gruppen von Nähbegeisterten gibt es sogar spezielle Nähkurse, die hier regelmäßig angeboten werden. In der Messehalle Hamburg fanden bereits mehrere Male Nähmessen statt. Der Andrang ist jedes Mal groß, der Schwerpunkt liegt hier auf dem Motto „Make Your Fashion“. Auf den Messen findet man natürlich jede Menge Aussteller, die sich auf Bekleidungsstoffe spezialisiert haben. Darüber hinaus gibt es eigene Workshops für Schnittmuster und noch vieles mehr.
Besonderer Zuwachs in den letzten Jahren
Wie gerade erwähnt, hat man sich in Hamburg aufgrund der hohen Nachfrage dazu entschieden, eine eigene Messe zu veranstalten, die sich ausschließlich dem Thema Nähen widmet. Ein paar tausend Besucher (vorwiegend Frauen) werden jedes Mal erwartet, viele von den Frauen sind zwischen 25-35 Jahren. Es sei ein eindeutiger Aufwind in diesem Bereich zu verzeichnen, sagt die Geschäftsführerin der Messe. Nicht nur bei der älteren Generation kommt das Nähen also gut an.
Die Geschäftsführerin der Messe in Hamburg ist selbst begeisterte Näherin und veranstaltet deshalb auch eigene Kurse, in denen sie anderen Menschen das Nähen beibringt. Viele entscheiden sich für das Selbstnähen, weil Kleidung aus dem Handel manchmal einfach nicht richtig passt. So können mal Hosen zu lang, oder die Schnitte nicht passend sein.
Durch die kleinen Änderungen an den Kleidungsstücken, für die viele selbst Hand anlegen, kommen viele auf den „Geschmack“ und fangen mit dem Selbernähen von Kleidung an. Der besondere Reiz liegt oft darin, dass es viele unterschiedliche Stoffe gibt, aus denen es im Handel keine fertige Kleidung gebe.
Besonders wenn es um Kleidung für Kinder geht, ist oft nicht der passende Geschmack dabei. Das Nähen ist natürlich auch ein interessantes Thema für Mütter, die gerne die Anziehsachen für ihre Kinder selbst nähen möchten. Die Süchtigen unter ihnen „hängen also an der Nadel“ und gehen gerne zum „Stoffdealer“. Solche Wortspiele sind in der Näh-Community sehr beliebt.
Manche Stoffe sind besonders gefragt
Die Community wächst rasant an und das sieht man auch an den Zahlen so mancher Designer auf Facebook. Die bekannte Designerin Susanne Firmenich hat bereits über 40.000 Fans auf Facebook und sogar knapp 50.000 Follower auf Instagram. Es gibt ganze Stoffreihen, die über ihr Label erhältlich sind, einige sind bereits nach kurzer Zeit ausverkauft.
Einige Stoffe sind also sehr beliebt in der Näh-Community und sind aus diesem Grund in den Stoffläden schnell rar. Das Hauptaugenmerk der Näher/innen liegt dabei meist auf außergewöhnlichen Stoffen. Viele Hersteller haben das bereits erkannt und produzieren beliebte Produktreihen oft nicht nach. Wer also populäre oder angesagte Stoffe haben möchte, muss schnell sein.
Dieses Bild zeichnet sich oft auch auf Stoffmärkten ab. Hier kommt es nicht selten vor, dass es bereits vor der Markteröffnung keine freien Parkplätze mehr gibt.
Umsätze und Gewinne liegen bei hunderten Millionen Euro
Mehr als 400 Millionen Euro geben die deutschen Näher jährlich für neue Stoffe aus, Tendenz steigend. Zu diesen Zahlen kommen noch Waren wie Reißverschlüsse und Knöpfe hinzu. Für diese werden jährlich weitere 185 Millionen Euro ausgegeben.
Das Geschäft mit Stoffen und anderen Waren für diesen Bereich boomt. Der Unterschied in der heutigen Zeit verglichen mit früher ist, dass in früheren Zeiten die Handarbeit bzw. Näharbeiten zur Subsistenzwirtschaft zählten und daher günstiger als gekaufte Produkte waren. In der heutigen Zeit geht es bei selbstgemachten Kleidungsstücken eher um die Individualität und der Preis ist nur zweitrangig, weshalb sich viele Menschen ihre Nähmaschine online kaufen, da dort das Angebot mittlerweile enorm groß ist.
Der Markt und die Vielfalt sind riesig
Die Vielfalt an Nähwaren trifft nicht nur auf bekannte Online Shops zu. Auch in Foren werden zum Beispiel kleinste Stücke von begehrten Stoffen getauscht oder gehandelt. Mittlerweile gibt es sogar so etwas wie ein eigenes Darknet für den Nähbereich, wo verschiedene Schnittmuster „illegal“ unter der Hand gehandelt werden.
Die bunte Vielfalt der Stoffe für das Nähen ist riesengroß und genau das ist das schöne in der wunderbaren Welt des Nähens.